Syukuro Manabe, Klaus Hasselmann und Giorgio Parisi erhielten den diesjährigen Physik-Nobelpreis.
Der Japaner Syukuro Manabe zeigte, wie ein erhöhter Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre zu einem Anstieg der Temperaturen an der Erdoberfläche führt.
Klaus Hasselmann erkannte schon vor Jahrzehnten den menschengemachten Temperaturanstieg und forderte die Politik zum Handeln auf.
Der italienische Physiker Giorgio Parisi konnte um 1980 versteckte Gesetzmässigkeiten hinter vermeintlich dem Zufall gehorchenden Phänomenen aufdecken.
Physik-Nobelpreisträger brachten Ordnung in komplexe Systeme - Gallery
Syukuro Manabe, Klaus Hasselmann und Giorgio Parisi erhielten den diesjährigen Physik-Nobelpreis.
Der Japaner Syukuro Manabe zeigte, wie ein erhöhter Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre zu einem Anstieg der Temperaturen an der Erdoberfläche führt.
Klaus Hasselmann erkannte schon vor Jahrzehnten den menschengemachten Temperaturanstieg und forderte die Politik zum Handeln auf.
Der italienische Physiker Giorgio Parisi konnte um 1980 versteckte Gesetzmässigkeiten hinter vermeintlich dem Zufall gehorchenden Phänomenen aufdecken.
Die diesjährigen Physik-Nobelpreisträger legten mit ihren Arbeiten den Grundstein für die heutige Klimaforschung. Sie wurden für ihre «bahnbrechenden Beiträge zum Verständnis komplexer physikalischer Systeme» ausgezeichnet.
Der Japaner Syukuro Manabe und der Deutsche Klaus Hasselmann teilen sich die eine Hälfte des Nobelpreises. Die Meteorologen und Klimaforscher wurden für ihre physikalischen Modelle geehrt, die eine «zuverlässige Vorhersage der Erderwärmung» ermöglichen, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm verkündete.
Die andere Hälfte erhielt der Italiener und Physiker Giorgio Parisi von der Sapienza Unversität in Rom. Seine Errungenschaften gehören dem Nobelkomitee zufolge zu den wichtigsten Beiträgen zur Theorie komplexer Systeme.
«Überraschende Wahl»
Der Nobelpreis für die Klimaforscher kommt für den ETH-Klimaphysiker Reto Knutti «extrem überraschend. «Ich hätte nicht gedacht, dass Klimaforschende jemals zum Zug kommen werden», sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Für einen Nobelpreis für die Klimaphysik sei es aber höchste Zeit gewesen. Ob das Nobelkomitee mit dem Preis ein klimapolitisches Zeichen setzen wollte, darüber könne man nur spekulieren.
David Haviland, Mitglied im Physik-Nobelkomitee der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften, antwortete der Deutschen Presse-Agentur auf die Frage, ob solch ein Preis kurz vor der Weltklimakonferenz in Glasgow mit einer Botschaft verbunden sei, mit den Worten: «Ich denke, das Nobelkomitee und die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften wollen klarmachen, dass wir an die Physik und die Wissenschaft glauben und dass wir genügend (über das Klima) wissen. Wir haben genügend Beobachtungen, wir haben solide Methoden, um Beobachtungen zu vergleichen, wir haben gute Modelle. Und wir können verlässliche Vorhersagen über die Zukunft des Klimas treffen.»
Kampf gegen Klimakrise ist dringend
Erst im August zeigte der 6. Zustandsbericht des Weltklimarats IPCC, dass sich der globale Klimawandel in den letzten Jahren weiter verschärft hat. Und er warnte vor Extremwetterereignissen mit einer Häufigkeit und Heftigkeit, wie sie noch nie aufgetreten sind. Eine Erwärmung von 1,5 Grad könnte demnach schon bald überschritten sein. «Wir müssen also alles machen, um den Klimawandel zu minimieren», sagte der Nobelpreisträger Manabe denn auch.
Auch Giorgio Parisi hält den Kampf gegen die Klimakrise wenige Wochen vor der Weltklimakonferenz für äusserst dringend. «Es ist klar, dass wir für künftige Generationen jetzt sehr schnell handeln müssen», sagte er.
Urgestein der Klimaforschung
Der Klimaphysiker Knutti bezeichnet den in Japan geborenen Meteorologen Manabe als ein Urgestein der Klimaforschung. Er habe dieses Feld ein halbes Jahrhundert lang geprägt. Im Jahr 1967 veröffentlichte der heute 90-Jährige, der nach wie vor an der Princeton University (USA) forscht, eine zentrale Studie: Er wies in einem Modell nach, dass CO2 tatsächlich zur Erwärmung des Erdklimas beiträgt.
Manabe führte seine Berechnungen auf einem Computer durch, der freilich mindestens eine Milliarde Mal langsamer gewesen sei als heutige Rechner, so Knutti. Aber die wichtigsten Punkte hätte Manabe erkannt. So seien die physikalischen Grundlagen, auf denen heutige Klimamodelle fussten, denn auch immer noch dieselben wie damals.
Der 89-jährige Hasselmann, tätig am Max-Planck-Institut (MPI) für Meteorologie, ist Knutti zufolge ein Pionier der sogenannten Attributionsforschung, für die der Nobelpreisträger 1993 eine Studie darlegte. Mit der Attributionsforschung lassen sich anhand statistischer Verfahren die Ursachen der Klimaerwärmung ermitteln. «Hasselmann legte die Grundlagen dafür, dass wir heute klar sagen können, dass der Klimawandel menschengemacht ist», so Knutti.
Ein Bilderbuch-Wissenschaftler
Der 73 Jahre alte Giorgio Parisi wurde für seine Forschung zu komplexen Systemen geehrt, für deren Beschreibung er eine mathematische Lösung gefunden hatte. Um 1980 entdeckte er verborgene Muster in ungeordneten komplexen Strukturen. Die Auswirkungen für die Forschung waren Gilberto Colangelo zufolge enorm. Als Beispiel nennt er die Immunologie, die Genetik oder die Sozialwissenschaften.
Colangelo ist theoretischer Physiker an der Universität Bern. Er doktorierte an der Universität Rom II «Tor Vergata», als Parisi dort als Professor tätig war. «Sie können sich ihn wie einen Wissenschaftler aus dem Bilderbuch vorstellen», sagte der Berner Physiker im Gespräch mit Keystone-SDA: «Er widmete seine Aufmerksamkeit oftmals eher seinen Gedanken als seiner Umgebung.» Zweifelsohne sei er aber ein genialer Forscher und ein tiefer Denker.
Manabe, Hasselmann und Parisi teilen sich den mit zehn Millionen schwedischen Kronen dotierten Nobelpreis (rund 1,06 Millionen Franken). Offiziell geehrt werden die Preisträger am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel. Sie erhalten dann neben dem Preisgeld die berühmte Medaille sowie eine Nobelurkunde.