Fluggesellschaften Vor einem Jahr kam für die Berner Fluggesellschaft SkyWork das Aus

SDA

27.8.2019 - 10:05

Nichts geht mehr: am 29. August 2018 blieben die Flieger der Berner Airline SkyWork für immer am Boden (Archivbild).
Nichts geht mehr: am 29. August 2018 blieben die Flieger der Berner Airline SkyWork für immer am Boden (Archivbild).
Source: KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Vor einem Jahr, am 29. August 2018, kam für die Berner Fluggesellschaft SkyWork das Aus. Von einer Minute auf die andere stellte die Airline den Betrieb ein und elftausend Passagiere blieben vorerst auf ihren Tickets sitzen.

Rund hundert Mitarbeitende von SkyWork verloren ihren Job. Seither liegt der Fall der konkursiten SkyWork beim zuständigen Betreibungs- und Konkursamt.

Ende Januar konnten die Gläubiger ihre Forderungen geltend machen. Dieser sogenannte Schuldenruf ist unterdessen abgeschlossen. Nun ist das Konkursamt dabei, die Forderungen zu prüfen und einen Kollokationsplan zu erarbeiten. Dieser listet die Forderungen auf und priorisiert sie nach Konkursklasse.

Wann der Kollokationsplan aufgelegt wird, konnte Sandro Campigotto, Leiter des Betreibungs- und Konkursamts Bern-Mittelland, am Montag auf Anfrage noch nicht sagen. Die Prüfung der Forderungen nehme einige Zeit in Anspruch.

Abgeschlossen ist unterdessen der Verkauf von Mobilien der Fluggesellschaft. Bürotische, Sessel und weiteres Material bot das Konkursamt auf einer Online-Auktionsplattform an. Dort sind mittlerweile keine Artikel mehr eingestellt.

Noch am Laufen ist hingegen der Verkauf von spezifischen Geräten, Ersatzteilen und Werkzeugen für die Luftfahrt, wie Campigotto sagte. Diese werden nur im professionellen Umfeld angeboten.

Die Gretchenfrage

Nicht nur die Airline, ihre Mitarbeitenden und Kunden sowie Reisebüros wurden vom SkyWork-Konkurs hart getroffen. Auch der Flughafen Bern-Belp verlor mit SkyWork seinen Hauptkunden. Die Airline hatte fast 60 Prozent aller Flüge in Bern-Belp erbracht.

Der Flughafen schrieb im Jahr 2018 einen Verlust von rund einer Millionen Franken. Der Verwaltungsrat sah sich mit der Gretchenfrage konfrontiert: Braucht Bern einen öffentlichen Flughafen? Als Alternative denkbar wäre ein rein privater Flugplatz ohne öffentliche Unterstützung, aber auch ohne Flüge für die breite Bevölkerung und den Bund.

Seit Jahren schon war fraglich, ob eine Airline in Bern-Belp mit Linienverkehr wirtschaftlich überleben kann. Vor SkyWork mussten bereits andere Fluggesellschaften das Handtuch werfen, etwa Air Engiadina, Intersky oder Darwin Airline.

Die Flughafenverantwortlichen wollen weiterhin auf einen öffentlichen Flughafen setzen, forderten aber ein finanzielles Engagement des Staats. Der Kanton Bern könne einen Beitrag leisten, indem er mithelfe, in die Immobilienentwicklung zu investieren, und indem er an die Kosten für die öffentliche Sicherheit beitrage.

Umstrittenes Gesetz

Der Kanton Bern erarbeitete in der Folge ein Gesetz, das ihm eine substanzielle Minderheitsbeteiligung am Flughafen ermöglichen soll. Damit wäre der Weg frei für mehr Kantonsgelder für «Bern-Belp».

Doch das Vorhaben steht im Gegenwind. Über 3000 Personen haben eine Petition des VCS Kanton Bern und von Umweltorganisationen gegen die Kantonsgelder für den Flughafen unterzeichnet.

Die Grünen und die SP drohen bereits mit dem Referendum, sollte das Kantonsparlament dem Gesetz zustimmen. Auch die Stadt Bern stellt sich gegen das Vorhaben. Die Standortgemeinde Belp hingegen würde zusätzliche Gelder für den Flughafen begrüssen. Ebenso die bürgerlichen Parteien, wenngleich auch für die meisten noch Fragen offen sind, wie aus der kürzlich abgeschlossenen Vernehmlassung hervorging.

Mobilitätsplattform

Im Frühjahr skizzierten die Flughafenverantwortlichen ihre Vision. Der Flughafen Bern soll eine «moderne Mobilitätsplattform» werden mit Flugzeugen, aber auch Drohnen, elektronischen Flugtaxis und selbstfahrenden Autos.

Kein Thema ist für den Verwaltungsrat das Ende des Flugbetriebs. Ebenfalls Nein sagt er zu einer Flucht nach vorne mit der Akquisition von Billigairlines. Das würde faktisch einen Pistenneubau bedingen. Ein solcher wäre unwirtschaftlich und hätte nur geringe Realisierungschancen.

Deshalb setzt der Verwaltungsrat auf eine Zukunft als öffentlichen Regionalflughafen. Er möchte einen Nutzungsmix mit öffentlichem Verkehr, Flüge der Bundesverwaltung, Sportfliegerei sowie mit Arbeitsplätzen in der Luftfahrtindustrie und digitale Mobilität.

Mit öffentlichem Verkehr ist die Anbindung Bern-Belps an einen grossen europäischen Flughafen («Hub») gemeint. Auch saisonale Charterflüge gehören zum öffentlichen Flugverkehr.

Zurück zur Startseite