Ansteckungsrisiko Welche Gefahr geht vom Lift und dem Bancomat aus? 

SDA/jka

4.2.2021 - 19:48

Frauen in einem Lift, dessen Tasten desinfiziert werden: Die üblichen Oberflächen im urbanen Umfeld sind laut einer Studie keine besonders grossen Viren-Überträger. 
Frauen in einem Lift, dessen Tasten desinfiziert werden: Die üblichen Oberflächen im urbanen Umfeld sind laut einer Studie keine besonders grossen Viren-Überträger. 
Bild: Getty Images (Symbolbild)

Seit längerem ist klar: Das Coronavirus überlebt auf Oberflächen. Doch wie gross ist die Gefahr, sich durch den Lift-Knopf oder den Geldautomaten anzustecken? Ein Forscherteam hat das nun untersucht. 

Wir sind es uns mittlerweile gewohnt: Händewaschen, Händewaschen und nochmals Händewaschen. Bereits zu Beginn der Pandemie warnten Gesundheitsbehörden, dass das Coronavirus auf Oberflächen überlebt – und wir uns so anstecken können. 

Genau diesen Sachverhalt haben Forschende mit Beteiligung des ETH-Wasserforschungsinstituts Eawag nun genauer unter die Lupe genommen. In der US-Stadt Somerville im Bundesstaat Massachusetts haben sie verschiedene Oberflächen auf Erbgut des Virus untersucht. Zwar fanden sie Spuren des Virus – doch das Risiko für eine Ansteckung über die kontaminierten Flächen war äusserst klein, wie sie im Fachmagazin «Environmental Science and Technology Letters» berichten.

Das heisst: Oberflächen sind nicht der Haupt-Überträger von Sars-CoV-2. Darauf weisen bereits einige Studien hin, die jedoch zumeist in Labors durchgeführt wurden. 

Den Puls der Pandemie messen

Die Forschenden sammelten im Frühjahr 2020 insgesamt rund 350 Proben von Fussgänger-Knöpfen an Ampeln, Türgriffen zu Geschäften, Deckeln von Abfallkübeln, Tastaturen von Geldautomaten und Tanksäulen. Demnach fanden sie in rund 8 Prozent der Proben Erbgut des Coronavirus.

Doch die Konzentrationen waren so niedrig, dass die Forschenden kaum mehr mit infektiösen Viren rechnen. Sie schätzen das Risiko einer Infektion deshalb als klein ein: «Unter 5 von 10'000 Fällen», liess sich Timothy Julian in einer Mitteilung des Wasserforschungsinstituts zitieren.

Der Verlauf der positiven Proben stimmte gemäss den Forschenden gut mit der Kurve der Neuansteckungen in der Stadt überein. Deshalb könnte ein Sars-CoV-2-Monitoring auf Oberflächen beispielsweise in Schulen ein nützliches Instrument sein, um klinische Tests zu ergänzen und Trends der Pandemie-Entwicklung möglichst früh zu erkennen, sagte Julian.

Dreissig Berührungen pro Stunde

Denn die Oberflächen wurden bis zu dreissig Mal von verschiedenen Leuten pro Stunde berührt. Vernachlässigen sollte man das Ansteckungsrisiko über Knöpfe, Tasten oder Griffe deshalb nicht, so die Forschenden, gerade wenn viele Leute Virusträger seien.

Für die Studie sammelte das Team keine Proben etwa von Geschirr oder Tischen in Restaurants. «Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand über einem Tisch hustet oder niest und sich Tröpfchen mit hohen Virenkonzentrationen dort befinden, ist viel grösser als bei einem Knopf oder einem einzelnen Türgriff», sagte Julian.

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SDA/jka