70 Kadaver seit JanuarTote Grauwale: Rätselhaftes «Massensterben» an US-Küste
DPA
2.6.2019
Immer wieder werden an den Stränden der US-Westküste tote Grauwale angespült. Doch die jetzige Zahl beunruhigt die Experten: Seit knapp zwanzig Jahren wurden nicht mehr so viele Kadaver der seltenen Meeresriesen entdeckt.
An Stränden von Kalifornien bis Alaska sind in wenigen Monaten Dutzende tote oder sterbende Grauwale angeschwemmt worden. Nun schlagen Wissenschaftler Alarm und suchen nach den Ursachen. Die Experten sind über eine ungewöhnlich hohe Zahl toter Grauwale an der amerikanischen Westküste besorgt.
Nach Angaben der Ozean- und Klimabehörde NOAA sind von Januar bis Ende Mai rund 70 Grauwale in den Bundesstaaten Kalifornien, Oregon, Washington und Alaska angespült worden. Dies sei die höchste Zahl seit dem Jahr 2000, als ein ähnlich grosses Sterben der bis zu 15 Meter langen Tiere beobachtet wurde, teilte die Behörde am Freitag (Ortszeit) mit.
Sorge über «ungewöhnliche Sterblichkeit»
Die tatsächliche Zahl der toten Meeressäuger soll zudem viel höher sein, denn nur wenige werden an Land gespült. Die meisten Tiere würden weiter von der Küste entfernt sterben und dort auf den Meeresboden sinken. Die Ursachen für den «ungewöhnlichen Sterblichkeits-Vorfall» in diesem Jahr sollen untersucht werden, hiess es.
Mögliche Todesursachen sind Unterernährung und Zusammenstösse mit Schiffen. Die Wissenschaftler wollen unter anderem Auswirkungen der Meereserwärmung auf die Nahrungsversorgung prüfen.
Nach Angaben der Biologen befinden sich viele Grauwale in einem geschwächten Zustand, der mit einer schlechteren Nahrungsversorgung in den arktischen Gewässern zusammenhängen könnte. Die Wale ernähren sich von Flohkrebsen und anderen kleinen Meerestieren.
Westpazifische Population stark gefährdet
Grauwale (Eschrichtius robustus) leben heute nur noch im Pazifik, wobei zwischen einer westpazifischen und einer ostpazifischen Population unterschieden wird. Die ostpazifische Population überwintert vor den Küsten von Kalifornien und Mexiko und verbringt den Sommer im nährstoffreichen Golf von Alaska. Ihr Bestand wird auf derzeit 27'000 Tiere geschätzt.
Die westpazifische Population hingegen ist stark gefährdet und wird nach letzten Schätzungen auf etwa 200 Tiere beziffert. Sie haben ihre sommerlichen Nahrungsgründe vor der russischen Insel Sachalin nördlich von Japan.
Monokulturen und Pestizide: Die veränderte Landnutzung gehört mit Fischerei, Klimawandel und Verschmutzung zu den Hauptursachen für den Niedergang der Artenvielfalt.
Bild: Jinning Li/Shutterstock.com
Rund ein Drittel der riffbildenden Korallen ist vom Aussterben bedroht. Von Korallenriffen sind wiederum eine Vielzahl weiterer Arten abhängig.
Bild: Andrey Armyagov/Shutterstock.com
Fangnetze mit Heringen werden auf dem Greifswalder Bodden an Bord eines Fischkutters gezogen. Die weltweite Rate des Artensterbens sei derzeit zehn- bis hundertmal höher als im Schnitt der vergangenen 10 Millionen Jahre, heißt es in dem Kernpunktepapier, das der Weltbiodiversitätsrat IPBES vorstellte.
Bild: Jens Büttner/dpa
Indonesien, Jantho: Ein Sumatra-Orang-Utan ruht auf einem Baum im Sumatra Orang-Utan Conservation Program (SOCP), in der Jantho Reintroduction and Quarantine Station. Laut IPBES sterben immer mehr Arten aus.
Bild: Hotli Simanjuntak/EPA/dpa
In den Bericht des IPBES ist auch das Wissen indigener und lokaler Gemeinschaften eingeflossen. Diese zeigen beispielhaft, wie eine nachhaltige Nutzung der Natur funktionieren kann – ein Leben mit der Natur und nicht auf ihre Kosten.
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