MobbingWiederholen einer Klassenstufe könnte Mobbing-Risiko erhöhen
stsc, sda
11.11.2021 - 20:00
Böse Gerüchte verbreiten, jemanden absichtlich ausschliessen oder bedrohen: Wer in der Schule sitzen bleibt, wird eher von Klassenkameraden gemobbt. Das geht aus einer Studie mit über 400'000 Schülerinnen und Schülern weltweit hervor.
stsc, sda
11.11.2021, 20:00
SDA
Dies betraf sowohl Jungen als auch Mädchen, die eine Klasse wiederholen mussten. Die Art des Mobbings unterschied sich allerdings zwischen den Geschlechtern: Waren Mädchen die Zielscheibe, wurden sie häufiger als Jungen verspottet, bedroht, beklaut oder herumgeschubst. Das berichtet ein chinesisches Forscherteam um Xiayun Zuo von der Fudan-Universität in Shanghai im Fachmagazin «Plos Medicine».
Als Grundlage diente die Pisa-Studie aus dem Jahr 2018, an denen Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 16 Jahren teilnahmen. In die Auswertung flossen auch Daten von 3630 Jugendlichen aus der Schweiz ein.
Keine Kausalität nachgewiesen
Demnach hatten in der Gesamtstichprobe rund 12 Prozent der Jugendlichen eine Klasse wiederholt, und rund ein Drittel gab an, im vergangenen Jahr mindestens ein paar Mal im Monat Opfer von Mobbing gewesen zu sein. Die Forschenden fanden einen klaren Zusammenhang zwischen diesen beiden Faktoren in 46 der insgesamt 74 untersuchten Ländern und Regionen: Wer sitzenbleibt, wird eher gemobbt. Auch für die Schweiz war dieser Zusammenhang statistisch signifikant.
Allerdings betonen die Forschenden, dass die Studie keinen kausalen Zusammenhang offenlege: Sitzenbleiben könnte Mobbing begünstigen. Umgekehrt könnte aber auch Mobbing zu schlechteren schulischen Leistungen und damit zum Repetieren führen.
«Besorgniserregende Ergebnisse»
Das Team beobachtete grosse Unterschiede zwischen den Ländern. So berichteten in Korea 9 Prozent der Schülerinnen und Schüler Opfer von Mobbing gewesen zu sein, in den Philippinen waren es 65 Prozent, in der Schweiz 22 Prozent. Auch das Wiederholen einer Klasse reichte von 0,8 Prozent (Korea) bis hin zu 43 Prozent (Marokko). In der Schweiz lag der Wert bei 16 Prozent.
Die Studienergebnisse seien für Eltern, Lehrer, Schulleiter und politische Entscheidungsträger auf verschiedenen Ebenen sehr besorgniserregend, insbesondere in Ländern, in denen Schüler oft Klassen wiederholen müssten, schreiben die Autoren.
Denn Mobbing in der Schule habe kurz- und langfristige negative Folgen. Dazu gehörten körperliche, kognitive und psychische Probleme sowie ökonomische Konsequenzen für die gemobbten Jugendlichen, deren Familien und die Gesellschaft. Betroffene Schülerinnen und Schülern würden deshalb besondere Aufmerksamkeit benötigen, so die Forschenden.
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