Theater Viele Premieren und viele offene Fragen bei Konzert Theater Bern

SDA

15.5.2020 - 11:51

Die Corona-Pandemie stellt Konzert Theater Bern auf eine harte Probe: Die letzte Spielzeit endete abrupt, die neue wirft viele Fragen auf. Das wurde an der Jahresmedienkonferenz am Freitag in Bern deutlich.

Was wann möglich ist, bleibt einstweilen unklar. Der erste Fixtermin ist der 27. Mai, wenn der Bundesrat über Lockerungen unter anderem für kulturelle Einrichtungen entscheiden wird. Dann wird zumindest klar sein, ob die laufende Spielzeit im Juni noch ein Wiederaufflackern erleben wird.

Wie die nächste Spielzeit aussehen wird, ist noch sehr unsicher. «Wir haben nicht nur einen Plan B, sondern auch einen Plan C, D und E», sagte der designierte Intendant Florian Scholz. Der eine Extremfall sei, «dass wir gar nicht spielen können». Der andere Extremfall bestehe darin, dass «alles wieder normal» sein werde.

Daran glaube eigentlich niemand, räumte Scholz ein. Er gehe nicht davon aus, dass im Herbst jeder Platz im Stadttheater und im Casino wieder belegt werden könne.

«Frage der Wirtschaftlichkeit»

Scholz kann sich vorstellen, dass die Realität «irgendwo zwischen den beiden Extremfällen» sein werde. Er wies auch darauf hin, dass im Stadttheater nach den jetzigen Vorgaben nicht einmal hundert Zuschauer untergebracht werden könnten. «Da stellt sich auch die Frage der Wirtschaftlichkeit und der Atmosphäre».

Inwiefern die Aufführungen durch Corona-Vorgaben beeinträchtigt werden könnten, wurde an der Medienkonferenz nicht klar. Auf die Frage, wie sich die Abstandsregeln auf der Bühne einhalten liessen, sagte Scholz lediglich: «Durch Abstand halten.»

Er hofft einerseits, dass Corona die künstlerische Arbeit nicht allzu sehr diktieren werde. «Andererseits entstanden die schönsten Werke auf der Grundlage von äusseren Zwängen.»

Blick nach vorn

Insgesamt stehen mehr als 30 Premieren und Projekte auf dem neuen Spielplan, darunter neun Uraufführungen, vier Schweizer Erstaufführungen und zwölf Symphoniekonzerte.

Seine letzte Spielzeit hat unter anderen Schauspieldirektor Cihan Inan. Nach schrägen, abwechslungsreichen und bisweilen bizarren Jahren sei seine dritte Spielzeit zwar «äusserst erfolgreich» gewesen, sagte Inan – doch sei sie im März jäh vom Coronavirus gestoppt worden.

Für die neue Spielzeit kündigte er eine Reihe neuer Produktionen an. Selber geschrieben hat er das Musical «Paradise City». Es ist ein Streifzug durch die Schweizerischen Eurovisionsbeiträge der letzten 50 Jahre.

Schildbürger und Momo

Die Regisseurin und Autorin Anna Papst entwickelt nach ihrer Gefängnisreportage erneut ein Stück für Konzert Theater Bern: In «Da Da Da...» fragt sie nach der Musik, die bleibt. Bestens bekannt ist auch das Berner Autorenduo Ariane von Graffenried und Martin Bieri. «Das Ende von Schilda» hat die um 1600 entstandene Sammlung von Schildbürgerstreichen als Vorlage.

Als Weihnachtsmärchen steht dieses Jahr ein Klassiker an: Zu sehen ist «Momo», die Geschichte vom Mädchen, das den Menschen Zeit schenkt.

«Wieder zusammenfinden»

«Ein farbiges Programm» kündigte Chefdirigent Mario Venzago an, der mit dem Berner Symphonieorchester (BSO) vor seiner letzten Spielzeit steht. Zu den Konzert-Highlights dürfte etwa der Auftritt von András Schiff gehören, den das Berner Publikum in einer Doppelfunktion als Pianist und als Dirigent erleben wird.

Nach dem Corona-bedingten Unterbruch werde es beim BSO auch darum gehen, «wieder zusammenzufinden». Natürlich habe jeder Musiker für sich intensiv geübt. Das Zusammenwirken erfolge aber nicht auf Knopfdruck.

Sehnsucht nach Publikum

«Wir vermissen das Publikum», sagte auch Opern- und Konzertdirektor Xavier Zuber. Er hoffe, dass die virtuelle Zeit bald zu Ende sein werde. Fürs Musiktheater kündigte er unter anderem «Otello», «Die Fledermaus» und «Parsifal» an – aber auch «Jenufa» von Leos Janacek, das ein intensives Kammerspiel zu werden verspreche.

Tanzdirektorin Estefania Miranda stellte zwei Produktionen ins Zentrum. Zum einen «La Divina Comedia» – mit diesem Stück will Miranda nach dem Erfolg von «Vier Jahreszeiten» erneut die Räumlichkeiten des Stadttheaters erkunden.

Mit «Piano Chapters» gibt es zudem einen vierteiligen Tanzabend, bei dem unterschiedliche choreografische Handschriften auf die Welt der Klaviermusik treffen.

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