Erwischt! Aye-Aye, wer bohrt denn da so tief in seiner Nase?

dpa/uri

28.10.2022

Das vom Naturhistorischen Museum Bern zur Verfügung gestellte Bild zeigt drei Standbilder aus einem Video, in dem ein Aye-Aye in der Nase bohrt.
Das vom Naturhistorischen Museum Bern zur Verfügung gestellte Bild zeigt drei Standbilder aus einem Video, in dem ein Aye-Aye in der Nase bohrt.
Bild: Anne-Claire Fabre/Renaud Boistel/NMBE/dpa

Wir Menschen verurteilen das Nasenbohren, dabei ist es offenbar weit verbreitet im Tierreich. Besonders beeindruckend sind dabei die Leistungen einer Primatenart aus Madagaskar.

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Eklig und unhygienisch: So beurteilen Menschen das Nasenbohren und wenden sich angewidert ab, wenn sie andere dabei erwischen. Allerdings ist das Verhalten nicht auf Menschen beschränkt.

Mindestens zwölf Primatenarten stecken ihre Finger in die Nase, wie die Säugetierspezialistin Anne-Claire Fabre vom Naturhistorischen Museum Bern in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift «Journal of Zoology» berichtet. Dazu gehören neben Menschen auch Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und das Fingertier Aye-Aye aus der Familie der Lemuren, wie das Museum schreibt.

Fabre hat im Lemur-Zentrum in North Carolina in den USA einen Aye-Aye (Daubentonia madagascariensis) beim Nasenbohren gefilmt. Auf dem schon älteren Video ist ein Tier zu sehen, der seinen extrem langen dünnen Mittelfinger tief in seine Nasengänge einführt, Nasensekret herausholt und den Finger dann ableckt.

Fast bis zur Rückseite des Rachens

Die Finger des Lemuren nehmen dabei 65 Prozent der gesamten Handlänge ein und machen 40 Prozent der vorderen Gliedmasse aus, berichtet das Wissenschaftsmagazin «Spektrum».

Wie Fabre und Kolleg*innen anhand von Filmaufnahmen und Bildern mit dem Computertomografen feststellen konnten, schoben die Primaten demnach nahezu acht Zentimeter ihres Fingers in die Nasenhöhlung, wobei sie fast die Rückseite ihres Rachens erreichten, «ohne dass sie dabei würgen müssen oder andere Körperreaktionen zeigen», wie «Spektrum» festhält.

Welchen Zweck das Ablecken des Fingers danach genau habe, sei unklar. Womöglich wollten die die Tiere, ähnlich Menschen, dabei vertrockneten Schleim entfernen oder sie täten es vielleicht auch aus Spass an der Freude.

Womöglich sogar gesund

Immerhin würden Studien auch erwarten lassen, dass Bakterien der Nasenschleimhaut positive Folgen in der Mundhöhle haben könnten. So schreibt etwa das Museum, dass Untersuchungen gezeigt hätten, dass das Nasensekret Bakterien von den Zahnoberflächen fernhalten kann.

Fabre regt nun weitere Studien an, warum das Tier so begeistert popelt – und auch wie sich das Bohren in der Nase im Laufe der Evolution verändert hat.