Über 130 Personen sollen sich bei Zusammenstössen zwischen Türken und Kurden am Rande einer Kundgebung in Bern strafbar gemacht haben. 82 Männer und 14 Frauen konnte die Polizei identifizieren und anzeigen. Nun sind die Anzeigenrapporte bei der Staatsanwaltschaft, die sie abschliessend beurteilt.
Zu den Ausschreitungen kam es Mitte September 2015 am Rande einer Kundgebung von Anhängern der türkischen Regierung und einer unbewilligten Gegenkundgebung von Kurden. Insgesamt 25 Personen wurden verletzt.
Am Rande der Kundgebungen spielten sich wüste Szenen ab. So zeigten Amateurvideos etwa, wie ein Auto in eine Demonstrantengruppe fuhr. Die beiden verfeindeten Lager interpretierten das verworrene Geschehen naturgemäss sehr unterschiedlich.
Verworrenes Geschehen
Nun hat die Berner Kantonspolizei ihre aufwändigen Ermittlungen abgeschlossen, wie sie am Donnerstag mitteilte. Aus Sicht der Ermittler hatten sich an jenem Samstag auf dem Helvetiaplatz Teilnehmer einer unbewilligte kurdische Gegenkundgebung eingefunden. Als sie trotz mehrmaliger Aufforderung durch die Polizei den Ort nicht verliessen, entschied die Polizei, die Gegenkundgebung aufzulösen.
Dabei kam es zu ersten Randalen. Die Demonstranten warfen mit Vierkanthölzern, Steinen und anderen Gegenständen nach den Polizisten. Mit einem Sitzstreik versuchten die Teilnehmenden der Gegenkundgebung die Auflösung ihrer Demonstration zu verhindern.
Mehrere Demonstranten begaben sich in der Folge auf die in der Nähe gelegene Schwellenmattstrasse. Dort kam es zu Sachbeschädigungen an zwei Autos und gewaltsamen Übergriffen auf die acht Autoinsassen. Eines der Autos fuhr daraufhin in eine der Angreifergruppen. Die Polizei spricht von insgesamt 67 in dieses Geschehen involvierten Personen.
Nachdem sich das Geschehen auf der Schwellenmattstrasse beruhigt hatte, waren bereits mehrere Splittergruppen auf der Thunstrasse unterwegs. Dort kam es zu einer erneuten Konfrontation, wobei es der Polizei gelang, ein direktes Aufeinandertreffen der beiden Lager zu verhindern. Die Beteiligten traten daraufhin den Rückzug an und schlossen sich wieder der Hauptkundgebung an.
Dort kam es in der Folge wegen einer Festnahme erneut zu Ausschreitungen, wie die Polizei mitteilte. Gegen 17 Uhr löste sich die Kundgebung auf.
Viel Bildmaterial
Im Zuge der Ermittlungen werteten die Spezialisten der Fahndung fast 140 Videoaufnahmen und 337 Fotos aus. So gelang es ihnen, Straftaten zu dokumentieren, den einzelnen Personen zuzuordnen und diese zu identifizieren. Die Polizei führte auch eine sogenannte Öffentlichkeitsfahndung durch und publizierte Bilder von tätverdächtigen Personen.
Bis heute konnten 96 mutmassliche Täterinnen und Täter namentlich identifiziert werden, wie aus der Mitteilung der Behörden hervorgeht. Gegen die mutmasslichen Straftäterinnen und Straftäter wurden Anzeigerapporte eingereicht. Den insgesamt 96 Personen werden Tatbestände wie Angriff, Körperverletzung oder Landfriedensbruch zur Last gelegt.
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