ZweisprachigkeitPauline Pauli leistet Pionierarbeit im Nidauer Parlament
hs, sda
17.3.2023 - 11:18
Es ist eine ungewohnte Situation für Nidau, die deutschsprachige Nachbargemeinde von Biel. Die einzige französischsprachige Parlamentarierin leitet dieses Jahr die Debatten im Stadtrat – und zwar in ihrer Sprache, ohne Übersetzung.
hs, sda
17.03.2023, 11:18
SDA
Vor neun Jahren zog Pauli nach Nidau. Am Donnerstag eröffnete sie als Ratspräsidentin die erste Stadtratssitzung im neuen Jahr. «Ich fühle mich geehrt, dass ich die sprachliche Minderheit in unserer Gemeinde vertreten darf», sagte sie. Nidau hat offiziell einen Anteil von 23 Prozent Französischsprachigen.
«Unsere beiden Landessprachen und unsere beiden Kulturen leben in Nidau zusammen», sagte Pauli. «Das ist eine Tatsache, und sie werden dies nun auch politisch tun.» Sie freue sich auf die gelebte Zweisprachigkeit.
Pauli ist Mitglied der PRR, der französischsprachigen FDP-Schwester. Sie sitzt auch im bernischen Grossen Rat. Den Vorsitz in Nidau übernahm sie unter der Bedingung, dass sie die Debatten in ihrer Muttersprache leiten kann. Das ist vereinbar mit der Geschäftsordnung des Stadtrats.
(Noch) eine politische Exotin
Obwohl die Französischsprachigen in Nidau fast einen Viertel der Bevölkerung ausmachen, sind sie im Parlament krass untervertreten. Darauf machte Pauli im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA aufmerksam. Sie ist nämlich die einzige Französischsprachige im Rat.
Unterstützung habe sie nicht nur von ihrer Partei, sondern auch von anderen Fraktionen erhalten, freute sich Pauli. Beschlüsse und Dokumente werden allerdings weiterhin nur auf Deutsch gedruckt, da die Gemeinde mit 7000 Einwohnern offiziell deutschsprachig ist – anders als etwa Biel (Bienne) oder Leubringen/Magglingen (Evilard).
Pauli möchte andere Französischsprachige in Nidau zu politischem Engagement ermuntern. «Es ist eine kleine linguistische Revolution», meint Virginie Borel, Direktorin des Forums für die Zweisprachigkeit in Biel.
Immer mehr Romands
Die Situation in Nidau veranschaulicht den Aufschwung der Französischsprachigen in der Region. In Biel steigt die Zahl der Romands seit mehreren Jahren an und macht mittlerweile 43,4 Prozent der Bevölkerung aus.
Es sind vor allem Menschen aus Neuenburg, aber auch aus Yverdon und der Genferseeregion, die sich für Biel als Wohnort entscheiden. Hier ist es einfacher, erschwinglichen Wohnraum zu finden. Dank Home Office ist die Entfernung zum Arbeitsplatz kein Hindernis mehr.
Tiefere Preise
Dasselbe Phänomen ist im Berner Seeland zu beobachten, das für Neuenburger attraktiv ist. Die Gemeinde Gals zwischen Neuennburger- und Bielersee zum Beispiel beherbergt immer mehr Romands.
Anfang letzten Jahres machten sie bereits rund 40 Prozent der Bevölkerung aus. Die Neuankömmlinge finden hier noch verfügbares Bauland und tiefere Steueranlagen.
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