Umwelt Kampf gegen Klimawandel «löst in Bern Grenzen zwischen Ämtern auf»

sr, sda

23.5.2022 - 17:21

In Stansstad NW schützt ein Restaurant im Sommer 2021 seine Gäste mit Sonnenschirmen und Pflanzen vor der Sonne. (Archivbild)
In Stansstad NW schützt ein Restaurant im Sommer 2021 seine Gäste mit Sonnenschirmen und Pflanzen vor der Sonne. (Archivbild)
Keystone

Der Kampf gegen die zunehmende Hitze in den Städten sei nur zu gewinnen, wenn er gemeinsam und ämterübergreifend geführt werde: Das sagten zwei Kaderleute der Stadt Bern an einer Konferenz zu diesem Thema am Montag in Bern.

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«Wir müssen nicht mehr 'grün' oder 'grau' denken, sondern 'blau'», sagte der Leiter des Tiefbauamts der Stadt Bern, Reto Zurbuchen, an diesem sogenannten Vernetzungsanlass von Stadt Bern, Energie Wasser Bern und dem Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern.

Tagtäglich arbeite das Tiefbauamt der Stadt Bern heute gemeinsam mit Stadtgrün Bern für ein weniger heisses Bern. Der Kampf gegen den Klimawandel löse die Grenzen zwischen den Ämtern auf, so Zurbuchen. «Ja, wir müssen 'blau' denken», pflichtete ihm Christoph Schärer bei, der Leiter von Stadtgrün Bern. Dieses Amt dachte bisher «grün», das Tiefbauamt «grau».

In Zukunft müssten beispielsweise die Bäume unter dem Boden mehr Platz erhalten für ihre Wurzeln, sagte Schärer. Der Leiter von Stadtgrün Bern sagte auch, die Stadt habe Fehler gemacht – etwa auf dem Ansermetplatz in Bern-Brünnen, wo sehr viel Asphalt verbaut wurde.

«Kaltluftentstehungsorte» schützen

An Anlass sprach auch Lone Severin, Bereichsleiterin Freiraumplanung Grünstadt Zürich. Schärer sagte, Zürich sei weiter als Bern bei den Anstrengungen zur Eindämmung der zunehmenden Hitze in den Städten. Severin stellte den rund 70 Anwesenden eine «Fachplanung Hitzeminderung» in Zürich vor.

Ziel ist unter anderem, in Zürich bis 2050 die durchschnittliche Kronenfläche von Bäumen auf Stadtgebiet von heute 17 auf 25 Prozent zu steigern. Auch Severin sagte, die Planung des Untergrunds werde angesichts des Bedarfs an mehr Bäumen herausfordernder.

Sie schilderte zudem Anstrengungen zur Revision von Planungs- und Baugesetzen zum Beispiel zugunsten von «Kaltluftentstehungsorten». Auch sollen Bäume künftig näher beieinander gepflanzt werden können – die gesetzlichen Minimaldistanzen sollen kleiner werden. Ein wichtiges Thema in Zukunft werde auch sein, wie die Städte genügend Wasser aufbewahren könnten, so Severin.

Auf einem Gebiet sei Bern der Stadt Zürich voraus, sagte die gebürtige Dänin: Bei den Daten. In der Stadt Bern gibt es ein feines Netz von Messstellen, welche aufzeigen, wie hoch die Temperatur an vielen Orten der Stadt ist. Das Oeschger-Zentrum hat es aufgebaut.

Kruit begrüsst Stadtklima-Initiative

Der Kampf für mehr Grünflächen angesichts des Klimawandels ist derzeit in aller Munde: In mehreren Städten haben Umweltorganisationen in letzter Zeit Stadtklima-Initiativen eingereicht. Das Schlagwort lautet Entsiegelung von Asphaltflächen. In Bern lancierten «UmverkehR» und «Läbigi Stadt» Anfang Mai die Unterschriftensammlung.

Berns Tiefbau-, Verkehr- und Stadtgrün-Direktorin Marieke Kruit begrüsste am Anlass diese Initiative. «Wir sehen das als Ansporn für unsere Klimaanpassungsmassnahmen», sagte sie. «Das gibt uns Rückenwind».

Die Stadt Bern habe kürzlich etwa in der Bümplizer Fussgängerzone Flächen entsiegelt. Auch das Projekt «Dr neu Breitsch» enthalte Klimaanpassungemassnahmen. Künftig gelte es, bei jedem Projekt von Anfang an Klimaverträglichkeitsmassnahmen zu berücksichtigen.