Die Larven einer in Mittel- und Südamerika heimischen Käferart können offenbar mit bestimmtem Kunststoff als einziger Nahrungsquelle überleben. Das ergab eine im Fachblatt «Microbial Genomics» veröffentlichte Studie.
15.06.2022, 08:52
15.06.2022, 15:28
SDA
Die Forscher der australischen University of Queensland konnten demnach nachweisen, dass die als «Superwürmer» bekannten Larven der Spezies Zophobas morio (Grosser Schwarzkäfer) dank der Mikroben in ihren Eingeweiden in der Lage sind, Polystyrol zu verdauen.
Das Team hatte zuvor Larven in drei Gruppen geteilt und drei Wochen lang beobachtet. Eine bekam gar nichts zu fressen, eine erhielt Kleie und eine weitere wurde auf eine Diät mit Polystyrol-Schaum gesetzt. «Dabei fanden wir heraus, dass die Superwürmer, die nur mit Polystyrol gefüttert wurden, nicht nur überlebten, sondern sogar geringfügig an Gewicht zunahmen», sagte Chris Rinke, einer der Hauptautoren der Studie. Zudem waren sie aktiver als die Larven, die gar nichts zu fressen bekamen. Das deute darauf hin, dass die Larven Energie aus dem Styropor gewinnen können, «höchstwahrscheinlich mit Hilfe ihrer Darm-Mikroben».
Mini-Recyclinganlagen
Durch frühere Studien war bereits bekannt, dass andere Wurmarten wie Mehlwürmer Plastik fressen können. Die Superwürmer sind aber grösser und damit effizienter.
Langfristiges Ziel sei es, mit den Mikroben als Vorbild Enzyme zum Abbau von Kunststoffabfällen in Recyclinganlagen zu entwickeln – durch mechanische Zerkleinerung und anschliessenden enzymatischen biologischen Abbau. «Superwürmer sind wie Mini-Recyclinganlagen, die das Styropor mit ihrem Mund zerkleinern und es dann an die Bakterien in ihrem Darm verfüttern», erklärte Rinke.
Der Appetit der Larven auf Styropor könnte «der Schlüssel zum massenhaften Kunststoffrecycling sein», hiess es in einer Mitteilung der Universität. Gleichzeitig habe die Studie viele neue Fragen aufgeworfen. Weitere eingehende Forschungsarbeiten sind nötig, um die Prozesse und Möglichkeiten besser zu verstehen.