Soziales Kanton Bern will ein Mädchenhaus schaffen

SDA

31.10.2019 - 12:20

Im geplanten Berner Mädchenhaus sollen psychisch und physisch bedrohte Mädchen und junge Frauen Schutz finden. (Symbolbild)
Im geplanten Berner Mädchenhaus sollen psychisch und physisch bedrohte Mädchen und junge Frauen Schutz finden. (Symbolbild)
Source: KEYSTONE/LUIS BERG

Im Kanton Bern soll es nach Frauenhäusern nun auch ein Mädchenhaus geben. Das ist ein Ort, wo Mädchen und junge Frauen in Notsituationen Schutz finden. Bis es eröffnet wird, dürften aber noch zwei Jahre vergehen.

Wie Lucas Bonadei vom kantonalen Sozialamt am Donnerstag auf Anfrage sagte, wird die Verwaltung jetzt eine Projektorganisation auf die Beine stellen. Es geht darum, beispielsweise ein Betriebs-, ein Betreuungs- und ein Sicherheitskonzept für das künftige Mädchenhaus zu erstellen.

Das Sozialamt wird aktiv, nachdem der bernische Grosse Rat im September 2016 dem Regierungsrat den Auftrag gab, den Bedarf von Not- und Schutzplätzen für Mädchen und junge Frauen zu prüfen. Das Kantonsparlament überwies damals ein Postulat von Béatrice Stucki (SP/Bern).

Am Donnerstag veröffentlichte die Kantonsregierung einen Bericht zu diesen Abklärungen. Sie schreibt darin, der Bedarf für ein solches Haus im Kanton Bern sei gegeben. Es solle realisiert werden.

Die Anforderungen an die Betreuung von Mädchen und jungen Frauen, die von psychischer, physischer und sexueller Gewalt betroffen seien, seien sehr spezifisch und sehr anspruchsvoll. Diese könnten in Notsituationen nicht in Strukturen untergebracht werden, welche für erwachsene Frauen vorgesehen seien.

Der Bericht geht nun an den bernischen Grossen Rat, der ihn allerdings nur zur Kenntnis nehmen muss.

Das Sozialamt geht laut Bonadei von einer wohlwollenden Aufnahme des Berichts durch den Grossen Rat aus. Dies, da das Kantonsparlament vor drei Jahren das Postulat überwies. Wahrscheinlich im März werde das Parlament den Bericht besprechen, so der stellvertretende Vorsteher des kantonalen Sozialamts.

Auch Frauenhäuser optimieren

Die Schaffung eines Mädchenhauses will die Kantonsregierung zum Anlass nehmen, die bestehenden Angebote in der stationären Opferhilfe zu überprüfen. Anlass dafür ist, wie die Kantonsregierung in einer Mitteilung vom Donnerstag schreibt, dass die drei bestehenden Frauenhäuser im Kanton Bern zu stark ausgelastet sind.

Diese Häuser könnten so ihre Funktion als Schutz- und Notunterkünfte nur eingeschränkt wahrnehmen, schreibt der Regierungsrat. Mit der Schaffung von zirka sieben bis zehn Plätzen im geplanten Mädchenhaus will die Kantonsregierung bestehende Angebotslücken schliessen und Kapazitätsengpässe ausgleichen.

Das neue Mädchenhaus soll deshalb «in optimierten Strukturen» unter dem institutionellen Dach der etablierten Frauenhäuser entstehen. Das neue Haus soll zweisprachig geführt werden.

Von Kosten im Umfang von 150'000 bis 175'000 Franken pro Platz geht die Kantonsregierung gemäss dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht aus. Im Voranschlag 2020 beziehungsweise im Aufgaben- und Finanzplan 2021 bis 2023 des Kantons hat der Regierungsrat bereits 900'000 Franken für ein Mädchenhaus eingestellt.

Die kantonale Gesundheits- und Fürsorgedirektion hat sich kürzlich mit allen bisher in der stationären Opferhilfe tätigen Institutionen getroffen. Sie habe erfreut zur Kenntnis genommen, dass bei allen die Bereitschaft vorhanden sei, in einem Umsetzungsprojekt für die Schaffung eines Mädchenhauses im Kanton Bern in optimierten Strukturen mitzuwirken.

Bieler Erfahrungen nutzen

Bereits 2018 führte der Verein «MädchenHouse des Filles Biel-Bienne» in Biel ein Pilotprojekt durch. Dort wurde in diesem Rahmen ein zweisprachiges Haus für junge Frauen in Not getestet. Die Erkenntnisse und Erfahrungen waren laut Kantonsregierung positiv.

Die Evaluation des Projekts habe gezeigt, dass das Angebot von den zuweisenden Institutionen sehr geschätzt worden sei.

In die Projektarbeiten für ein kantonales Mädchenhaus sollen nun die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt des Bieler Vereins einfliessen. Ebenfalls genutzt werden soll die langjährige Erfahrung der Trägerschaften der bestehenden Frauenhäuser. Gemeint sind die Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern und «Solidarité femmes».

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