Wetter Kanton Bern rechnet am Bielersee mit Überschwemmungen wie 2005

sr, sda

14.7.2021 - 16:57

Das Bielerseeufer am 9. August 2007: Mit solchen Verhältnissen muss man am Bielersee laut Kanton Bern in den nächsten Tagen rechnen.
Das Bielerseeufer am 9. August 2007: Mit solchen Verhältnissen muss man am Bielersee laut Kanton Bern in den nächsten Tagen rechnen.
Keystone

Der Kanton Bern geht davon aus, dass die Hochwassergrenzen am Thunersee, in Bern und am Bielersee in den nächsten Tagen teilweise deutlich überschritten werden. Am Bielersee hält er es für möglich, dass es Überschwemmungen gibt wie 2007 oder wie im Jahr des Jahrhunderthochwassers 2005.

Keystone-SDA, sr, sda

Wie die Berner Staatskanzlei am Mittwoch mitteilte, ist am Bielersee mit einem Überschreiten der Hochwassergrenze um 25 bis 65 Zentimeter zu rechnen. Die Experten gehen davon aus, dass am Bielersee die Hochwassergrenze im Verlauf des Donnerstags überschritten wird und der höchste Pegel am Samstag erreicht ist.

Am Thunersee erwarten die Fachleute laut der Berner Staatskanzlei ein Anschwellen des Sees auf 25 bis 40 Zentimeter über der Hochwassergrenze. Die Aare in Bern dürfte laut dem Kanton Bern eine Abflussmenge von 500 bis 560 Kubikmetern pro Sekunde erreichen.

Zum Vergleich: Bei den Jahrhunderthochwassern von 1999 und 2005 beförderte die Aare in Bern jeweils knapp über 600 Kubikmeter pro Sekunde. Auch am Brienzersee erwarten die Fachleute laut der Berner Staatskanzlei ein Überschreiten der Hochwassergrenze.

Der Kanton Bern schreibt weiter, trotz Drosselungen am Wehr Port bei Biel sei es möglich, dass die sogenannten Murgenthaler Bedingungen nicht eingehalten werden könnten. Das Wehr drosselt den Auslauf des Bielersees in den Nidau-Büren-Kanal.

Die Murgenthaler Bedingungen regeln den zulässigen Abfluss aus dem Bielersee zum Schutz der aareabwärts liegenden Kantone Solothurn und Aargau. Sie wurden nach der Juragewässerkorrektion vom Bundesrat verordnet.

Wegen der vorhergesagten Regenmengen von lokal bis zu 100 Millimetern am Donnerstag und Freitag geht der Kanton Bern von Überschwemmungen aus. Am Mittwoch blieben die Pegel von Thunersee und Bielersee angesichts des mehrheitlich trockenen Wetters stabil – im Oberland knapp über, im Seeland knapp unter der Hochwassergrenze.

Höchste Gefahrenstufe an zwei Seen

Am Mittwochmittag hatte der Bund die Gefahrenstufen entlang des zentralen Berner Entwässerungssystems nach oben gesetzt: Auf Stufe 5 (sehr grosse Gefahr) für Thuner- und Bielersee, auf Stufe 4 (grosse Gefahr) für die Gebiete entlang der Aare zwischen Thun und dem Seeland.

Ansonsten brachte das eher trockene Wetter eine Entspannung auf Berner Strassen und Schienen: Der Susten- und der Grimselpass wurden am Morgen wiedereröffnet, nach einer Sperrung wegen Murganggefahr am Dienstagabend.

Bei Thörishaus befuhren die Züge wieder beide Geleise der Strecke nach Freiburg-Lausanne. Dies nach einem Murgang vom frühen Dienstagmorgen. Auch die Züge der Zentralbahn befuhren die Strecke zwischen Meiringen und Brienzwiler wieder, nachdem dort am Dienstag Hochwassergefahr geherrscht hatte.

Allerdings musste der Sustenpass in Absprache mit dem Kanton Uri wegen Steinschlaggefahr auf der Urner Seite des Passes wieder gesperrt werden, wie der Kanton Bern am Mittwochnachmittag bekannt gab. Und wegen Erdrutschgefahr fuhren ab Mittwochvormittag auf den S-Bahn-Linien 4 und 44 zwischen Burgistein und Uetendorf keine Züge mehr. Die BLS richtete einen Busersatz ein. Diese Störung dauerte am Mittwoch gegen Abend an.

Regen macht auch Asphalt zu schaffen

Der anhaltende Regen der vergangenen Tage machte sogar der Autobahn A6 zu schaffen: Beim Anschluss Bern-Ostring wurden im Rahmen der Bauarbeiten für die Pannenstreifen-Umnutzung Schäden entdeckt. Sie erreichten laut Bundesamt für Strassen Astra wegen des Regens «ein überraschend grosses Ausmass».

Deshalb beschloss das Astra, in der Nacht auf Donnerstag in Fahrtrichtung Bern-Wankdorf die A6 komplett zu sperren und den Belag notfallmässig zu reparieren.