Sie halten das Ökosystem in BetriebAuf jeden Menschen kommen 2,5 Millionen Ameisen
tgab
21.9.2022
Die Erde wird einer neuen Studie zufolge von 20 Billiarden Ameisen besiedelt. Sie bilden Kolonien über Kontinente hinweg und haben einen gewaltigen Einfluss auf den Planeten.
tgab
21.09.2022, 13:10
21.09.2022, 15:34
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Ameisen sind allgegenwärtig, aber nicht alles ist über sie bekannt. Zum Beispiel wie viele Ameisen es überhaupt gibt. Ein Team um den Biologen Patrick Schultheiss von der Universität Würzburg hat im Wissenschaftsjournal PNAS jetzt eine neue Schätzung vorgelegt: Demnach leben 20 Billiarden Ameisen auf der Erde. Auf einen Menschen kämen damit rein rechnerisch in etwa 2,5 Millionen der Tierchen.
Laut Schultheiss entspricht die Ameisenzahl einer Biomasse von zwölf Megatonnen Kohlenstoff. «Das übersteigt die kombinierte Biomasse aller Wildvögel und wildlebenden Säugetiere und entspricht rund 20 Prozent der Biomasse der Menschheit.» Da für gewisse Regionen und Lebensräume keine Zahlen vorliegen, gehen die Forscher*innen davon aus, dass die Zahl der Ameisen möglicherweise noch grösser ist.
Die Forscher*innen werteten für ihre Schätzung mehr als 450 wissenschaftliche Publikationen aus, in denen Ameisen an rund 1'300 Orten auf der ganzen Welt gezählt wurden. Diese Orte unterteilten sie in bestimmte Landschaftstypen wie «tropischer Regenwald» oder «Wüsten und trockenes Buschland». Dann ermittelten die Wissenschaftler*innen die durchschnittliche Ameisendichte pro Quadratmeter in dem untersuchten Gebiet und rechneten diesen Wert auf den Teil der Erdoberfläche hoch, wo der entsprechende Landschaftstyp vorkommt.
Mehr als 15‘000 verschiedene Ameisenarten
So konnte erstmals ermittelt werden, wie sich die Ameisen mengenmässig auf der Welt verteilen. Ausser in den Polarregionen kommen sie demnach in nahezu sämtlichen Lebensräumen vor. Fast zwei Drittel der oberirdisch lebenden Ameisen sind in tropischen Feuchtwäldern und tropischen Savannen zu finden. Insgesamt gebe es mehr als 15‘000 verschiedene Arten und Unterarten – wahrscheinlich sogar etliche mehr, die bisher nicht entdeckt worden seien.
Die grosse Bedeutung der Zahl und Verteilung zeige sich etwa darin, dass Ameisen pro Hektar im Jahr bis zu 13 Tonnen Erdmasse bewegen könnten. «Damit haben sie grossen Einfluss auf die Erhaltung des Nährstoffkreislaufs und spielen auch in der Verbreitung von Pflanzensamen eine entscheidende Rolle», erklärt Schultheiss.
Der Einfluss der Ameisen könne aber auch negativ sein. Dies gelte etwa bei invasiv auftretenden Arten wie Feuerameisen, die sich negativ auf die örtliche Biodiversität auswirkten und beträchtlichen Schaden anrichten könnten.
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