Archäologie Megacity Angkor hatte bis zu 900'000 Einwohner

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7.5.2021 - 20:05

Blick auf die berühmte Tempelanlage Angkor Wat bei Siem Reap.
Blick auf die berühmte Tempelanlage Angkor Wat bei Siem Reap.
Carola Frentzen/dpa

Die Tempelanlage Angkor Wat nordwestlich der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh gilt als eine der bedeutendsten Kulturstätten weltweit. Archäologische Untersuchungen haben nun ergeben: Die Megacity war einst viel grösser als bisher vermutet.

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Die Tempelanlagen von Angkor im heutigen Kambodscha zählen zu den atemberaubendsten Sehenswürdigkeiten der Welt. Schon länger ist klar, dass die Megacity einst eine der grössten Städte der Welt war. Aber wie viele Bürger lebten auf dem Zenit der Khmer-Kultur im 13. Jahrhundert in der vormodernen Metropole?

Eine Studie schätzt die damalige Bevölkerungszahl nun auf 700'000 bis 900'000 Menschen. Die besiedelte Fläche des Grossraums Angkor betrug demnach 3000 Quadratkilometer – das ist etwa die doppelte Grösse des heutigen London.

Moderne Methoden

Ein internationales Team um die Archäologin Sarah Klassen von der University of British Columbia hat für die Studie Daten der vergangenen 30 Jahre ausgewertet. Diese wurden unter anderem mittels Lidar-Technik (dreidimensionales Laserscanning), Radiokarbondatierung, speziellen Algorithmen und historischen Karten zusammengetragen. So wurden Modelle erstellt, die das Wachstum des urbanen Zentrums von Angkor seit dem 8. Jahrhundert detailliert aufzeigen. Die Ergebnisse präsentieren die Forscher im Fachmagazin «Science Advances».

Zufahrtstrasse zum Tempelkomplex Bayon in der ehemaligen Hauptstadt des Khmer-Reiches, Angkor Thom.
Zufahrtstrasse zum Tempelkomplex Bayon in der ehemaligen Hauptstadt des Khmer-Reiches, Angkor Thom.
Carola Frentzen/dpa

Bisher waren Schätzungen von etwa 750'000 Einwohnern auf dem Höhepunkt des Reiches ausgegangen. Diese Erhebungen stützten sich aber hauptsächlich auf die Grösse des Gebietes und den geschätzten Reisanbau in der Region, nicht auf Lasertechnik und Algorithmen.

Hütten aus vergänglichem Material

Das grösste Problem bei früheren Forschungen zur Bevölkerungsdichte: In Angkor waren nur die Sakralbauten aus Stein erreichtet. Die Hütten der Bewohner bestanden aus vergänglichen Materialien wie Holz, Lehm und Stroh. «Zuvor war noch keine umfassende demografische Untersuchung von Angkor abgeschlossen worden, da die nichtreligiösen architektonischen Strukturen der Stadt aus organischen Materialien hergestellt wurden, die vor langer Zeit verfallen sind, was herkömmliche Methoden zur Schätzung der Bevölkerungsgrösse und -dichte unmöglich machte», so die Studie.



«Die Frage des demografischen Wachstums von Angkor hat schon seit den Anfängen der modernen Wissenschaft in der Region zu anhaltenden Spekulationen und Kontroversen geführt», hiess es. Klassen und ihre Kollegen glauben, dass ihre Methode künftig auch für die Analyse des Wachstums anderer prämoderner Städte angewendet werden kann.

Überwucherung durch Dschungel

Das frühere Khmer-Königreich liegt etwa 240 Kilometer nordwestlich der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Die wichtigste und grösste Tempelanlage ist das sagenumwobene Angkor Wat.

Mit dem Niedergang des Angkor-Reiches im 15. Jahrhundert überliessen die Khmer ihre Megacity dem allmählichen Verfall – und der Überwucherung durch den Dschungel. Erst Ende des 19. Jahrhunderts machten französische Forscher die einzigartigen Anlagen in Europa bekannt.