Paläontologie Spezialisierter Speiseplan wurde Haien zum Verhängnis

stsc, sda

7.10.2021 - 08:49

Forschende warfen einen Blick auf die vielfältige Hai-Welt der vergangenen 84 Millionen Jahre. Demnach wiesen Haie, die sich weniger spezialisiert ernähren, ein geringeres Aussterberisiko auf.
Forschende warfen einen Blick auf die vielfältige Hai-Welt der vergangenen 84 Millionen Jahre. Demnach wiesen Haie, die sich weniger spezialisiert ernähren, ein geringeres Aussterberisiko auf.
Keystone

Bis zum Ende der Kreidezeit war die Welt der Makrelenhaiartigen vielfältiger als diejenige der Grundhaien. Später wendete sich das Blatt. Zum «Warum» liefert ein Paläontologen-Team nun eine Erklärung.

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Das Team um Mohamad Bazzi, tätig an den Universitäten Zürich und Uppsala (Schweden), zeichnete anhand von 3837 fossilen und erhaltenen Haizähnen die uralte Geschichte der ikonischen Meeresraubtiere nach. Die Form der Zähne liefert Hinweise auf die Ernährungsgewohnheiten der Tiere.

Demnach hängt der Rückgang der Makrelenhaiartigen (Lamniformes), zu denen der Weisse Hai und der Riesenhai zählen, mit der Spezialisierung ihrer Ernährungsweise zusammen, wie die Forschenden im Fachmagazin «Current Biology» berichten.

Wendepunkt in Kreidezeit

In den Weltmeeren schwimmen heutzutage über 290 Grundhai-Arten, aber nur 15 Makrelenhaiartige. Anders vor dem Ende des «Zeitalters der Dinosaurier», vor 66 Millionen Jahren: Damals waren die Makrelenhaiartigen noch vielfältiger als die Grundhaie (Carcharhiniformes), zu denen der Grosse Hammerhai, der Seidenhai und der Bullenhai gehören.

Doch die Zeit während und nach dem Massenaussterben am Ende der Kreidezeit ging mit dramatischen Umweltveränderungen einher. So verschwanden beispielsweise viele Binnenmeere, wo zahlreiche Lamniformes-Arten lebten.

«Viele Lamniforme aus der Kreidezeit hatten sich auf den Verzehr von Meeresreptilien spezialisiert», liess sich Bazzi in einer Mitteilung der schwedischen Universität zitieren: «Und als diese verloren gingen, starben die Lamniformen aus.» Die Grundhaie und diejenigen Makrelenhaiartigen, die sich weniger spezialisiert ernährten, überlebten das Aussterbeereignis hingegen.

Das Aussterben der Megalodonen

Einen ähnlichen Schicksalsschlag erlitten die Lamniforme den Forschenden zufolge, als am Ende des Miozäns und zu Beginn des Pliozäns tiefgreifende Umweltveränderungen stattfanden. Damals wurde auch die Welt der Wale kleiner, was wohl zum Aussterben des Megalodons beigetragen habe. Der Megalodon, die grösste Haiart der Erdgeschichte, hatte sich auf auf den Verzehr grosser Wale spezialisiert.

Auch das zeige, dass spezialisierte Ernährungsweisen ein grösseres Risiko für das Aussterben darstellten, wenn sich Arten nicht an sich verändernde Umweltbedingungen anpassen können.

Im Vergleich dazu sind und waren die Grundhaie flexibler und in ihrer Ernährung vielseitiger. So profitierten sie laut den Forschenden beispielsweise von der Ausbreitung der Korallenriffe in den letzten 50 Millionen Jahren.

«Wir haben jetzt Beweise dafür, dass die Verfügbarkeit von Beutetieren und die Fähigkeit der Haie, sich an veränderte Umgebungen anzupassen, eine wichtige Rolle bei ihrer früheren Entwicklung gespielt haben. Diese Faktoren waren für die heutige Vielfalt der Haie ausschlaggebend und werden wahrscheinlich auch über ihr Überleben in der Zukunft entscheiden», sagte der Paläontologe Bazzi.

https://doi.org/10.1016/j.cub.2021.09.028