Tierpark-Projekt Schwarzenburger Bevölkerung macht sich Bild vom geplanten Bärenpark

hn, sda

22.1.2022 - 18:11

Im Naturpark Gantrisch soll ein Bärenpark entstehen, der den Besuchern natürlich Bären, aber auch die einheimische Flora und Fauna näher bringen will. Am Samstag konnte sich die Bevölkerung vor Ort informieren lassen – der Aufmarsch war beträchtlich.

hn, sda

Rund eine halbe Stunde Fussmarsch – etwas oberhalb des Ortes liegt der Schwarzenburger Dorfwald. Ein Nutzwald und Naherholungsgebiet für viele in der Region. Nun soll dort bis 2024 ein Bärenpark entstehen mit etwa fünf bis zehn Tieren.

Sie sollen in drei unterirdisch miteinander verbundenen Gehegen auf insgesamt 50'000 Quadratmetern Waldfläche leben. Wald, den die Dorfburgerkorporation dafür hergeben will.

Das seien rund zwei Prozent des Dorfwaldes, rechnete Burgerpräsident Hanruedi Harnisch am Samstag bei einer Begehung vor Ort vor. Die Fläche entspreche etwa einem kleinen «Heimetli», also einem Bauernhof. Der Wald bleibe weiterhin für alle kostenlos zugänglich, wie heute, betonte Harnisch.

Das Projekt werde Schwarzenburg und dem gesamten Naturpark Impulse verleihen, hofft Naturpark-Geschäftsführer Ruedi Flückiger. Er rechnet mit etwa 50'000 bis 60'000 Besuchenden pro Jahr.

Neu gedacht

Das Projekt steht noch – oder besser gesagt wieder – am Anfang. Angedacht war es zuerst als Dépendence des Berner Tierparks Dählhölzli. Die Bären in der Bundesstadt sollten sich wieder naturgemäss fortpflanzen können, wofür mehr Platz benötigt worden wäre. Dieser sollte in der Region Gantrisch geschaffen werden. Die Idee mit dem Bärennachwuchs wurde inzwischen von der neuen Tierparkdirektorin wieder beerdigt.

Die Promotoren des Schwarzenburger Projekts mussten ihr Projekt deshalb neu denken. «Wir schwimmen uns gerade frei von Bern», sagte Bernd Schildger, einer der Promotoren und jüngst pensionierter, ehemaliger Direktor des Berner Tierparks Dählhölzli. Er ist sozusagen der «Vater» der Idee, dass sich die Bären in Bern wieder fortpflanzen können sollen.

In seiner gewohnt extrovertierten Art schwärmte Schildger von dem, was nun geplant ist. Nicht nur ein Bärengehege, sondern ein richtiges Wald- und Naturzentrum soll entstehen. Den Promotoren schwebt ein Gebäude im Wald vor, in dem es für die Besucher Informationen gibt und allenfalls auch ein kleines Bistro. Ebenfalls Unterschlupf fände dort der Forstbetrieb, der mehr Platz für Maschinen braucht.

Pelzige Lockvögel

Die Bären seien eine Art «Lockvogel» um den Besuchern viele andere Aspekte der Natur, des Waldes, der Flora und Fauna näher zu bringen. «Es geht nicht nur um Bären, sondern auch um Schmetterlinge oder Feuersalamander». Schildger zeigte sich überzeugt, dass man den Schwarzenburger Park dereinst in der ganzen Schweiz kennen werde.

«Vollmundige Versprechungen» brummelte einer der Anwesenden in seinen Bart. Die zur Information gekommenen Einwohnenden nutzten die ihnen gebotene Gelegenheit reichlich, um Fragen zu stellen und Kommentare abzugeben.

Auch wenn die Bären in Schwarzenburg mehr Platz hätten als in einem Zoo, so seien die drei Gehege im Wald dennoch zu klein für solche Wildtiere, brachte eine Bürgerin Kritik an. Wieder andere wollten wissen, wie der Park erschlossen werden soll, wie viele Bäume dafür gerodet werden müssen und wer das alles bezahlen soll.

Die Gemeinde, das machte Gemeindepräsident Urs Rohrbach klar, werde kein Geld geben können. Laut Flückiger ist geplant, dass eine Stiftung für die Bärenanlage verantwortlich ist. Ihr obliege es auch, die private Finanzierung sicherzustellen. Für Flückiger ist die Frage der Finanzierung zwar eine Herausforderung, die aber lösbar sei, zeigte er sich überzeugt. Es gebe bereits Kontakte.

Die Bären für den Park kommen laut Flückiger nun nicht mehr vom Berner Tierpark Dählhölzli, sondern aus Artenschutzprogrammen im In- und Ausland. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass auch mal ein «Dählhölzli»-Bär ins Schwarzenburgerland komme.

Noch viele Hürden

Noch muss das Projekt viele Hürden meistern. Auch wenn es auf privatem Land der Dorfburger entsteht, wird die Gemeindeversammlung ein Wort mitzureden haben.

Ein Teilnehmer der öffentlichen Information outete sich gleich als Befürworter. «Dann läuft wenigsten etwas», sagte der ältere Herr. Für ein lebendiges Dorf brauche es solche Projekte.