Klimawandel in der Schweiz Expertin warnt: «Das Wetter wird immer extremer»

Cornelia Alig

12.8.2017

Entweder ist es zu heiss oder zu nass. Ein ständiger Wechsel der Extreme. Was mit unserem Wetter los ist – und welche drastischen Folgen der Klimawandel für die Schweiz hat, erklärt Klimaexpertin Martine Rebetez im Interview mit «Bluewin».

Dieser Sommer ist gekennzeichnet durch Hitzewellen mit Temperaturen bis zu 37 Grad, Kälteeinbrüche und schwere Gewitter, die zu massiven Schäden geführt haben. Doch nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa scheinen wetterbedingte Katastrophen immer häufiger zu werden.

Der Grund liegt im Klimawandel, das bestätigt einmal mehr Meteorologin Sharon Satz von MeteoNews auf Anfrage von «Bluewin»: «Wetterextreme sind normal, doch durch den Klimawandel können sie gehäuft auftreten». Wegen der globalen Erwärmung werden Extreme nicht nur immer häufiger, sondern auch zunehmend intensiver. Besonders bemerkbar mache sich das in den hohen sommerlichen Temperaturen, vermehrt auftretenden Dürren, sowie Episoden intensiver Niederschläge. Man müsse entweder mit Unwettern oder Trockenheit rechnen. Für ein gesundes Mittelmass gebe es zukünftig eine zunehmend geringere Wahrscheinlichkeit, so Satz.

Auch Martine Rebetez, Klimatologin bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, warnt vor immer extremeren Wetterlagen. Denn nebst den mit gewissen Unregelmässigkeiten von Jahr zu Jahr steigenden Temperaturen verändern sich die Abflüsse (Regime) der Niederschläge, Wirbelstürme werden häufiger, Schneefälle seltener, Gletscher gehen unaufhaltsam zurück und der Meeresspiegel erhöht sich. «Was sich nicht ändert, ist das sehr unregelmässige Klima und die ganzjährigen Niederschläge», so Rebetez. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Schweiz in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten ein mediterranes Klima erreicht.

Dringender Handlungsbedarf auf mehreren Ebenen

Auch die Schweiz werde sehr betroffen sein vom Klimawandel, informiert die Klimatologin - und sieht dringenden Handlungsbedarf, denn «die Folgen sind vielfältig». So warnt Rebetez etwa vor einem Anstieg der Sommersterblichkeit, vor der fortschreitenden Reduzierung des Wintertourismus, vor Veränderungen der Waldökosysteme sowie vor Problemen für die Landwirtschaft (Dürren, Krankheiten ect.), wenn nicht bald etwas unternommen wird. «Zumal es ohnehin schon spät ist, denn wir haben bereits Unmengen an Treibhausgas in die Atmosphäre abgegeben».

Um den drastischen Entwicklungen infolge des Klimawandels entgegenzuwirken und sich auf die neuen Bedingungen einzustellen, müsse auf mehreren Ebenen agiert werden: «Die Schweiz ist ein technisch hoch entwickeltes Land. Sie kann Techniken (zur Reduktion der Treibhausgasemissionen, Anm. d. Red.) entwickeln, die woanders übernommen werden», sagt sie.

Es gebe zahlreiche Möglichkeiten der Anpassung, wie beispielsweise eine bessere Städteplanung, um Hitzewellen zu trotzen oder die Organisation der Lagerung und Verwaltung von Wasser, um Dürreperioden und den Rückgang der Gletscher zu kompensieren. Auch den Sommertourismus heisst es voranzutreiben, um dem Rückgang des Wintertourismus begegnen zu können.

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