Gesundheitsversorgung Verwaltungsrat der Spitalgruppe Thun tritt nicht zur Wiederwahl an

dagr, sda

24.6.2024 - 12:23

Der Verwaltungsrat der Thuner Spitalgruppe STS AG wirft dem kantonalen Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg vor, bei den Verhandlungen über das Spital Zweisimmen massiven Druck ausgeübt zu haben. (Archivbild)
Der Verwaltungsrat der Thuner Spitalgruppe STS AG wirft dem kantonalen Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg vor, bei den Verhandlungen über das Spital Zweisimmen massiven Druck ausgeübt zu haben. (Archivbild)
Keystone

An der Generalversammlung am kommenden Mittwoch werden sich 6 von 7 Verwaltungsräten der Thuner Spitalgruppe STS AG nicht zur Wiederwahl stellen. Dies hat der Verwaltungsrat bekanntgeben. Zudem macht er Vorwürfe an den kantonalen Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg.

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Zwei Verwaltungsräte hatten ihre Demission bereits im Vorfeld bekanntgegeben. Vier weitere teilten dieselbe Absicht nun am Montag in einer Mitteilung mit. Darunter auch Gabriel Schär, der Präsident der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland AG. Einzig verbleibendes Mitglied sei Corinne Reuteler, die Vertreterin aus der Region Simmental-Saanenland.

Der Verwaltungsrat der Spital STS AG begründete den Schritt mit von Regierungsrat Schnegg «mündlich geäusserten Absichten, an der Generalversammlung breit den Verwaltungsrat nicht wiederzuwählen». Schnegg habe zudem bereits neue Verwaltungsräte und einen neuen Präsidenten bestimmt.

Schnegg habe bei den Verhandlungen zwischen der STS AG und der Medaxo AG über das Spital Zweisimmen massiven Druck auf die STS AG ausgeübt, der Finanzierung mittels «Direktzahlungen in Millionenhöhe zuzustimmen», hiess es weiter. «Eine legale Finanzierung, wie sie die Verhandlungsdelegation der STS AG vorgeschlagen hatte, wies er indes zurück.»

Der Verwaltungsrat sei «irritiert über die Druckausübung von Regierungsrat Schnegg, die Einmischung in die Verwaltungsratsgeschäfte und die Planung der Abwahl, der nun einige Verwaltungsräte zuvorgekommen sind.»

Gesetzliche Grundlage fehlt gemäss Finanzkontrolle

Anfang Juni war bekannt geworden, dass die STS AG das Spital Zweisimmen doch nicht an die Medaxo AG übergeben will. Gemeindevertreter aus dem Obersimmental und dem Saanenland kritisierten das Unternehmen deswegen scharf.

Die Finanzkontrolle des Kantons Bern hatte im Juni festgestellt, dass die gesetzliche Grundlage für die Übertragung des Spitals nicht vorhanden ist und die Finanzkompetenzen des Grossen Rates umgangen werden.

In der Mitteilung vom Montag bekräftigte der Verwaltungsrat der STS AG erneut, dass er es ablehne, Finanztransaktionen durchzuführen, welche gemäss der Finanzkontrolle unzulässig seien.

Die Veröffentlichung des Berichts der Finanzkontrolle ist gemäss Verwaltungsrat der STS AG in Planung. Der Bericht werde aufzeigen, dass die von Schnegg geforderte Finanzierung «zu rechtlichen Schritten gegen den Verwaltungsrat der Spital STS AG geführt hätte und somit nicht rechtens ist», wie es weiter hiess.

Im März hatte sich der Berner Regierungsrat gegen die STS AG und für die Medaxo AG als künftige Betreiberin des Spitals Zweisimmen ausgesprochen. Die STS AG wurde angewiesen, das Spital zum Wert von einem Franken und einem Finanzierungsbeitrag von fünf Millionen Franken an die Medaxo AG zu übertragen. Im März war zudem der CEO der STS AG zurückgetreten.