Gefürchtet und skandalumwittert Die CIA wird 75 Jahre alt

Von Philipp Dahm

18.9.2022

Am 18. September 1947 entsteht in den USA ein neuer Geheimdienst, der heute gefürchtet ist. Die Central Intelligence Agency alias CIA feiert enorme Erfolge, produziert jedoch auch spektakuläre Skandale.

Von Philipp Dahm

Das Jahr 1945 geht zu Ende, und Harry S. Truman hat ein Problem. Der US-Präsident hat keinen Geheimdienst – ganz im Gegensatz zur Sowjetunion. Denn Uncle Sam hat mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs seine Agenten, die in den Teilstreitkräften von Army und Navy angesiedelt waren, in Pension geschickt.

Doch nach dem Kampf gegen die Achsenmächte zeichnet sich bereits der neue Konflikt ab: der Kalte Krieg. Washington beobachtet mit Sorge, wie Moskau seinen Einfluss in Europa ausbaut. Dabei hat Truman grosse Pläne: Er will eine Massenarbeitslosigkeit verhindern, denn seit der Kapitulation Japans kämpfen die USA mit einer enormen Überproduktion.

Die Lösung ist der Marshallplan: Mit Milliardenkrediten sollen in Europa neue Absatzmärkte geschaffen werden. Doch linksgerichtete Kräfte in Ländern wie Frankreich oder Italien, die gerade noch Verbündete waren, kritisieren das US-Programm – und lassen sich in den Augen Washingtons von sowjetischer Propaganda verführen.

CIA-Zentrale in Langley, Virginia.
CIA-Zentrale in Langley, Virginia.
Archivbild: KEYSTONE

Die Antwort der USA auf diese Entwicklungen erfolgt 1947 mit dem National Security Act, auf dessen Grundlage am 18. September die Central Intelligence Agency alias CIA gegründet wird. Sie ist eine Behörde mit einem geheimen Budget, die zunächst allein dem Präsidenten unterstellt ist.

Schlagkräftige Organisation gesucht

Später bekommen zwar die zuständige Ausschüsse von Senat und Kongress das Recht, Informationen abzufragen, doch weisungsbefugt sind sie bis heute nicht. Die militärischen Teilstreitkräfte wie auch das FBI sind über die Gründung gar nicht erfreut, doch Truman traut ihnen nicht zu, bei Gefahr schnell genug zu handeln.

Um eine militärische Reaktion zu vermeiden werden Spionageflüge nicht von der Air Force, sondern der CIA übernommen. Hier eine SR-71 Blackbird im März 1987.
Um eine militärische Reaktion zu vermeiden werden Spionageflüge nicht von der Air Force, sondern der CIA übernommen. Hier eine SR-71 Blackbird im März 1987.
KEYSTONE

Der Hintergrund: Vor dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Arbeit der Geheimdienste stark technisiert. Telegrafen, Codes, Verschlüsselung, Funk: Mit der Industrialisierung liegt der Fokus immer mehr auf dem Sammeln von Informationen. Doch nach 1941 sehen die Amerikaner bei ihren britischen Verbündeten, wie deren Dienste arbeiten.

In den Burenkriegen hat der Geheimdienst ihrer Majestät gelernt, seine Arbeit auszuweiten – schlagkräftige Kommandos zu bilden, die auch tief hinter den feindlichen Linien agieren können. Widerstand organisieren und versorgen. Desinformationen streuen und aktiv Informanten anwerben. Eine Arbeit, für die Mathe-Genies und Top-Ingenieure nicht unbedingt geeignet sind.

Die CIA übernimmt die Drecksarbeit

Unter diesem Eindruck, angeheizt von der aufkommenden Red Scare in den USA, unterschreibt Truman 1947 den National Security Act, der neben der CIA 1952 auch die National Security Agency hervorbringt. Die NSA sammelt seither weltweit, aber auch in den USA selber Daten im grossen Stil, wie spätestens Whistleblower Edward Snowden öffentlich gemacht hat.

Spektakulärer Erfolg: 1974 gelingt es der CIA mit der Hughes Glomar Explorer, im Pazifik das sowjetische U-Boot K-129 aus 5000 Meter Tiefe unbehelligt zu bergen.
Spektakulärer Erfolg: 1974 gelingt es der CIA mit der Hughes Glomar Explorer, im Pazifik das sowjetische U-Boot K-129 aus 5000 Meter Tiefe unbehelligt zu bergen.
Archivbild: KEYSTONE

Die CIA übernimmt dagegen die Drecksarbeit – und produziert im Laufe der Jahre diverse entsprechend schmutzige Skandale. Sie spioniert während des Vietnam-Einsatzes Kriegsgegner in den USA aus, verkauft Waffen an den Iran, bringt so manche legal gewählte Regierung in Mittel- und Südamerika zu Fall und muss sich wiederholt den Vorwurf der Folter gefallen lassen – siehe obige Bildergalerie. 

Dabei muss man jedoch einschränken: Es liegt in der Natur der Sache, dass die CIA verdeckte Arbeit macht. Insofern wird so mancher Skandal ebenso unter dem Radar bleiben wie auch Glanztaten der Agent*innen. Heute steht die CIA für die amerikanische Hegemonie auf dem internationalen Parkett – und dabei ist sie nur einer von insgesamt 16 US-Geheimdiensten.