GesundheitSchnegg will steigende Gesundheitskosten mit mehr Effizienz bremsen
SDA
31.1.2020 - 14:45
Der Kanton Bern rechnet in den nächsten Jahren mit einer weiteren Zunahme der Gesundheits- und Sozialkosten. Diese Entwicklung will der zuständige Regierungsrat Pierre Alain Schnegg (SVP) mit mehr Effizienz und Koordination bremsen.
Zwischen 2014 und dem Finanzplan 2023 sei bei den Kosten für Gesundheit und Soziales ein Anstieg um 16 Prozent (450 Millionen Franken) zu verzeichnen, rechnete Schnegg am Freitag anlässlich der Jahresmedienkonferenz seiner Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) vor.
Damit wolle er dem «Märchen» entgegentreten, beim Staat werde gespart und im Sozialbereich abgebaut. Das Gegenteil sei der Fall. «Aber: wir müssen handeln, damit wir die seit Jahrzehnten anhaltende Kostenentwicklung weiter bremsen können.»
Vernetzte Daten im Patientendossier
Bei den Gesundheitskosten sei ein gewisser Anstieg mit der Alterung der Gesellschaft sowie mit technologischen Fortschritten bei den Behandlungsmethoden zu erklären. Doch wenn die Kostenentwicklung im gleichen Rahmen weitergehe wie bisher, werde sich die Bevölkerung die Gesundheitsversorgung nicht mehr leisten können.
Handlungsbedarf sieht Schnegg vorab bei «unnötigen Eingriffen und Doppelspurigkeiten aufgrund fehlender Zusammenarbeit und nicht vernetzter Daten».
Konkret soll das elektronische Patientendossier (EPD) möglichst rasch eingeführt werden. So müssen sich bis zum 15. April alle Spitäler einer sogenannten Stammgemeinschaft angeschlossen haben. Das EDP sei der einzige Weg, die Patientinnen und Patienten möglichst integral versorgen zu können.
Mehr ambulante Eingriffe
Sparpotenzial sieht Schnegg auch bei der Steigerung der Zahl der ambulanten Eingriffe. Sie kosten drei Mal weniger als stationäre Eingriffe. Schnegg erinnerte daran, dass seit Anfang 2019 sechs Kategorien von Operationen nur noch vergütet werden, wenn sie ambulant durchgeführt werden. «Das ist aber nur ein Anfang.»
Zu rechnen sei damit, dass diese Zahl auf 16 bis 18 Eingriffe steigen werde. Schnegg verwies darauf, dass im Ausland bis 40 Prozent der Eingriffe ambulant durchgeführt wurden, hierzulande seien es lediglich 20 Prozent.
Die vom Bund vorangetriebene «Ambulantisierung» werde alle Spitäler treffen, gab Schnegg zu bedenken. Die Spitäler müssten sich entsprechend anpassen, da weniger Betten und Spitalpersonal nötig sein werden. Angesichts der demografischen Entwicklung werde hingegen mehr Personal im Altersbereich gefragt sein.
Potenzial für Synergien sieht Schnegg auch bei der Datenaufbereitung und Datenanalyse. Die Vernetzung von Informationen könne Doppel- und Mehrspurigkeiten vermeiden und Abläufe vereinfachen.
Gefragt sei auch mehr Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der Gesundheitsversorgung. Schnegg verwies dabei einerseits auf das «Campus-Modell» im Simmental-Saanenland, das die medizinische Grundversorgung einer ganzen Region sicherstellen will, und andererseits auf Private-Public-Partnerschaften wie im Falle des Hôpital du Jura bernois.
Gesundheitsstrategie 2020
Wie es mit der Gesundheitsversorgung im Kanton Bern weitergeht, soll in der Gesundheitsstrategie 2020 verankert werden, die letzten Herbst in die Vernehmlassung ging. Bis zum Ablauf der Konsultationsfrist am 10. Januar seien 74 Stellungnahmen eingegangen, sagte Aline Froidevaux, stellvertretende GSI-Generalsekretärin.
Ein Grossteil der Vernehmlasser trage die Stossrichtung der Strategie mit. Gespalten seien die Meinungen aber zur Frage, ob und wenn ja wo der Kanton vermehrt steuernd eingreifen soll. Nach einer direktionsinternen Überarbeitung wird die Strategie dem Regierungsrat vorgelegt, bevor auch der Grosse Rat darüber debattieren wird.
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