«GreenPees» Amsterdam sagt Wildpinklern den Kampf an

tsha

24.8.2020

Sieht aus wie ein Blumenkübel, ist aber ein Urinal: Das GreenPees in Amsterdam.
Sieht aus wie ein Blumenkübel, ist aber ein Urinal: Das GreenPees in Amsterdam.
Bild: GreenPees

Saubere Sache: Ein bepflanztes Urinal will in Amsterdam wildem Pieseln den Kampf ansagen. So soll die Stadt nicht nur sauberer, sondern auch grüner werden. 

«Aber Herr Doctor, wenn Einem die Natur kommt!» – Schon Georg Büchners «Woyzeck» hatte so seine Probleme mit der Notdurft, die sich oftmals in just jenen Momenten meldet, in denen man sie gar nicht brauchen kann. «Ich habs gesehen, Woyzeck!», hatte der Mediziner den armen Wehrmann zuvor angeblafft. «Er hat auf die Strasse gepisst, an die Wand gepisst, wie ein Hund!»

Was im 19. Jahrhundert Gültigkeit hatte, gilt heute, da – zumindest in Nicht-Coronazeiten – Heerscharen von Feierwütigen trinkend und eben auch urinierend durch unsere Städte ziehen, umso mehr. Damit allerdings nicht Strassen oder gar Wände herhalten müssen für den zumeist männlichen Erleichterungsdrang, hat sich die niederländische Firma Urban Senses ein ganz besonderes Urinal entwickelt: «GreenPees», eine schicke Mischung aus Blumenkübel und Männerklo.

Das Hightech-Urinal steht bereits in mehreren belgischen Städten, auch in Amsterdam befanden sich bislang vier GreenPees. Die niederländische Stadt hat nun acht weitere grüne Toiletten gekauft, nachdem die Feierwütigen offenbar die Strassen bereits wieder bevölkern (und verschmutzen) wie vor Beginn der Coronapandemie.

Die ersten vier Toiletten seien ein durchschlagender Erfolg gewesen, sagte GreenPees-Erfinder Richard de Vries gegenüber CNN. In den Gegenden, in denen die ersten Urinale aufgestellt wurden, sei nur noch halb so oft wildgepieselt worden wie zuvor. Nachdem Amsterdam den Kauf weiterer seiner Klos wegen Corona auf Eis gelegt hatte, habe man dort mittlerweile erkannt, dass es «einen weiteren Bedarf an Toiletten gibt», so de Vries.

Ein ewiger Kreislauf

Für ihn ist das GreenPees eine deutlich bessere Alternative zu herkömmlichen Pissoirs. Einerseits sehe es deutlich besser aus und füge sich harmonischer ins Stadtbild, heisst es auf der Seite des Herstellers. Vor allem aber sei es umweltfreundlich und brauche keinen Wasser- beziehungsweise Abwasseranschluss.

Denn der Urin des nun nicht mehr ganz so wilden Pinklers wird in einem Tank mit einem geruchsabsorbierenden Material aus Hanffasern aufgefangen. Die so entstandene Masse kann kompostiert werden, was wiederum einen phosphatreichen Düngemittel produziert, mit dem Grünflächen auf natürliche Weise gedüngt werden können.

Die Pflanzen, die im Urinalkübel selbst wachsen, werden laut Hersteller über Regenwasser versorgt, das in einem 30-Liter-Behälter eingefangen und dort für trockene Tage gespeichert wird. «Sieht gut aus und ist auch noch funktional», freut sich de Vries bei CNN. 

Je nach Blasenvolumen des Nutzers hat das GreenPees-Urinal Kapazität für 200 bis 300 Toilettengänge. Stadtmitarbeiter können, je nach Modell, entweder per Augenschein überprüfen, wann eine Leerung nötig ist, oder sich von einem verbauten Sensor darüber informieren lassen.

Jetzt will Erfinder Richard de Vries mit seiner Entwicklung den Weltmarkt erobern. Denn gepinkelt wird schliesslich überall.

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