Leck an Sojus-Rakete Russland plant Rettungsaktion für Crew in Raumstation ISS

SDA

11.1.2023 - 21:43

Auf der internationalen Raumstation ISS befinden sich derzeit sieben Menschen. (Archivbild)
Auf der internationalen Raumstation ISS befinden sich derzeit sieben Menschen. (Archivbild)
Keystone

Angesichts eines Lecks an der Sojus-Rakete, die derzeit an der Internationalen Raumstation ISS angedockt ist, hat sich die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos zu einer Rettungsaktion entschlossen. Betroffen sind mehrere Besatzungsmitglieder.

Eine andere Sojus-Rakete fliege am 20. Februar zur ISS, um zwei russische Kosmonauten und einen US-Astronauten zur Erde zurückzubringen, teilte Roskosmos am Mittwoch mit. Das Raumschiff mit dem Leck soll demnach ohne Besatzung zurückfliegen.

Das Leck war am 14. Dezember in dem an der ISS angedockten Raumschiff entdeckt worden. Der Schaden an der Sojus MS-22 ist laut Roskosmos auf den Einschlag eines kleinen Meteoriten zurückzuführen, der ein Loch im Kühlsystem von weniger als einem Millimeter Durchmesser verursacht habe.

Weisse Partikel ausgetreten

Aufnahmen der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten Mitte Dezember, wie in grosser Menge weisse Partikel – offenbar die Kühlflüssigkeit – wie Schnee aus dem Raumschiff austraten. Die russische Raumfahrtbehörde liess das Ausmass des Schadens von einer Kommission begutachten. Die Untersuchung ergab demnach, dass die Probleme nicht durch einen technischen Defekt entstanden seien. Dies sei experimentell bewiesen worden.

Ursprünglich wollten die russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin sowie ihr US-Kollege Frank Rubio mit der MS-22 zurück zur Erde fliegen. Nun sollen die seit September auf der ISS stationierten Raumfahrer stattdessen von der MS-23 abgeholt werden. Den Hinflug zur ISS absolviert die Sojus-Rakete nach Roskosmos-Angaben am 20. Februar unbemannt, sie nimmt lediglich Material an Bord. Bei der MS-22 soll wegen ihres Schadens wiederum der Rückflug zur Erde ohne Besatzung erfolgen.

Der Chef des russischen Programms für bemannte Raumfahrt, Sergej Krikalew, sagte, die Entscheidung, die MS-23 für den Rückflug zu verwenden, sei aufgrund von Bedenken wegen hoher Temperaturen in der MS-22 getroffen worden. «Das Hauptproblem bei der Landung der aktuellen Sojus mit Besatzung wären die thermischen Bedingungen, weil wir die Fähigkeit zur Wärmeabfuhr verloren haben», sagte er.

Besatzung ist «sicher»

«Wir bezeichnen es nicht als Rettungs-Sojus», sagte Joel Montalbano, ISS-Programmmanager im Johnson Space Center der Nasa in Houston. «Ich nenne es eine Ersatz-Sojus.» Derzeit sei die Besatzung «sicher an Bord der Raumstation».

Die Rettungsaktion bringt den Zeitplan der russischen Raumfahrtbehörde durcheinander. Ursprünglich sollte die MS-23 erst am 16. März zur ISS fliegen und dabei die beiden Russen Oleg Kononenko und Nikolai Tschub sowie ihre US-Kollegin Loral O'Haradrei mitnehmen.

Wann genau das Raumschiff nun Prokopjew, Petelin und Rubio zurück zur Erde bringen soll, wurde nicht mitgeteilt. Es hiess lediglich, dass ihre Mission «verlängert» werde. Ursprünglich sollten die drei Raumfahrer im März heimkehren. Derzeit befinden sich sieben Besatzungsmitglieder auf der ISS. Ein deutscher Astronaut ist nicht darunter.

Sieben Besatzungsmitglieder

Roskosmos und Nasa hatten zunächst versichert, dass das Leck in der Sojus-Rakete keinerlei Gefahr für die ISS-Besatzung darstelle. Da die MS-22 defekt ist, steht für die derzeit sieben Besatzungsmitglieder der Raumstation allerdings nur ein Raumschiff mit nur vier Plätzen bereit.

Im Falle eines Notfalls, der eine Evakuierung der ISS notwendig macht, müssten die Raumfahrer daher eventuell auch auf das Raumschiff mit dem Leck zurückgreifen. Eine weitere Möglichkeit ist nach Angaben von Nasa und Roskosmos, die «thermische Belastung» an Bord der Sojus zu verringern, indem die «Besatzung verkleinert» wird. Ein oder mehrere Passagiere könnten dann von einem Raumschiff von SpaceX, das ebenfalls an der ISS angedockt ist, zurückgebracht werden.

Seit dem Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar vergangenen Jahres ist der Weltraum einer der wenigen Bereiche, in denen Russland und die USA noch zusammenarbeiten. Die ISS ist seit 1998 in Betrieb.