Textilbranche Lantal Textiles muss 55 Mitarbeitende entlassen

SDA

27.8.2020 - 14:31

Das Langenthaler Textilunternehmen Lantal muss sich nach Umsatzeinbrüchen aufgrund der Coronapandemie von über 50 Mitarbeitenden trennen. (Archivbild)
Das Langenthaler Textilunternehmen Lantal muss sich nach Umsatzeinbrüchen aufgrund der Coronapandemie von über 50 Mitarbeitenden trennen. (Archivbild)
Source: Keystone/GAETAN BALLY

Das Langenthaler Textilunternehmen Lantal muss 55 Mitarbeitenden kündigen. Die Coronapandemie hat bei dem auf Textilien für den internationalen Luft-, Bahn- und Busverkehr spezialisierten Unternehmen zu einem Umsatzeinbruch geführt.

Zu den 55 Kündigungen kommen noch fünf Änderungskündigungen dazu, wie Lantal am Donnerstag mitteilte. Bereits seit Anfang August zeichnete sich bei der stark exportorientierten Textilfirma eine Massenentlassung ab. Die Gewerkschaft Unia sprach damals von bis zu 75 Stellen, die abgebaut werden könnten.

Nach Ende der Konsultationsphase ist nun klar, dass sich Lantal von 55 Mitarbeitenden trennt. «Es tut mir sehr weh für jede Einzelne und jeden Einzelnen», wird Lantal-CEO Urs Rickenbacher in der Mitteilung zitiert. Doch die Coronakrise habe mit der Aviatikbranche den Hauptmarkt von Lantal getroffen. Dies habe das Oberaargauer Traditionshaus rasch zu spüren bekommen.

Da sich der Aviatikmarkt gemäss Einschätzungen frühestens 2023 erholen dürfte, kann das Unternehmen die Krise laut Rickenbacher nicht allein mit Kurzarbeit überstehen. Dies wäre höchstens bis Herbst 2021 möglich.

Sozialplan ausgearbeitet

Für die von der Massenentlassung betroffenen Mitarbeitenden wurde in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ein Sozialplan erarbeitet. Dazu gehören die professionelle Begleitung der Betroffenen, Workshops mit Experten sowie ein Arbeitsmarktservice.

Zudem werden nach Angaben von Lantal ältere Arbeitnehmende finanziell unterstützt. In einzelnen Fällen werden Mitarbeitende frühpensioniert. Mit einer Härtefalklausel sollen Arbeitnehmende in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation unterstützt werden können.

Mit Blick in die Zukunft zeigt sich Rickenbacher überzeugt, dass die Luftfahrt mittelfristig wieder wachsen werde. Lantal will deshalb weiterhin auf diesen Bereich setzen.

Das 1886 gegründete Unternehmen weist auf seiner Homepage einen konsolidierten Umsatz von 105 Millionen Franken aus, der Exportanteil liegt bei 94 Prozent. Insgesamt beschäftigt Lantal fast 700 Personen in der Schweiz, in den USA, in Frankreich, Portugal, Tschechien, Deutschland und Grossbritannien.

Am Hauptsitz in Langenthal und im bernischen Melchnau verzeichnet Lantal über 250 Arbeitsplätze.

Arbeitnehmer machten Vorschläge

«Engagement der Angestellten bei Lantal rettet 20 Arbeitsplätze»: So überschrieb die Gewerkschaft Unia am Donnerstag eine Mitteilung zum Stellenabbau. Nachdem die Lantal-Spitze Anfang August den Stellenabbau angekündigt habe, hätten Arbeitsgruppen Vorschläge zur Reduktion erarbeitet.

Diese Arbeitsgruppen bestanden aus Vertretern der Lantal-Personalkommission, Fachleuten aus dem Betrieb und Experten der Unia.

Resultat dieser Denkarbeit war ein 15-seitiges Dokument mit Vorschlägen, etwa zur Erschliessung neuer Geschäftsfelder und zur Reduktion der Abhängigkeit vom Transportgeschäft. Auch Ideen zu Arbeitszeitumverteilung und zur Standortsicherung wurden geäussert. Dank diesem Engagement hätten 20 Stellen gerettet werden können. Lantal bestätigt in der Unternehmensmitteilung, dass ursprünglich maximal 75 Entlassungen geplant waren.

Unia erwartet, dass die Lantal-Führung eine Strategie vorlegt, wie die Produktionsstandorte Langenthal und Melchnau langfristig gesichert werden können. Das Management könne sich auf die vielen Vorschläge der Belegschaft stützen.

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