Archäologie Skythen waren nicht nur Nomaden

stsc, sda

10.3.2021 - 20:00

Forschende analysierten die Isotopensignaturen in Zähnen und Knochen aus drei verschiedenen Grabstätten, um die Lebensweisen der damals dort lebenden Skythen nachzuzeichnen. Im Bild: Ein am skythischen Fundort Mamai-Gora gefundener Bronzespiegel. (Handout Plos One)
Forschende analysierten die Isotopensignaturen in Zähnen und Knochen aus drei verschiedenen Grabstätten, um die Lebensweisen der damals dort lebenden Skythen nachzuzeichnen. Im Bild: Ein am skythischen Fundort Mamai-Gora gefundener Bronzespiegel. (Handout Plos One)
Bild: Keystone

Ein internationales Team mit Basler Beteiligung stellt das romantisierte Bild des skythischen Reitervolks in Frage. In Skeletten aus ukrainischen Grabstätten fanden sie Hinweise, dass viele Skythen tatsächlich nicht nomadisch lebten, sondern sesshaft waren.

Keystone-SDA, stsc, sda

Die Skythen werden gemeinhin als ein Volk von kriegerischen Reiternomaden dargestellt. Dieses Bild zeichnete bereits der griechische Geschichtsschreiber Herodot im 5. Jahrhundert v. Chr. Er beschreibt skythische Völker, die auf Wagen lebten, ihre Häuser also mitführten, und vom Rücken ihrer Pferde aus Raubzüge und Kriege führten.

Ein internationales Forscherteam um Alicia Ventresca Miller der University of Michigan (USA) mit Beteiligung der Archäologin Claudia Gerling von der Universität Basel rüttelt nun jedoch in einer im Fachmagazin «Plos One» erschienen Studie an dieser Vorstellung.

Hirse auf dem Speiseplan

Die Skythen lebten in der Eisenzeit etwa vom siebten bis zweiten Jahrhundert v. Chr. in den zentralasiatischen Steppen. Für ihre Studie analysierten die Forschenden 56 menschliche Skeletten aus drei Grabstätten in der Ukraine. Anhand der in den Zähnen und Knochen gemessenen Isotopen von Strontium, Kohlenstoff und Sauerstoff gelang es ihnen festzustellen, was damals auf dem Speiseplan der Menschen stand und wie mobil sie waren.

Demnach legten die meisten von ihnen keine grossen Entfernungen im Laufe ihres Lebens zurück. Die Mehrheit der untersuchten Individuen seien dort gestorben, wo sie auch geboren wurden, nämlich in der Nähe der Grabhügel, erklärte Gerling gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Für die Skythen, wie sie allgemein dargestellt werden, hätte man ein anderes Bild erwartet», so die Archäologin. Sprich: Mehr Fremde.

Ebenfalls zeigte sich, dass die in den Siedlungen lebenden Skythen Viehzucht betrieben und Hirse als Grundnahrungsmittel anbauten, die im Laufe der Bronzezeit über die Eurasische Steppe nach Europa gelangte.

Weitreichende Handelsbeziehungen

Die Studienergebnisse untermauern das wachsende Verständnis, dass es die Skythen als homogene Kultur nicht gab, sondern sie sich in vielfältige Gruppen mit unterschiedlichen Wirtschafts- und Lebensweisen unterteilten.

Sie unterhielten miteinander weitreichende Handelsbeziehungen, was man aus archäologischen Hinterlassenschaften in den Gräbern und Schriftquellen wisse, so Gerling. Die in der Studie identifizierten Individuen mit «fremden» Isotopensignaturen könnten demnach Handelsreisende gewesen sein.