Der Kanton Bern will Gegner und Befürworter des umstrittenen Westastes der Autobahnumfahrung von Biel an einen runden Tisch bringen. Ein partizipativer Prozess soll die verfahrene Situation deblockieren. Die Gegner regieren vorsichtig.
"Dialog ja, aber keine weitere Alibiübung", schreibt das Komitee "Westast so nicht!" in einer Mitteilung vom Freitag. Den Dialog werten die Gegner grundsätzlich positiv. Die Bürgerbewegung habe einen solchen seit über einem Jahr auch mehrfach verlangt. Dementsprechend erfreut nehme man nun die Mitteilung des Kantons zur Kenntnis.
Ein echter Dialog sei aber nur möglich, wenn neben den verkehrlichen Auswirkungen auch die Risiken für die Umwelt und die Eingriffe in den Stadtraum und die Lebensqualität während der Bauzeit berücksichtigt werden.
Keine Autobahnanschlüsse in der Stadt
Und das Komitee macht auch klar, woran es festhalten will: "Keine Anschlüsse im Stadtzentrum, auch keine überdachten Anschlüsse und auch nicht einen statt zwei Anschlüsse". Um Vertrauen aufzubauen brauche es eine Sistierung des Einsprache- und Planungsverfahrens.
Die Stadt Biel begrüsste den Entscheid des Kantons ebenfalls. In einer Mitteilung vom Freitag fordert er aber eine zeitliche Begrenzung der Diskussionen über eine konsensfähige Lösung. Das Projekt dürfe nicht jahrelang verschoben werde.
Auch die Stadt würde es laut Mitteilung begrüssen, wenn das Einsprache- und Planungsverfahren sistiert würden. Dies wäre "ein klares Zeichen" für einen echten Dialog und dafür, dass Veränderungen am geplanten Projekt möglich seien.
Am 8. Februar will der Kanton am Runden Tisch diskutieren, wie ein partizipativer und transparenter Prozess aussehen könnte. Der Runde Tisch wird vom langjährigen Verkehrsexperten Hans Werder geführt, wie die bernische Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion am Freitag bekannt gab. Werder war von 1996 bis 2010 Generalsekretär von Bundesrat Moritz Leuenberger im Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr und Energie.
Jahrelanges Hin und Her
Nachdem Biel jahrelang eine Autobahnumfahrung gefordert hatte, wird diese nun gebaut. Der Ostast der Umfahrung ist seit rund einem Jahr in Betrieb. Dieser hatte kaum Opposition hervorgerufen.
Ganz anders der Westast, der an zwei Stellen als offene Autobahn durch die Stadt geführt werden soll. Dies rief in der Bevölkerung grossen Widerstand hervor. Zudem werde nicht weniger, sondern mehr Verkehr in die Stadt gepumpt, kritisieren die Gegner.
Gegen das Projekt fanden verschiedene Kundgebungen statt. Anfang November beteiligten sich mehrere tausend Personen an einer solchen Demonstration in Biel.
Die Gegner pochen auf ein alternatives Projekt, das einen zweispurigen Tunnel zwischen Bahnhof und See vorsieht - ohne offene Autobahnanschlüsse mitten in der Stadt. Für den Lokalverkehr soll ein Boulevard entstehen.
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