Umfangreiche MessungenRätsel um Steinhügel im Bodensee gelüftet
SDA
25.4.2018
Seit 2015 wird über den Ursprung einer Reihe von rund 100 Steinhügeln gerätselt, die unter Wasser vor Uttwil TG entdeckt wurden. Nun sind Messungen ausgewertet worden. Sie zeigen, dass die Hügel durch Menschenhand errichtet wurden.
Als 2015 eine Tiefenvermessung des Bodensees ausgewertet wurde, entdeckten die Forscher in der Zone zwischen Romanshorn und Bottighofen eine Reihe von über 100 Steinhügeln mit Durchmessern von 15 bis 30 Metern. Sie liegen drei bis fünf Meter unter dem Wasserspiegel und verlaufen in teilweise regelmässigen Abständen parallel zum Ufer.
Seit der Entdeckung wurde über den Ursprung gerätselt. Zur Auswahl standen verschiedene Theorien. So könnte es sich um glaziale Ablagerungen des Bodenseegletschers vor rund 18'000 Jahren handeln.
Wie in Stonehenge
Die Steine könnten aber auch durch den Menschen entlang einer früheren Uferlinie oder sogar im Wasser aufgeschüttet worden sein. Spekuliert wurde weiter, die Steinstrukturen seien ein grosses astronomisches System - wie in Stonehenge, in Südengland.
Unter der Leitung des Amtes für Archäologie des Kantons Thurgau fanden mehrere Tauchgänge statt. Dabei wurden die Steinhaufen fotografiert und es wurden Hölzer geborgen, die sich darin verkeilt hatten.
Mit Georadargerät ausgemessen
Wissenschaftler untersuchten die Steinhügel vom Forschungsschiff "Kormoran" aus mit einem unter Wasser funktionierenden Georadargerät. Mit hochfrequenten elektromagnetischen Impulsen könne man damit die im Seeuntergrund versteckten Schichtgrenzen im Umfeld der Steinstrukturen erfassen, teilte der Thurgauer Informationsdienst am Mittwoch mit.
Die so gewonnenen Bilder lieferten neue Erkenntnisse zur Entstehung der Anhäufungen. Dazu gehört, dass die bis zu 40 Zentimeter grossen Steine auf den nacheiszeitlichen Seeablagerungen aufliegen. Sie sind damit nicht durch einen Gletscher entstanden, sondern müssen von Menschenhand errichtet worden sein.
Sache der Archäologen
Die Hügelreihe könnte in der Nähe der Haldenkante der möglicherweise damals noch im Trockenen liegenden Uferlinie gebaut worden sein. Damit sei klar, dass weitere Fragen von Archäologen und nicht mehr von Geologen geklärt werden müssten, heisst es.
Die geborgenen Hölzer aus einem der Hügel wurden inzwischen mit der Radiokarbon-Datierungsmethode untersucht. Sie stammen aus der Jungsteinzeit zwischen 3600 bis 3300 v. Chr. Allerdings könnten sie auch aus einer benachbarten Pfahlbausiedlung angeschwemmt worden sein und keinen Zusammenhang mit den Steinhügeln haben.
Das Amt für Archäologie des Kantons Thurgau plant im nächsten Winter, mit einer Unterwassergrabung einen der Hügel genauer zu untersuchen. Die bisherigen Ergebnisse seien nur ein Etappenziel auf dem Weg, eine Lösung des Rätsels zu finden, heisst es in der Mitteilung.
Von einer «sensationellen Entdeckung» sprechen Archäologen: Das älteste jemals im Bodensee entdeckte Boot wurde nun vor Wasserburg geborgen. Es handelt sich um einen Einbaum, der rund 3150 Jahre alt ist.
Bild: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. – www.bgfu.de
Der Einbaum lag rund 170 Meter vom Ufer entfernt nahe der Eschbach-Mündung bei Wasserburg.
Bild: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. – www.bgfu.de
Da das Boot nur von einer dünnen Schlammschicht belegt war, geht man davon aus, dass es noch nicht lange am Fundort lag.
Bild: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. – www.bgfu.de
Entdeckt hatte der heute 30-Jährige Christoph Schmid den Einbaum bereits als 10-jähriger Schüler. Im Jahr 2015 machte er sich wieder auf die Suche und wurde erneut fündig.
Bild: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. – www.bgfu.de
Nach einer ersten Sichtung durch die Wasserwacht und die Wasserschutzpolizei untersuchten Taucher der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e.V. (BGfU) den seltenen Fund. Auch dokumentierten sie die Lage und die Form des Einbaums, entnahmen Proben für die Datierung und prüften Massnahmen zum Schutz und zur Erhaltung des Wasserfahrzeugs während sechs Tauchgängen.
Bild: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. – www.bgfu.de
Die Experten der BGfU waren nun auch an der Bergung des Einbaums beteiligt. Nachdem das Boot mit einem Unterwasserstaubsauger und Schaufeln vom Sediment befreit worden war, wurde er mittels einen Gerüsts an die Oberfläche gebracht.
Bild: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. – www.bgfu.de
Die Archäologen befürchteten, das seltene Stück könnte bei der Bergung zerbrechen.
Bild: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. – www.bgfu.de
Laut den Experten vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ist der Einbaum heute noch 6,80 Meter lang und 1,05 Meter breit. Das Heck sei nahezu vollständig erhalten, der Bug jedoch teilweise ausgebrochen und die Bordwände nur noch wenige Zentimeter hoch erhalten.
Bild: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. – www.bgfu.de
Ursprünglich war das Boot wahrscheinlich zwischen 600 bis 700 Kilogramm schwer, 7,50 Meter lang und 1,10 Meter breit.
Bild: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserachäologie e.V. – www.bgfu.de
Noch am Donnerstag in einer speziellen mit Wasser gefüllten Wanne nach München transportiert. Dort soll er mit einem Kunstharz konserviert werden - einem Vorgang der bis zu drei Jahre dauern kann.
Bild: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. – www.bgfu.de
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