Aufwändig und teuer Wenn ein US-Präsident auf Reisen geht

Von Philipp Dahm

12.6.2021

Von Philipp Dahm

12.6.2021

Der wohl mächtigste Mensch der Welt ist immer dann besonders gefährdet, wenn er oder sie unterwegs ist. Zwei US-Präsidenten sind auf Reisen Opfer von Attentätern geworden: James A. Garfield wurde 1881 auf dem Bahnhof von Washington erschossen, und dann waren da natürlich noch die tödlichen Kugeln, die John F. Kennedy 1963 in Dallas trafen.

Kein Wunder also, dass für den Amtsinhaber ein enormer Aufwand betrieben wird, wenn es um die Sicherheit geht. Und der ist teuer: Von dem 1,25 Milliarden Franken hohen Budget des Weissen Hauses entfallen allein 313 Millionen Franken auf Reisen. Ein Grundprinzip dabei: Potenzielle Angreifer sehen immer doppelt.

Kein Billig-Flieger: Joe Biden entsteigt am 9. Juni auf dem Militärstützpunkt im englischen Mildenhall der Air Force One.
Kein Billig-Flieger: Joe Biden entsteigt am 9. Juni auf dem Militärstützpunkt im englischen Mildenhall der Air Force One.
KEYSTONE

Das gilt sowohl zu Lande als auch in der Luft: Es sind stets zwei identische Fahrzeuge im Einsatz. Beim Auto-Konvoi fahren zwei VIP-Limousinen mit, die sogar dasselbe Kennzeichen haben – damit niemand sagen kann, in welchem der beiden der Präsident sitzt. Die Eskorte ist dabei im Prinzip oft dieselbe: Bis zu 50 Wagen sind dabei – siehe obige Bildergalerie.

«Panzer mit Cadillac-Schild»

Das Auto des Präsidenten heisst nicht umsonst «The Beast»: In «The Dallas News» wurde es nicht umsonst als «Panzer mit einem Cadillac-Schild» bezeichnet. Das Ungetüm soll zwischen 360'000 und 1,5 Millionen Franken kosten und hat einen 6,6-Liter-V8-Turbomotor. Die braucht die Limousine auch, die dank schwerer Panzerung um die neun Tonnen wiegt. Nachtsichtgerät, Tränengaskanone und Pumpguns runden das Paket ab.

Wenn der oberste Feldherr der USA in die Luft geht, steigen auch die Kosten. Die Flugstunde seines Helikopters wird dabei auf etwa 2800 Franken pro Stunde geschätzt. Hier kommen mindestens zwei, zuweilen aber auch schon bis zu fünf Hubschrauber zum Einsatz, die dann permanent ihre Position wechseln. Welcher davon Marine One, also das Lufttaxi des Präsidenten ist, kann am Boden niemand erkennen.

«The Beast» – in doppelter Ausführung – bringt Joe und Jill Biden am 29. April in Americus, Georgia, zum Flugplatz, wo bereits ein MV-22B Osprey wartet, der nach Bidens Zustieg zu Marine One wird.
«The Beast» – in doppelter Ausführung – bringt Joe und Jill Biden am 29. April in Americus, Georgia, zum Flugplatz, wo bereits ein MV-22B Osprey wartet, der nach Bidens Zustieg zu Marine One wird.
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Am meisten wird das Budget jedoch belastet, wenn der US-Präsident fliegt. Wie die Marine One ist auch Air Force One nicht der Name einer bestimmten Maschine, sondern der Rufname des Gefährts, in dem sich er oder sie befindet: Wenn Joe Biden am Donnerstag einen Swiss-Flug nach Washington nehmen würde, wäre jener Air Force One, sobald der 78-Jährige einsteigt.

Mindestens sieben Flugzeuge

Normalerweise nutzt der Demokrat aber speziell umgebaute Boeing 747, um grössere Entfernungen zu überbrücken. Und auch jene sind immer im Doppelpack unterwegs, wobei die Flugstunde mit gut 180'000 Franken zu Buche schlägt. Bei einer Rundreise wie der aktuellen, die vom 9. bis zum 17. Juni geht, kommen so einige Dollar zusammen.

Teurer Transporter: Eine C-5 Galaxy der Air Force bringt im Januar 1999 Fracht für die US-Delegation des WEF in Davos nach Zürich-Kloten.
Teurer Transporter: Eine C-5 Galaxy der Air Force bringt im Januar 1999 Fracht für die US-Delegation des WEF in Davos nach Zürich-Kloten.
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Zumal gerade bei den Flugkosten noch einberechnet werden muss, dass ja auch die Helikopter und Limousinen des Präsidenten sowie der Secret-Service-Tross bewegt werden müssen. Hier kommen schwere Air-Force-Transporter zum Zuge: C-5-Galaxy- oder C-17-Globemaster-Grossraumflieger sind das Mittel der Wahl.

Und auch diese Flugzeuge schlucken: Die C-5 liegt bei rund 90'000 Franken pro Flugstunde, während die deutlich grössere C-17 «nur» gut 20'000 Franken verlangt. Sieben Flugzeuge sind mindestens unterwegs, wenn der Präsident reist. Doch damit ist es mit der Reisekostenabrechnung noch lange nicht vorbei: In der Regel beginnen die Vorbereitungen schon Monate vor dem Besuch.

Grösser und günstiger: eine C-17 Globemaster am 6. Juni 2021 in Taiwan.
Grösser und günstiger: eine C-17 Globemaster am 6. Juni 2021 in Taiwan.
KEYSTONE

Darum Genf

Die nutzt der Secret Service, um die Örtlichkeiten auszukundschaften, um lokale Gefahren zu erkennen. Deshalb ist der Ort des relativ kurzfristig zustandegekommenen Gipfeltreffens in Genf zwischen Joe Biden und Wladimir Putin kein Zufall: Beide Seiten kennen den UNO-Sitz und die lokalen Begebenheiten.

Die Infrastruktur ist gut, das Gastgeberland ist neutral und die guten Dienste des Aussendepartments werden von beiden Parteien geschätzt – darum Genf. Hier arbeitet der Secret Service gewiss schon auf Hochtouren, inspiziert Orte und durchleuchtet sowohl Hotels als auch deren Angestellte.

Parc La Grange: Am Austragungsort des Genfer Gipfeltreffens werden am 10. Juni Sicherheitsvorkehrungen getroffen. 
Parc La Grange: Am Austragungsort des Genfer Gipfeltreffens werden am 10. Juni Sicherheitsvorkehrungen getroffen. 
KEYSTONE

Auch die Ernährung Joe Bidens liegt in den Händen der Agenten: Der Koch wird bei der Arbeit streng observiert. Sie alle werden schwitzen, während sich die Schweiz am ersten echten Sommerwochenende auf einen spannenden Mittwoch freut, an dem hierzulande vielleicht ein kleines Kapitel Weltgeschichte geschrieben wird.