Arbeitszeitmodelle Stadt Bern verlängert Versuch mit Vertrauensarbeitszeit

SDA

31.1.2019 - 17:25

Was der Kanton Bern demnächst für Kaderleute einführen will, gibt es in der Stadt Bern schon seit gut einem Jahr: Die Vertrauensarbeitszeit für Kaderleute. Seit Anfang 2017 läuft in der Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie (SUE) ein Pilotversuch. Er ist nun verlängert worden.

Wie SUE-Vorsteher Reto Nause am Donnerstag auf Anfrage sagte, sind die vom Versuch betroffenen Kaderleute mit diesem Arbeitsmodell zufrieden. Alle zehn Abteilungsleiter der Direktion SUE machen beim Pilotversuch mit, also etwa der Feuerwehrkommandant, der Leiter des Amts für Umweltschutz und der Tierparkdirektor.

Sie schätzten die Freiheit und Verantwortung, die man ihnen mit diesem Arbeitszeitmodell übertrage, sagt Gemeinderat Nause. Negative Rückmeldungen habe er keine erhalten. Das neue Arbeitszeitmodell werde im Einverständnis mit den Abteilungsleitern getestet.

Vertrauensarbeitszeit bedeutet, dass die Kaderleute selber bestimmen, mit welchem Aufwand sie ihre Arbeit erledigen. Im Fokus steht dabei nicht mehr die zeitliche Präsenz am Arbeitsplatz, sondern das erreichte Resultat. Im Gegenzug können keine Überstunden mehr geltend gemacht werden.

Der Versuch wurde am 1. Januar 2017 gestartet, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Antwort des Berner Gemeinderats auf einen Stadtratsvorstoss hervorgeht.

Ende 2017 beantragte die SUE eine Verlängerung des Pilotversuchs bis Ende 2018. Der Gemeinderat stimmte zu. Inzwischen ist der Pilotversuch nochmals verlängert worden. Im Frühling dieses Jahres soll er ausgewertet werden. Das städtische Personalamt hatte im März 2018 die ersten Erfahrungen ausgewertet.

Auftrag des Grossen Rats

Auf kantonaler Ebene gab der Grosse Rat der Regierung den Auftrag, bei einer Revision des Personalgesetzes die Vertrauensarbeitszeit einzuführen. Das revidierte Gesetz liegt nun vor und bei der ersten Lesung des Erlasses im vergangenen November bestätigte das Kantonsparlament seine Haltung.

Die Ratslinke gab der Befürchtung Ausdruck, dass die Vertrauensarbeitszeit zulasten der Angestellten geht. Die Belastung könne schlechter gesteuert werden, der Gesundheitsschutz sei nicht mehr voll gewährleistet. Zudem sei Vertrauensarbeitszeit kaum familienverträglich, weil Teilzeitmodelle nicht möglich seien.

Anderer Meinung war die Ratsmehrheit mit Mitte-Parteien und Bürgerlichen. In der Bundesverwaltung und in der Wirtschaft habe man gute Erfahrungen gemacht. Eine gesunde Balance zwischen Beruf und Privatleben sei auch mit der Vertrauensarbeitszeit möglich.

Wer genau in der Kantonsverwaltung gemäss Vertrauensarbeitszeit arbeiten soll, muss der Grosse Rat noch bestimmen. Die Finanzkommisison (Fiko) bekam im November den Auftrag, diese Frage noch genauer zu prüfen.

Kürzlich gab die Fiko bekannt, ausser für hohe Kaderleute in der Kantonsverwaltung solle das neue Modell auch für die obersten Berner Richter gelten. Sie werde im Rat einen entsprechenden Antrag stellen.

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