Naturwissenschaft Klimawandel gefährdet Insekten und damit ganze Ökosysteme

om, sda

7.11.2022 - 15:20

Sie reagiert besonders empfindlich auf Hitze: Hummel auf einer Echinacea-Blüte. (Archivbild)
Sie reagiert besonders empfindlich auf Hitze: Hummel auf einer Echinacea-Blüte. (Archivbild)
Keystone

Insekten leiden unter dem Klimawandel. Das gefährdet das gesamte Ökosysteme. 70 Forschende aus 19 Ländern fordern deshalb in einer Studie Massnahmen, um die Folgen des Klimawandels auf Insekten besser zu verstehen und diese zu verringern.

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In der Studie gibt das internationale Forschungsteam einen Überblick über die Rolle des Klimas und von klimatischen Extremen beim Rückgang der Insektenpopulation, wie das mitbeteiligte Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern am Montag mitteilte. Die Studie ist Teil der Reihe «Scientists' Warning» und im Journal «Ecological Monographs» erschienen.

Insekten sind fundamental wichtig für überaus viele Ökosysteme und die Welt ist dabei, einen Teil von ihnen zu verlieren, warnt Studienleiter Jeffrey Harvey vom Niederländischen Institut für Ökologie und der Vrije Universiteit Amsterdam.

Sowohl längerfristige Entwicklungen als auch kurzfristige Extreme schaden Insekten. Besonders ausgeprägt ist das in Regionen mit gemässigten Temperaturen. Der allmähliche Temperaturanstieg wirkt sich auf Körperbau, Verhalten, Erscheinung und Beziehung unter den Arten aus. Extremereignisse wie Dürren, Brände, Kälteeinbrüche und Überschwemmungen hinterlassen ebenfalls Spuren.

Klimabedingter Artenschwund

Die Beweise für die negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung auf den Insektenbestand häufen sich, wie die Studie festhält. So überleben etwa Fruchtfliegen, Schmetterlinge oder Mehlkäfer zwar Hitzewellen, Männchen oder Weibchen werden dabei aber steril und können sich nicht mehr fortpflanzen.

Vor allem Hummeln reagieren sehr empfindlich auf Hitze. Die Erderwärmung ist wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge der Hauptfaktor für den Rückgang mehrerer ihrer Arten in Nordamerika.

Eine grosse Sorge hegen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch, weil die Pflanzen, die den Insekten als Nahrung und Schutz dienen, ebenfalls unter dem Klimawandel leiden.

Grundpfeiler der Zivilisation

Eine Abnahme der Insektenpopulation wirkt sich auf die ganze Nahrungskette aus. Neben ihrem Wirken in der freien Natur sind Insekten unabdingbar für die menschliche Zivilisation.

Bestäubung, Schädlingsbekämpfung, Nährstoffkreislauf und Zersetzung von Abfällen: Sie erbringen lebenswichtige Leistungen für die Menschheit, die nicht zuletzt der Weltwirtschaft jedes Jahr Milliarden von Dollar einbringen. Ausserdem machen sie den überwältigenden Teil der biologischen Vielfalt des Planeten aus.

Klimabedingt müssen die Insekten ihre saisonalen Lebenszyklen und ihre Verbreitung anpassen. Ihrer Anpassungsfähigkeit wirkt aber der Mensch mit der Zerstückelung von Lebensräumen und dem Pestizideinsatz zuwider.

Weniger Pestizide

Neben den Herausforderungen für die Insekten listet das Forscherteam auch Massnahmen zu ihrem Schutz auf. Neben der Bekämpfung des Klimawandels in grossen Stil fordern die Forscherinnen und Forscher eine Reduktion von Pestiziden und Chemikalien in der Landwirtschaft.

Weiter sollten Renaturierungen unter Berücksichtigung von Ökosystemen auf Mikro-Ebene speziell für Insekten angepackt werden. Das Insektensterben lasse sich aber nur fächerübergreifend eindämmen, hielt das Team fest.