Raumschiff im Museum Apollo 16 hat jetzt irdische Probleme

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9.2.2022 - 21:21

Die Corona-Pandemie bedeutete eine Unterbrechung in der normalen Reinigungsroutine für «Apollo 16», doch Arbeiter sind jetzt wieder dabei, das Raumschiff für den 50. Jahrestag seines Fluges auf Vordermann zu bringen.
Die Corona-Pandemie bedeutete eine Unterbrechung in der normalen Reinigungsroutine für «Apollo 16», doch Arbeiter sind jetzt wieder dabei, das Raumschiff für den 50. Jahrestag seines Fluges auf Vordermann zu bringen.
AP Photo/Jay Reeves/Keystone

Das Raumschiff, das einst auf dem Mond landete, steht heute im Museum. Dort wird es auch schmutzig, Besucher hinterlassen Müll. Doch durch eine Versiegelung würde die Kapsel ihre Patina verlieren – die Spuren ihrer Geschichte.

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«Apollo 16» hat ein Problem. Die Kapsel ist staubig. Spinnweben kleben an dem Raumschiff, das vor 50 Jahren drei Menschen zum Mond flog. Visitenkarten, ein Bleistift, Geld, ein Löffel und sogar eine Tube Lippenbalsam liegen auf dem Boden der riesigen Kiste, die es schützt.

Das Raumschiff steht im U.S. Space and Rocket Center in Huntsville, einem Museum für die Errungenschaften der Raumfahrt, das vom US-Staat Alabama betrieben wird. Die Corona-Pandemie bedeutete eine Unterbrechung in der normalen Reinigungsroutine für «Apollo 16», doch Arbeiter sind jetzt wieder dabei, das Raumschiff für den 50. Jahrestag seines Fluges im April 1972 auf Vordermann zu bringen.

Mit Hilfe von Mikrofasertüchern, Verlängerungsstangen, Bürsten, Staubfangstäben und Staubsaugern wurde die 6,5 Tonnen schwere und fast drei Meter hohe Kapsel bereits vorsichtig gereinigt und ihr Glasgehäuse poliert, das sich unter einer riesigen, von der Decke hängenden Saturn-V-Rakete befindet. Dutzende von Gegenständen, die Besucher durch Risse in der Kapsel gesteckt hatten, wurden entfernt.

Richard Hoover, ein pensionierter Astrobiologe der US-Raumfahrtbehörde Nasa, der als Dozent im Museum arbeitet, erinnert sich an eine Zeit vor Jahrzehnten, als die Besucher das Raumschiff noch anfassen durften. Einige hätten sogar Stücke des verkohlten Hitzeschilds mitgenommen, das das Raumschiff beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre vor dem Verglühen schützte, erzählt er. «Das ist wirklich eine ziemliche Farce, weil ihnen nicht klar ist, dass dies ein enorm wichtiges Stück Raumfahrtgeschichte ist.»



Ständigen Berührungen durch Besucher

Der beratende Kurator Ed Stewart überwacht nicht nur die Reinigung, sondern hat die Museumsmitarbeiter auch in der Wartung der Kapsel unterwiesen, einer Leihgabe der Smithsonian Institution, die seit den 1970er Jahren in der «Raketenstadt» Huntsville ausgestellt wird. Während er in Schutzkleidung Staub von der Seite der Kapsel bürstet, erzählt Stewart, dass die Kapsel ziemlich gut in Schuss sei, wenn man ihr Alter bedenke und die Zeit seit der letzten Reinigung. Drei Jahre sei die ungefähr her. «Ich bin froh, dass es keine (...) dicken Staubschichten gibt», sagt er. «Ich habe nicht viele Insektenreste oder ähnliches gesehen, was ich als sehr positives Zeichen werte.»

Die Konservierungsverfahren hätten sich geändert, als die Denkmalschützer erkannt haben, dass «Apollo 16», das für die Strapazen der Raumfahrt gebaut wurde, den ständigen Berührungen durch Besucher nicht gut standhält, erklärt Stewart. Aus diesem Grund sei das Gehäuse der Kapsel versiegelt worden. «Eine Haltbarkeit von 1000 Jahren stand nicht auf der Liste der Anforderungen, die die Ingenieure bei der Entwicklung von Raumschiffen erstellten, um die Astronauten sicher zum Mond und zurück zu bringen.»

«Textur der Geschichte»

Das Gehäuse von «Apollo 16» soll weiter versiegelt werden, damit Besucher nichts mehr darin deponieren können. Doch dabei kommt es darauf an, die Kapsel nicht zu beschädigen. Es wäre zwar einfach, das Raumschiff mit Fett abzuschrubben, wie Stewart sagt, aber das würde die Patina zerstören, die es mit der Geschichte verbindet. «Man will nichts davon verlieren, weil das alles Teil der Geschichte der Expedition ist. Wenn man es reinigt, ist es weg. Es ist diese zusätzliche Textur der Geschichte, die einfach im Äther verschwindet, wenn man einen Fehler macht.»

Die auf Säulen ruhende Kapsel – die während des Fluges den Spitznamen «Casper» trug – steht schräg, so dass die Besucher in die offene Luke blicken und die Bedienelemente und die mit Metallrahmen versehenen Sitze sehen können, auf denen die Astronauten Ken Mattingly, John Young und Charlie Duke zum Mond und zurück flogen. Duke, der mit dem inzwischen verstorbenen Young auf dem Mond spazierte, während Mattingly die Kapsel steuerte, wird im Frühjahr zu der Feier anlässlich des 50. Jahrestages des Starts am 16. April 1972 erwartet.

Doch obwohl «Apollo 16» vor ihrer Ausstellung gründlich gereinigt wurde und man alle potenziell gefährlichen Materialien entfernte, birgt die Kapsel im Inneren noch immer Spuren der Erinnerung an die Reise zum Mond. Ed Stewart beugt sich durch die Luke und zeigt auf ein paar dunkle Flecke. «Das sind die Finger- und Handabdrücke der Besatzung», sagt er.