Gefahr von oben Gletscherseen bedrohen 700'000 Schweizer*innen

SDA, gbi

7.2.2023 - 17:11

Gletschersee oberhalb Klosters im Prättigau (Archivbild)
Gletschersee oberhalb Klosters im Prättigau (Archivbild)
Keystone

Gletscherseen sind nicht ungefährlich. Laut einer Studie leben in der Schweiz mehrere Hunderttausend Menschen in gefährdeten Gebieten. Im internationalen Vergleich steht die Schweiz aber noch gut da.

7.2.2023 - 17:11

Dank der Bergkulisse sind Gletscherseen meist schön anzusehen. Aber nicht ohne Gefahrenpotenzial, denn: Versagt der Damm eines solchen Sees, fliessen ohne Vorwarnung immense Wassermassen einen Berg hinunter.

15 Millionen Menschen könnten laut einer neuen Studie weltweit von Überschwemmungen durch solche Glerschersee-Ausbrüche bedroht sein. Auch in der Schweiz leben über 700'000 Menschen in gefährdeten Gebieten. Trotzdem sei die Bedrohung in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern tiefer.

Bei den am stärksten gefährdeten Gebieten handle es sich nicht dringend um jene mit den grössten, zahlreichsten oder am schnellsten wachsenden Gletscherseen, heisst es in der am Dienstag im Fachblatt «Nature Communications» veröffentlichten Studie.

Neuseeland und die Schweiz als Musterschüler

Ausschlaggebend für das Risiko sei auch die Fähigkeit der betroffenen Menschen, mit Katastrophen umzugehen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Neuseeland und Grossbritannien haben das Schadenspotenzial von Gletschersee-Ausbrüchen weltweit berechnet, anhand des Zustands der Gletscherseen, der Exposition und der Vulnerabilität der Bevölkerung.

Die Fähigkeit, mit Katastrophen umzugehen, wurde in der Studie nur für Neuseeland noch höher eingeschätzt als für die Schweiz. Dies, weil in der Schweiz einerseits der Anteil an Kindern oder alten Menschen in diesen Regionen eher tief ist, fast alle lesen können, die Anzahl an Personen mit Internetzugang sehr hoch und die Infrastruktur gut ist. Am grössten ist die Gefahr über alle Faktoren gerechnet laut den Forschenden für die Bevölkerung in Indien, Pakistan, China, Peru und Bolivien.

Klimawandel verstärkt Problem

Insgesamt leben laut der Studie weltweit 90 Millionen Menschen in 30 Ländern in Einzugsgebieten von Gletscherseen – 15 Millionen davon in den potenziellen Auslaufspuren, die im Falle eines Ausbruchs überflutet würden. Diese Überschwemmungen können oft ohne Vorwarnung auftreten, wenn ein natürlicher Damm, der einen Gletschersee einschliesst, bricht. Diese Ereignisse setzen dabei riesige Mengen an Wasser frei, das – vermischt mit Eis und Steinen – den Berg herunterfliesst.

Die Ausbrüche haben das Potenzial, Eigentum und Infrastrukturen zu beschädigen, und haben in der Vergangenheit zu zahlreichen Todesfällen geführt. Da durch den Klimawandel Gletscher schmelzen, und so immer mehr potenziell gefährliche Gletscherseen entstehen, nimmt diese Gefahr laut den Forscherinnen und Forschern weiter zu.

SDA, gbi