Mars-Mission Sechs Monate Stille: Bleibt Hoffnung für Mars-Rover «Opportunity»?

von Christina Horsten, dpa

5.12.2018

Das von der US-Weltraumbehörde Nasa veröffentliche Bild zeigt eine Landschaft auf dem Mars - und Spuren vom Rover Opportunity. Auf den Aufnahmen ist eine Region direkt über dem sogenannten Perseverance-Tal zu sehen.
Das von der US-Weltraumbehörde Nasa veröffentliche Bild zeigt eine Landschaft auf dem Mars - und Spuren vom Rover Opportunity. Auf den Aufnahmen ist eine Region direkt über dem sogenannten Perseverance-Tal zu sehen.
NASA/dpa

Der Rover «Spirit» ging 2007 in einem riesigen Staubsturm auf dem Mars verloren. Jetzt hat ein ähnlicher Sturm seine baugleiche Zwillingsschwester «Opportunity» verstummen lassen. Ein halbes Jahr ist das letzte Signal schon her - kann da noch was kommen?

Fast schon verzweifelt flehen die Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde Nasa per Kurznachrichtendienst Twitter Richtung Mars: «OppyPhoneHome» - biete melde dich zu Hause, «Opportunity»! Am Montag (10. Dezember) warten die Nasa-Forscher seit genau sechs Monaten auf ein Lebenszeichen des Mars-Rovers. Am 10. Juni kam die bislang letzte Nachricht des Roboters im Raumfahrtzentrum in Pasadena im US-Bundesstaat Kalifornien an. Dann überzog ein gigantischer Staubsturm den Planeten. Seitdem: Stille.

Die Nasa-Forscher geben nicht auf. Immer wieder schicken sie dem Roboter Nachrichten und warten dann auf Antwort. Bislang: nichts. Zuletzt kam Mitte November kurz Hoffnung auf, das empfangene Signal war dann aber doch nicht von «Opportunity». «So gerne wir sagen würden, dass es ein #OppyPhoneHome-Moment war, haben weitere Untersuchungen gezeigt, dass es keine Übertragungen von "Opportunity" waren», schrieben die Forscher bei Twitter. «Wir vermissen "Opportunity" und wären mehr als glücklich, ein verifiziertes Signal mit euch zu teilen. Wir arbeiten weiter daran, die Kommunikation wiederherzustellen.»

Eine Darstellung des Mars-Rovers «Opportunity» (undatiertes NASA-Handout)
Eine Darstellung des Mars-Rovers «Opportunity» (undatiertes NASA-Handout)
Nasa/EPA/dpa

Die Strategie - über die Antennen des Deep Space Network immer wieder Nachrichten schicken und auf mögliche Antworten lauschen - werde zunächst fortgesetzt. «Die Winde am Aufenthaltsort könnten zunehmen in den kommenden Monaten und der Staub könnte von den Solarpanelen des Rovers abgeblasen werden», gibt sich die Nasa zuversichtlich. Zuvor hatte sich der gigantische Staubsturm schon weitgehend gelegt. Im Januar soll die Strategie erneut überprüft werden.

«Opportunity» versetzte sich in den Ruhemodus

«Opportunity» braucht Sonnenenergie, um seine Batterien aufzuladen - und der gigantische Staubsturm liess so gut wie keine Sonne mehr durch. Deswegen versetzte sich der Rover in den Ruhemodus, aus dem er nun nach Abklingen des Sturms eigentlich so langsam wieder aufwachen sollte. Der Status der Batterien vor dem Sturm sei gut gewesen, heisst es. Aber selbst, wenn «Opportunity» sich einmal meldet, könne es lange dauern, bis der Rover dann zum nächsten Mal ein Signal sendet. Und: Selbst wenn der «Rover» aufwacht, weiss niemand, ob er noch genauso funktioniert wie vorher.

«Opportunity» ist für seine Ausdauer bekannt. Die Mission des Rovers war eigentlich auf 90 Tage angesetzt, inzwischen rollt er schon seit fast 15 Jahren über den Roten Planeten. «Opportunity» war im Juli 2003 an Bord einer Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral gestartet und rund ein halbes Jahr später, am 25. Januar 2004, auf dem Mars gelandet. Seitdem rollt der rund 185 Kilo schwere, sechsrädrige Rover über den Mars - nicht ohne Zipperlein, aber mit bemerkenswertem Durchhaltevermögen.

Schon einmal Sturm überstanden

2007 hatte «Opportunity» (auf Deutsch: Möglichkeit) einen noch viel grösseren Sturm überstanden. Die damit einhergehende Kälte führte nach Einschätzung der Nasa-Wissenschaftler wohl letztlich zum Verlust der baugleichen und zu ähnlicher Zeit gestarteten Zwillingsschwester «Spirit» einige Jahre später. Für die anderen Mars-Missionen wie die Sonden, die um den Planeten kreisen, den nuklear betriebenen Rover «Curiosity» oder den gerade auf dem Mars angekommenen Lander «InSight» stellte der Staubsturm keine Gefahr da.

Der Mars-Rover «Opportunity» benutzt seinen Gelenkarm, um einen Stein auf dem Mars zu untersuchen.
Der Mars-Rover «Opportunity» benutzt seinen Gelenkarm, um einen Stein auf dem Mars zu untersuchen.
NASA/JPL-Caltec/NASA/dpa

«Die Moral ist ein bisschen wacklig», hatte Nasa-Ingenieur Michael Staab jüngst dem Portal «Space.com» gesagt. «Das ist das erste Mal, dass 'Opportunity' aufgehört hat, mit uns zu reden, und nicht wieder angefangen hat, als wir es erwartet hatten.» Zur Aufmunterung spielen sich die Nasa-Forscher in ihrem Kontrollzentrum jeden Morgen einen passenden «Aufwach-Song» vor: «Wake Me up Before You Go-Go» von Wham zum Beispiel, «Dust in the Wind» von Kansas oder «Here Comes The Sun» von den Beatles.

Fans auf der ganzen Welt schicken «Opportunity» unterdessen mit virtuellen Postkarten Genesungswünsche. «Bitte wach bald auf, wir vermissen dich», heisst es auf einer Karte und auf einer anderen steht: «Wir lieben dich und wir wissen, dass du das durchstehen wirst. Du schaffst es!»

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