Covid-Schutz Maske über Maske – sinnvoll oder übertrieben?

uri

8.2.2021

Anthony Fauci, der medizinische Chefberater von US-Präsident Joe Biden, wurde in der Vergangenheit öfter mit einer medizinischen Maske gesehen, über der er eine Stoffmaske trug. (Archiv)
Anthony Fauci, der medizinische Chefberater von US-Präsident Joe Biden, wurde in der Vergangenheit öfter mit einer medizinischen Maske gesehen, über der er eine Stoffmaske trug. (Archiv)
Getty Images

Der populäre amerikanische Immunologe Anthony Fauci plädiert für das Tragen von zwei Schutzmasken übereinander. Schweizer Experten halten davon nicht viel. 

Der US-Immunologe und Berater von Präsident Joe Biden, Anthony Fauci, gilt laut einer aktuellen Studie als mächtigster Verbreiter von Botschaften zu notwendigen Corona-Massnahmen weltweit. Umso mehr verblüffte der Wissenschaftler, als man ihn mit zwei übereinander getragenen Atemschutzmasken sehen konnte und Fauci auch öffentlich erklärte, er mache das öfter so.

Fauci sagte dazu in einem Livestream aus dem Weissen Haus, bereits «der gesunde Menschenverstand» sage einem, dass zwei Barrieren eben besser vor den Coronaviren schützen würden als nur eine. Allerdings meinte er auch, dass die in dieser Frage federführende US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) noch keine Empfehlung dazu herausgegeben habe, wobei sie sich die «verschiedenen Optionen des Maskentragens derzeit genau anschaut».

Vor allem angesichts der ansteckenderen Virus-Mutationen folgen inzwischen bereits einige dem Beispiel Faucis und tragen zwei Masken übereinander, wobei direkt auf dem Gesicht dann OP-Masken aufliegen sollten und darüber solche aus Stoff.

Auf diese Art und Weise mit doppeltem Atemschutz ausgestattet, sah man bereits US-Präsident Joe Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und bei deren Amtseinführung etwa auch die Poetin Amanda Gorman und der neue US-Verkehrsminister Pete Buttigieg.

Die Immunologin und Mikrobiologin Andrea Love erklärte dem US-Portal Cnet.com, mit den ansteckenderen Virus-Varianten müsse man derzeit das Verhalten anpassen und vorsichtiger werden. Dazu gehöre auch, in kritischen Situationen eine wirkungsvolle Atemschutzmaske zu tragen, wobei eben nicht alle Masken die notwendige Qualität hätten. «Idealerweise hat man mehrere Schichten», befand Love. Das gelte vor allem, wenn man nur eine dünne Gesichtsbedeckung aus Stoff trage.

Gesunde atmen mit zwei Masken nicht schlechter

Die Wissenschaftlerin vertrat die Ansicht, man könne selbst dann von einer weiteren Lage profitieren, wenn man bereits eine medizinische Maske mit zwei Schichten vor Mund und Nase trage. Zudem müssten die Leute verstehen, dass die häufig getragenen Stoffmasken als Notlösung gedacht gewesen seien und nicht den nötigen Schutz bieten würden.

Laut einer noch nicht von Experten geprüften Untersuchung, in der elf verschiedene Arten des Atemschutzes getestet wurden, boten Masken mit drei Schichten den besten Schutz gegen Coronaviren. Falls man keine solche Masken zur Hand habe, könne man den Schutz am ehesten nachahmen, indem man eine Stoffmaske über einer zweilagigen OP-Maske trage, schreibt Cnet. Auch Forscherin Love meint, solch eine Doppelmaske sei «eine einfache Lösung», wenn man entsprechende medizinische Masken nicht zur Hand habe.

Den häufig gemachten Einwand, dass solch eine Kombination das Atmen erschwere, lässt die Wissenschaftlerin nur bedingt gelten. Sie verweist auf Studien, die zeigten, dass die Aufnahme von Sauerstoff durch verschiedene Masken nicht behindert würde. Dafür gebe es einen einfachen Grund: «Die Grösse eines Sauerstoffmoleküls ist um Grössenordnungen kleiner als die Porengrösse von Masken», erklärt Love. Das Problem sei, dass «viele Menschen hier nicht den Unterschied zwischen einfachem Unbehagen und einem echten körperlichen Problem erkennen.»

Während man in den USA wahrscheinlich künftig mehr Menschen mit zwei Masken sehen dürfte, dürfte es hierzulande eher die Ausnahme bleiben. Schliesslich sind Schweizer Experten gegenüber einer solchen Massnahme grundsätzlich kritischer eingestellt.

Taskforce erteilt FFP2-Masken eine Absage

Peter Wick von der Empa, der auch in der wissenschaftlichen Covid-Taskforce sitzt, bemängelte in der «SonntagsZeitung», dass wenn bei zwei Masken etwas nicht gut sitze, die Luft beim Ausatmen an der Maske vorbeiströmen könne. Dies würde das Ansteckungsrisiko für andere erhöhen. Zudem würden die existierenden Maskentypen ausreichenden Schutz bieten, ohne dass man nachdoppeln müsse.

Der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri gestand in derselben Zeitung zwar ein, dass die Filterleistung bei zwei Masken «selbstverständlich grösser» sei, doch auch er riet davon ab, sie übereinander zu tragen. Es wirke improvisiert und sei von den Herstellern auch nicht so vorgesehen. «Wenn schon, macht es Sinn, auf eine bessere Maske umzusteigen», wird Hauri von der «SonntagsZeitung» zitiert.

Ein entsprechendes FFP2-Obligatorium, das höherwertige Masken in bestimmten Situationen vorschreiben würde, stellte indes gerade in der letzten Woche die Covid-Taskforce des Bundes infrage. Im Policy Brief der Experten hiess es zwar, es sei unbestritten, dass die Wirksamkeit dieser Hochleistungs-Atemschutzmasken «bei korrekter Anwendung» die getesteten chirurgischen oder Community-Masken übertreffe; dafür sei es schwerer, solche die FFP2-Masken an die Gesichtsform anzupassen und das für die individuelle Person passende Modell zu finden.

Es bleibt zu befürchten, dass uns nicht nur das Coronavirus noch eine ganze Weile begleiten wird, sondern ebenso die Frage, mit welcher Maske man sich am besten dagegen schützt. 

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