Die Betreiber der Berner Reitschule sind sich erneut mit den Behörden in die Haare geraten. Der städtische Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) wurde am Freitagabend vom Vorplatz des Kulturzentrums weggewiesen.
Auf dem Heimweg von einem Konzert im Bierhübeli sei er an der Reitschule vorbeigekommen, sagte Nause am Samstag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er habe sich einen Eindruck vom Geschehen an einem Freitagabend machen wollen.
Kaum habe er den Vorplatz betreten, habe ihn ein unbekannter Mann angesprochen und ihn aufgefordert, den Ort zu verlassen. Ob der Mann zum internen Sicherheitsdienst gehört, weiss Nause nicht. Jedenfalls habe ihm der Unbekannte beschieden, dass er (Nause) Hausverbot in der Reitschule habe.
Der Sicherheitsdirektor kam der Aufforderung nach. Einen Eindruck von der Situation auf dem Vorplatz habe er trotzdem gewonnen: Die Zustände in Sachen Drogendealerei seien "gravierend". In der kurzen Zeit sei ihm fünfmal Kokain und dreimal Haschisch angeboten worden.
Was für politische Konsequenzen Nause aus dem Vorfall zieht, liess er am Samstag offen. Die Liegenschaft gehört der Stadt Bern. Der Kulturbetrieb wird von der öffentlichen Hand subventioniert.
Die Reitschule-Betreiber empfanden Nauses Präsenz kurz nach dem Polizei-Einsatz als Provokation, wie sie auf Anfrage erklärten. Deshalb habe man ihn weggeschickt. "Es ist üblich, dass Leute vom Vorplatz weggewiesen werden, die den Betrieb der Reitschule stören."
15 Männer gefasst
Die Reitschüler stiessen sich offenbar an Nauses Anwesenheit, weil die Kantonspolizei Stunden zuvor eine Aktion gegen den Drogenhandel auf der Schützenmatte und im Innern des Kulturzentrums durchgeführt hatte. Dabei wurden laut Polizei 42 Gramm Kokain, 17 Ecstasy-Pillen und etwas Haschisch und Marihuana sichergestellt.
15 Männer wurden angehalten - 13 wegen des Verdachts der Dealerei und zwei, weil sie den Polizei-Einsatz behindert haben sollen. Auf Anfrage gab die Polizei die Nationalität der Männer bekannt: Neun stammen aus Nigeria, je einer aus dem Irak, Italien, Syrien, Sudan, Marokko und Äthiopien. Ein Jugendlicher ist dabei, die übrigen sind zwischen 18 und 40 Jahre alt.
Sie werden alle angezeigt, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Neun sind mittlerweile wieder auf freiem Fuss, vier wurden wegen illegalen Aufenthalts in der Schweiz in Haft genommen.
Mit Steinschleuder attackiert
Die Polizei wurde beim Einsatz nach eigenen Angaben von mehreren Personen behindert. So habe ein Unbekannter vom Balkon der Reitschule aus Polizisten mit einer Steinschleuder angegriffen. Im Innern der Reitschule seien die Einsatzkräfte verbal und körperlich bedrängt worden.
Die Mediengruppe der Reitschule teilte mit, mindestens eine Person sei durch Gummigeschosse verletzt worden. Der Betrieb im Reitschul-Restaurant Sous le Pont sei stundenlang beeinträchtigt worden, ebenso der öffentliche Verkehr um die Schützenmatte.
Zwei Dutzend Polizisten seien bei der Aktion in Vollmontur erschienen, zwei Dutzend in Zivil. Das deute darauf hin, dass die massive Störung des Betriebs nicht zufällig geschehen sei, sondern im voraus geplant gewesen sei.
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