Paläontologie Uralte Landschnecke mit Nachwuchs in Bernstein entdeckt

stsc, sda

8.6.2021 - 09:51

In Bernstein eingeschlossen fanden die Forschenden einen Nachweis für eine 99 Millionen Jahre alte Lebendgeburt: Eine weibliche Schnecke mit ihren fünf Jungtieren. 
In Bernstein eingeschlossen fanden die Forschenden einen Nachweis für eine 99 Millionen Jahre alte Lebendgeburt: Eine weibliche Schnecke mit ihren fünf Jungtieren. 
Keystone

Sich vor 99 Millionen Jahren im Harz zu verkleben, war für eine Landschnecke nebst fünfköpfigem Nachwuchs in Myanmar tödlich. Für Forscher ist der Bernstein-Fund heute ein Glücksfall.

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Eingeschlossen in einem 99 Millionen Jahre alten Bernstein haben Forschende im nördlichen Myanmar eine bisher unbekannte Schneckenart entdeckt. Sie fanden eine weibliche Landschnecke mit ihrem fünfköpfigen Nachwuchs.

Der Fund offenbart einen seltenen Blick auf eine Lebendgeburt einer Landschecke, die offenbar direkt nach der Geburt mit ihrem Nachwuchs in Baumharz eingeschlossen wurde, wie die Forschenden um Adrienne Jochum vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum und dem Naturhistorischen Museum in Bern im Fachmagazin «Gondwana Research» berichten.

Da lacht das Herz des Paläontologen: In Bernstein eingeschlossene Landschnecken.
Da lacht das Herz des Paläontologen: In Bernstein eingeschlossene Landschnecken.
Bild: Gondwana Research

Der Fund stelle den frühesten bekannten fossilen Nachweis einer Lebensgeburt bei einer Landschnecke dar. Mit hochauflösender Fotografie und Mikro-Computertomographie-Aufnahmen konnten die Forschenden das etwa elf Millimeter hohe Schneckenhaus und den «Marshmallow-artigen» Körper des Muttertiers sowie die fünf Jungtiere sichtbar machen, wie das Naturhistorische Museum Bern am Dienstag mitteilte.

Schutz gegenüber Fressfeinden

Die neu entdeckte Schneckenart aus der Kreidezeit erhielt den Namen Cretatortulosa gignens. Das Team geht davon aus, dass die Urzeit-Schnecke ihre Jungen lebend zur Welt brachte, um ihren Nachwuchs möglichst lange vor Fressfeinden in den tropischen Wäldern zu schützen.

«Genau wie ihre modernen Verwandten aus der Gattung Cyclophoroidea verbrachte unser Neuentdeckung ihr Leben wahrscheinlich unauffällig auf abgestorbenen und verrottenden Blättern», liess sich Jochum zitieren.

Lebendgeburten seien bei Landschnecken zwar bekannt, würden aber als Ausnahme gelten, hiess es in der Mitteilung. Und der Fund zeige nun, dass solche Geburten bereits in der Kreidezeit eine bedeutsame Fortpflanzungsstrategie gewesen sei, schreiben die Forschenden.