Städtebau Weniger Autos, mehr Platz für Fussgänger rund um den Bahnhof Bern

SDA/tpfi

6.10.2020 - 13:34

So soll der neue Aufgang am Hirschengraben aussehen.
So soll der neue Aufgang am Hirschengraben aussehen.
Source: Stadt Bern

Weniger Autos, mehr Platz für Fussgänger: so möchte die Stadt Bern die Umgebung des neuen Bahnhofzugangs beim Bubenbergplatz gestalten. Auf der Achse vom Inselspital über den Bubenberg- und den Bahnhofplatz bis zum Bollwerk soll der Verkehr um 60 Prozent gesenkt werden.

Während der Bahnhof Bern seit 2017 im Innern für rund eine Milliarde Franken für die Zukunft fit gemacht wird, muss auch der Aussenraum den neuen Anforderungen gerecht werden. Denn, die neuen Bahnhofzugänge werden in der Umgebung für dreimal mehr Fussgängerverkehr sorgen als heute.

Damit die stark wachsenden Pendlerströme sicher vom und zum Bahnhof gelangen können, wird der Verkehr im Bahnhofumfeld neu organisiert, wie Vertreter von Stadt und Kanton am Dienstag vor den Medien ausführten.

Am Bubenbergplatz soll der Fussverkehr mehr Platz erhalten, wie Stadtingenieur Reto Zurbuchen ausführte. Oberirdisch werden deshalb Fahrspuren abgebaut und die Grünzeiten für Fussgänger an den Ampeln verlängert.

Unten durch

Unterirdisch ist der Bau einer Personenpassage vom neuen Bahnhofzugang am Bubenbergplatz zum Hirschengraben geplant. Der Aufgang der neuen unterirdischen Passage kommt dort zu liegen, wo heute das Denkmal von Adrian von Bubenberg steht. Die Statue soll deshalb – nicht zum ersten Mal – versetzt werden. Sie käme etwa in die Mitte des Hirschengrabens.

Die kleine Parkanlage am Hirschengraben soll aufgewertet und die Bäume versetzt und neu gepflanzt werden. Der ursprüngliche Plan einer Velostation unter dem Hirschengraben befindet sich derweil noch in der Schwebe. Grund dafür sind Schutzbestimmungen für die Archäologie. Die Stadt sei daran mit dem Denkmalschutz eine Lösung zu finden, führte Zurbuchen aus.

Verkehr reduzieren

Damit der öffentliche Verkehr flüssig bleibt, muss der motorisierte Individualverkehr auf der Achse vom Inselplatz über den Bubenbergplatz, den Bahnhofplatz bis zum Bollwerk um rund 60 Prozent verringert und auf andere Routen verlagert werden. Dies soll über die Autobahn, die Bremgartenstrasse oder die Stadtbachstrasse und die Kleine Westtangente geschehen.

Auf dem Bubenbergplatz und im Gebiet Bollwerk-Henkerbrünnli werden gewisse Abbiegemöglichkeiten eingeschränkt. Nicht betroffen davon sind der öffentliche Verkehr sowie der Velo- und Taxiverkehr.

Weiter werden die ÖV-Haltestellen im Gebiet behindertentauglich gemacht.

Viel Bahnhof für Bern

Die Kosten für das Projekt weist die Stadt Bern brutto mit 112 Mio. Franken aus. Daran beteiligen sich Bund und Kanton mit voraussichtlich 58 Mio. Franken. Effektiv verblieben der Stadt also Kosten von rund 54 Millionen Franken, wie Gemeinderätin Ursula Wyss (SP) hervorhob. «Wir bekommen also viel Bahnhof für dieses Geld».

Mit Verweis auf die finanziellen Möglichkeiten betonte Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL), dass es verkehrt wäre, an dem Projekt Abstriche zu machen. Denn: «Ohne die Verkehrsmassnahmen der Stadt funktioniert der neue Bahnhof nicht. Hier zu sparen, können wir uns nicht leisten.»

Und Ursula Wyss betonte, dass der modernisierte Bahnhof so oder so mehr Fussgänger in den Raum Bubenbergplatz bringen werde. Es wäre aber wenig sinnvoll, wenn sich noch dreimal mehr Fussgänger als heute vor den Ampeln auf engem Raum stauen würden, um den Bubenbergplatz zu überqueren.

Kritik am Projekt

Das Projekt mitten in der Stadt Bern hat auch Kritiker auf den Plan gerufen. Das Bürgerkomitee Hirschengraben 2020 wendet sich gegen dieses aus seiner Sicht «rücksichtslose Bauvorhaben». Die heutige Hirschengraben-Anlage mit ihren Bäumen dürfe nicht zerstört werden, schreibt das Komitee in einer Mitteilung. Für die Velos müssten andere Lösungen gefunden werden, etwa mit Anrainern wie der SBB oder dem Postparc.

Falls es überhaupt eine Unterführung brauche, dann müssten die Ausgänge zwingend an einen anderen Ort verlegt werden. Das Bubenberg-Denkmal gehöre nicht Mitten in die Anlage, wo es Platz wegnehme.

Insgesamt wünschte sich das Komitee eine ganzheitlichere Sicht auf die Verkehrsflüsse rund um den Bahnhof. Dies müsse jetzt und nicht erst in einigen Jahren geschehen.

Abstimmung im März

Der Gemeinderat hat den entsprechenden Kredit zuhanden des Stadtparlaments und der Stimmbevölkerung genehmigt. Die Volksabstimmung ist für den 7. März 2021 geplant. Die Bauarbeiten sollen 2023 beginnen.

Zurück zur Startseite