Gesundheit Nicht nur Migrationsstatus hat einen Einfluss auf Verhütung

iw, sda

26.10.2021 - 10:59

Das Präservativ ist in der Schweiz das beliebteste Verhütungsmittel, gefolgt von kombinierten hormonellen Methoden (im Volksmund "die Pille"). 82  Prozent der Schweizer verhüten, aber nur 55 bis 62 Prozent der Männer aus Afrika und Südosteuropa. Frauen sorgen häufiger vor (Symbolbild).
Das Präservativ ist in der Schweiz das beliebteste Verhütungsmittel, gefolgt von kombinierten hormonellen Methoden (im Volksmund "die Pille"). 82 Prozent der Schweizer verhüten, aber nur 55 bis 62 Prozent der Männer aus Afrika und Südosteuropa. Frauen sorgen häufiger vor (Symbolbild).
Keystone

Frauen mit Migrationshintergrund verhüten seltener – ausser sie stammen aus Amerika oder von der Iberischen Halbinsel, dann verwenden sie genau so oft Verhütungsmitte wie Schweizerinnen. Auch Bildung, Einkommen und Lebensstil haben einen Einfluss auf die Verhütung.

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Insgesamt verhüteten 78 Prozent der befragten 15- bis 49-Jährigen, die in den letzten 12 Monaten sexuell aktiv waren. Das Kondom war das häufigste, «die Pille» das zweithäufigste Mittel der Wahl. Über ein Drittel verwendeten ein Präservativ, aber nur 12 Prozent der Befragten vertrauten ausschliesslich darauf. Kombinierte hormonelle Methoden (im Volksmund «die Pille") wurden von 30 Prozent der befragten Personen erwähnt.

9 Prozent verhüteten mit rein gestagenhaltigen Methoden (vor allem Hormonspirale, aber auch Spritze oder Stäbchen), 8 Prozent – Männer und Frauen – haben sich unterbinden lassen. 4 Prozent verliessen sich auf die Kupferspirale. 3 Prozent hielten sich an natürliche Methoden. Wenn alle Stricke (oder Kondome) reissen, nimmt 1 Prozent Zuflucht zur Pille danach.

Das ergab eine Analyse des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) von Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) 2017.

Südosteuropäer verhüten am seltensten

Die Verwendung von Verhütungsmethoden unterscheidet sich gemäss dieser Studie in der Schweiz zwischen den Bevölkerungsgruppen je nach Herkunftsland in der ersten und zweiten Generation. Personen mit Schweizer Hintergrund gaben am häufigsten an, eine Methode zur Empfängnisverhütung zu verwenden, nämlich 84 Prozent der Frauen und 82 Prozent der Männer. Personen mit Wurzeln in Portugal, Spanien sowie Nord-und Südamerika wiesen ähnlich hohe Raten auf.

Personen aus allen anderen Ländergruppen verhüteten aber gemäss Obsan-Bericht signifikant weniger häufig. Am tiefsten waren die Anteile derjenigen, die eine Verhütungsmethode benutzten, bei Personen mit Wurzeln in Südosteuropa (68 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer) und der östlichen Mittelmeerregion und Afrika (67 Prozent der Frauen und 55 Prozent der Männer).

Auch der Migrationsstatus spielte eine Rolle: Insgesamt verhüteten bereits bei Geburt eingebürgerte Frauen, deren Eltern eine andere Nationalität aufweisen, etwa gleich häufig wie Schweizerinnen mit Schweizer Eltern. Frauen, die bei der Geburt in der Schweiz eine andere Nationalität hatten, taten dagegen signifikant seltener etwas gegen unerwünschte Schwangerschaft.

Die Pille ist nicht bei allen gleich beliebt

Frauen von der Iberischen Halbinsel mögen «die Pille»: 46 Prozent verwenden sie, während nur 31 Prozent der Schweizerinnen und der Eingewanderten aus Nachbarländern darauf vertrauen. Hingegen gaben Personen aus den übrigen Ländern Europas sehr viel seltener an, kombinierte hormonelle Methoden zu verwenden.

Unpopulär ist die Pille in den Migrationsgruppen, die ohnehin seltener verhüten: Nur 22 Prozent der Südosteuropäerinnen und der Frauen aus Afrika und dem östlichen Mittelmeerraum verwenden sie.

Bildung, Einkommen und Fitness

Auch der Bildungsstand spielte beim Verhüten eine Rolle: Vereinfacht gesagt, sorgten Männer mit höherer Bildung öfter vor gegen unerwünschten Nachwuchs als weniger gut Ausgebildete. Bei den Frauen dagegen zeigte sich dieser Unterschied nicht. Allerdings bedienten sich Frauen mit tieferem Einkommen häufiger anderer Methoden als der Pille.

Die übrigen Befunde sind disparat: So wurden Präservative einerseits von Personen mit tertiärer Bildung häufiger angewendet, andererseits von Personen mit tiefem Einkommen. Dieselben beiden Gruppen – plus Personen mit Migrationshintergrund – hatten eher eine ablehnende Haltung gegen die unumkehrbare Unterbindung.

Einen eindeutigen Einfluss hat das Gesundheitsbewusstsein: Frauen, die in der Woche mehr als 150 Minuten Sport trieben, verhüteten insgesamt häufiger, nutzten aber seltener kombinierte hormonelle Verhütungsmittel. Wer täglich fünf oder mehr Portionen Gemüse und Obst ass, Fleisch und Süssgetränke mied und nicht rauchte, verwendete signifikant seltener die Pille und bevorzugte häufiger die Unterbindung. Vegetarierinnen verhüten insgesamt seltener.

Für Unterbindung und Hormonspirale votierten Frauen mit riskantem Alkoholkonsum – wohl vor allem, weil man diese Methoden nicht «vergessen» kann wie Pille oder Kondom.

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