Die Macht der Bilder Sieht das Virus schön aus, erscheint es weniger gefährlich

dpa

13.9.2021 - 14:57

Diese von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) im Januar 2020 zur Verfügung gestellte Illustration zeigt das Coronavirus (2019-nCoV). Je «schöner» eine bildliche Darstellung des Coronavirus ausfällt, als desto weniger ansteckend empfinden die Betrachter das Virus. 
Diese von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) im Januar 2020 zur Verfügung gestellte Illustration zeigt das Coronavirus (2019-nCoV). Je «schöner» eine bildliche Darstellung des Coronavirus ausfällt, als desto weniger ansteckend empfinden die Betrachter das Virus. 
Bild: Uncredited/Centers for Disease Control and Prevention/AP/dpa

Wird das Coronavirus optisch attraktiv gezeigt, dann sinkt offenbar auch die Sorge vor einer Ansteckung, haben Forschende ermittelt. Sie plädieren deshalb dafür, die Art der Darstellung gefährlicher Viren zu überdenken. 

DPA, dpa

Je ansprechender eine bildliche Darstellung des Coronavirus ausfällt, desto weniger furchteinflössend und ansteckend wird der Erreger empfunden. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie von Wissenschaftlern der Autonomen Universität von Barcelona. Hingegen wird das Virus als ansteckender empfunden, wenn es als Schwarz-Weiss-Foto abgebildet wird, schreiben die Forschenden im Wissenschaftsmagazin «Plos One».

Für ihre Untersuchung werteten die Wissenschaftler umfangreiche Fragebögen aus, die die 333 anonymen Teilnehmerinnen und Teilnehmer online zwischen April und Mai 2020 ausfüllten. Es beteiligten sich in etwa gleich viele Frauen wie Männer, und die meisten von ihnen hatten eine akademische Ausbildung.

Diese Aufnahme des Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) der Vereinigten Staaten zeigt die kugelförmigen Partikel des neuartigen Coronavirus unter einem Elektronenmikroskop.
Diese Aufnahme des Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) der Vereinigten Staaten zeigt die kugelförmigen Partikel des neuartigen Coronavirus unter einem Elektronenmikroskop.
Bild: C.S. Goldsmith/CDC/dpa

Der Studie zufolge wurden seit Beginn der Pandemie vor allem stark bearbeitete und kolorierte Fotos sowie dreidimensionale Illustrationen des Coronavirus in den Medien wahrgenommen, die die Teilnehmer als «schön» empfunden hätten. Zugleich seien solchen Darstellungen jedoch kaum ein wissenschaftlicher Wert beigemessen worden und das Virus sei als weniger ansteckend und gefährlich eingeschätzt worden.

Echte Fotos des Virus, die nur mit einem Elektronenmikroskop möglich sind, seien anders als die «schönen» Abbildungen schwarz-weiss und zweidimensional. Diese seien von den Befragten aber als wissenschaftlicher eingeschätzt worden. Dem Coronavirus sei auch eine höhere Ansteckungsgefahr beigemessen worden.

Die Autoren plädieren wegen dieser Ergebnisse dafür, angesichts der negativen Korrelation zwischen Schönheit und Wissenschaft die Art der Darstellung gefährlicher Viren durch die Wissenschaft und die Medien zu überdenken. Dies scheine aufgrund der Bedeutung der Bürger und ihrer Reaktion für die Bekämpfung einer Pandemie von hoher Wichtigkeit zu sein.