Grosser Rat BE Kantonsparlament senkt Zugangshürden für Primarlehrerausbildung

pa, sda

1.12.2021 - 12:25

Wer im Kanton Bern zur Lehrerausbildung zugelassen wird, regelt das Gesetz über die Pädagogische Hochschule. (Symbolbild)
Wer im Kanton Bern zur Lehrerausbildung zugelassen wird, regelt das Gesetz über die Pädagogische Hochschule. (Symbolbild)
Keystone

Im Kanton Bern sollen Berufsmaturanden auch ohne Zusatzprüfung den Ausbildungsgang für die Primarstufe an der deutschsprachigen Pädagogischen Hochschule (PH) absolvieren dürfen. Dies hat der Grosse Rat am Mittwoch bei der Beratung des PH-Gesetzes entschieden.

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Mit 83 zu 60 Stimmen stellte sich der Rat hinter den Antrag der Bildungskommission und verankerte damit diesen prüfungsfreien Zugang auf Gesetzesstufe. Damit wagt der Kanton Bern in diesem Bereich einen Alleingang, da diese Zulassung auf eidgenössischer Ebene derzeit nicht anerkennt wird.

Die bürgerliche Ratsmehrheit wollte diesen Schritt trotzdem wagen. Der Kanton Bern dürfe in dieser Frage «ruhig einmal vorausgehen», sagte Corinne Schmidhauser (FDP/Interlaken). Mit 18 Prozent sei die Quote der Berufsmaturitätsabschlüsse im Kanton Bern besonders hoch.

Samuel Krähenbühl (SVP/Unterlangenegg) sah die Massnahme als einen «kleinen Schritt» zur Behebung des Lehrermangels. Zudem solle der prüfungsfreie Zugang nur für die Primarstufe gelten – also nicht für die Anforderungen der Oberstufe.

SP befürchtet Zweiklassengesellschaft

Gegen den Vorschlag wehrten sich SP, Grüne und EVP. Daniel Wildhaber (SP/Rubigen) befürchtete einen Rückschritt, der zu einer Zweiklassengesellschaft führen werde. Wer ein solch kantonales Diplom erwerbe, werde keinen Bachelorabschluss erhalten und somit von weiterführenden Studien ausgeschlossen.

Christine Grogg (EVP/Bützberg) sprach von einer «gut gemeinten, aber unausgegorenen Idee», die in dieser Form nicht in ein Gesetz gehöre. Sie verwies auf eine hängige Motion auf eidgenössischer Ebene mit dem gleichen Anliegen, die der Nationalrat jedoch noch nicht behandelt hat.

Auch Bildungsdirektorin Christine Häsler (Grüne) wehrte sich vergeblich gegen die Verankerung im Gesetz. Studierende mit Berufsmaturität seien selbstverständlich an der PH sehr erwünscht. Sie machten schon jetzt rund 20 Prozent der Studierenden aus, und diese nähmen die Zusatzprüfung nicht als grosse Hürde wahr.

Zwei Millionen für 20 Studierende

Häsler warnte zudem vor den Folgekosten einer rein bernischen Lösung. Weil das Bundesrecht eine prüfungsfreie Zulassung nicht vorsehe, sei diese Ausbildung nur mit einem separaten Lehrgang möglich.

Erste Schätzungen gehen von rund zwei Millionen Franken aus. Die Bildungsdirektorin gab dem Rat dabei zu bedenken, dass es um lediglich 20 Betroffene jährlich geht.

Die weiteren Gesetzesänderungen waren kaum bestritten. Anlass für die Revision waren personalrechtliche Anpassungen. Der Rat nahm das PH-Gesetz in der ersten Lesung schliesslich mit 111 zu 37 Stimmen an.