Moderne Krankheit Darum wurden die alten Griechen und Römer nicht dement

tafi

6.2.2024

An Olympia konnten sich im antiken Griechenland auch die Älteren gut erinnern: Laut einer neuen Studie trat die Demenz als Krankheit erst mit einem modernen Lebensstil in den grossen Städten  Roms auf. (Symbolbild)
An Olympia konnten sich im antiken Griechenland auch die Älteren gut erinnern: Laut einer neuen Studie trat die Demenz als Krankheit erst mit einem modernen Lebensstil in den grossen Städten Roms auf. (Symbolbild)
Keystone

Ist Demenz eine «moderne Krankheit»? Eine neue Studie legt diesen Schluss nahe und weist nach, dass Alzheimer und Co. in der griechischen und römischen Antike erstaunlich selten vorkamen.

tafi

6.2.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Für eine Studie durchsuchten Wissenschaftler antike Texte nach Hinweisen auf Demenzerkrankungen.
  • Offenbar litten Griechen und Römer nur sehr selten an altersbedingter Vergesslichkeit.
  • Das änderte sich, als die Verstädterung einsetzte, viele Menschen auf engem Raum lebten und die Luft verschmutzten.
  • Für das Forscherteam ein Indiz dafür, dass Alzheimer und Co. auf den modernen Lebensstil zurückzuführen sind.

Blindheit, Taubheit und Verdauungsprobleme – das Alter kannte immer schon viele Gebrechen. Schon die Griechen und Römer litten in der Antike im Alter unter zahlreichen Zipperlein.

Was sie allerdings nicht kannten: Demenz. Das hat ein Forscherteam der University of Southern California herausgefunden, das für eine Studie im Fachblatt «Journal of Alzheimer's Disease» klassische römische und griechische Schriften ausgewertet hat und zum Schluss kommt: Demenz ist wohl eine ziemlich moderne Krankheit.

Den Grund liefert Studienleiter Caleb Finch gleich mit: Demenz sei sehr wahrscheinlich auf den modernen Lebensstil zurückzuführen. Finch zufolge habe es zu Zeiten von Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) kaum Erwähnungen von Demenzsymptomen in medizinischen Texten gegeben. Zwar wurde in Schriften von Hippokrates von Kos (ca. 460 bis 370 v. Chr.) und seiner Nachfolger sporadisch von leichten Gedächtnisverlusten im Alter berichtet, aber das Forschungsteam fand keine Hinweise auf grössere Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Sprache und des logischen Denkens, wie er durch Alzheimer oder andere Arten von Demenz verursacht wird.

Demenz ist eine Frage des Lebensstils

Erst Jahrhunderte später tauchten entsprechende Quellen auf. So wurde im Jahr 80 nach Christus über den römischen Senator Valerius Messalla Corvinus berichtet, dass er seinen Namen vergass. Der Philosoph Cicero schrieb von «altersbedingter Verdummung».

Zu der Zeit, erklärt Finch, hatte sich die antike Gesellschaft stark verändert. Menschen zog es verstärkt in die Städte, wo viele offene Kochstellen zur Luftverschmutzung beitrugen und die Verwendung von bleihaltigen Gefässen und Wasserleitungen vermehrt zu kognitiven Erkrankungen geführt haben könnte.

Nicht ungeklärt werden soll die Frage des Alters: Die meisten Demenzerkrankungen treten ab etwa 60 Jahren auf. Einige Historiker gehen davon aus, dass Römer und Griechen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 30 bis 35 Jahren hatten. Andere widersprechen und verweisen auf Quellen, die beschreiben, dass man 40 Jahre oder älter sein musste, um politische Ämter zu bekleiden.

Fast jede zehnte ältere Person in der Schweiz ist dement

Zwar wisse die Wissenschaft noch immer nicht mit Sicherheit, dass die Umweltverschmutzung Demenz verursacht: Doch laut «Daily Mail» fanden zahlreiche Studien einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Phänomenen heraus. Demzufolge könnten winzige Partikeln in verschmutzter Luft über den Blutkreislauf oder die Nasenschleimhaut ins Gehirn gelangen.

Die Forschergruppe um Caleb Filch zog in ihrer Studie den Vergleich zum indigenen Volk der Tsimane im bolivianischen Amazonastiefland. Dessen Lebensstil ähnele dem der antiken Griechen und Römer – vorindustriell und körperlich sehr aktiv. Die Demenzrate bei älteren Tsiname liegt unter einem Prozent. Zum Vergleich: In der Schweiz lag der Anteil von demenzkranken Menschen über 65 im Jahr 2019 bei über neun Prozent.