Bern YB plant Fussballcampus für Frauen und Nachwuchs sowie Breitensport

dagr, sda

23.4.2024 - 14:01

Die Young Boys planen an der Grenze von Bolligen und Ostermundigen einen Fussballcampus.
Die Young Boys planen an der Grenze von Bolligen und Ostermundigen einen Fussballcampus.
Keystone

Die Young Boys planen an der Grenze von Bolligen und Ostermundigen einen Fussballcampus. Die Vision «Regionaler Fussballcampus Rörswil» sieht Trainingsfelder, ein kleines Stadion sowie Schulsportanlagen vor. Langfristig strebt die Stadt Bern zudem Trainingsfelder für YB auf der Grossen Allmend an.

23.4.2024 - 14:01

Das Campus-Projekt soll auf dem Areal Rörswil realisiert werden. Es sieht acht Trainingsfelder, ein kleines Stadion für die erste Frauenmannschaft und die ältesten Nachwuchsteams sowie Schulsportanlagen – insbesondere eine Dreifachsporthalle – vor.

Das Stadion soll 2000 Personen fassen und bei Bedarf auf 4000 Plätze erweitert werden können. Denkbar sei auf dem Areal auch eine Schwimmhalle, wie der YB-Vizepräsident Marcel Brülhart am Dienstag an einer Medienkonferenz sagte.

In die Planung des Campus involviert sind nebst den Young Boys die beiden Gemeinden Bolligen und Ostermundigen sowie der Kanton Bern.

Brülhart rechnet mit Kosten von 70 bis 80 Millionen Franken für das gesamte Projekt. YB werde die Sportinfrastruktur im Umfang von circa 40 Millionen Franken finanzieren. Hierfür habe der Club in den letzten Jahren immer wieder Rückstellungen getätigt. Weiter hoffen die Verantwortlichen auf Unterstützungsgelder, etwa aus dem Förderprogramm des nationalen Sportanlagenkonzepts (Nasak).

Das Campus-Projekt soll gemäss den Verantwortlichen den Mangel an Fussballplätzen in und um Bern grösstenteils beheben. Es sieht vor, dass die geplanten Trainingsfelder tagsüber von Nachwuchsmannschaften sowie dem Schulsport genutzt werden und am Nachmittag primär dem Breitensport zur Verfügung stehen. Der BSC Young Boys wird das Stadion und die Fussballfelder betreiben.

Zudem soll auf dem Areal ein Neubau der kantonalen Beobachtungsstation (BEO) untergebracht werden. Diese bietet Abklärung und Unterstützung für Jugendliche mit ausgewiesen hohem Förder- und Schutzbedarf.

Campus nicht vor 2028 fertig

Das Areal liegt in Gehdistanz zur RBS-Station Bolligen. Es sei deshalb bereits sehr gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen, sagte der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus (SVP). «Es ist eine Einstellhalle angedacht, aber das Ziel sind nicht mehr Strassen, sondern mehr ÖV in der Region».

Landeigentümer ist der Kanton Bern. Er stellt dem BSC YB das Areal «zu einem marktüblichen Baurechtszins» zur Verfügung, wie Neuhaus weiter sagte. Das Land, auf dem der Campus gebaut werden soll, wird momentan von einem Bauernbetrieb gepachtet. Dieser wird nach Witzwil umziehen und künftig dort Land pachten.

Momentan sei das Projekt «eine konkretisierte Vision», sagte Brülhart. Jetzt gehe es in die Planungsphase. «Es werden noch viele Bedürfnisse und Hindernisse auftauchen. Wir wollen eine gute Lösung für die ganze Region». Mit einer Fertigstellung des Campus sei frühestens 2028 zu rechnen.

«Die anvisierte Lösung ist der langersehnte Befreiungsschlag in der Region Bern, sowohl für den Breiten- als auch für den Spitzensport», sagte Christoph Spycher, der Verwaltungsratsdelegierte Sport von YB. Für Neuhaus handelt es sich um ein «Generationenprojekt».

Trainingsplätze für YB anstelle von Autos

Parallel dazu beabsichtigt die Stadt Bern im Rahmen des Projekts «Neuordnung Allmenden» weiterhin, auf der Grossen Allmend Trainingsfelder für die Young Boys zu schaffen, wie der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) an der Medienkonferenz bekräftigte.

Angedacht sind zwei bis drei Trainingsplätze entlang der Papiermühlestrasse auf der Fläche der heutigen Parkplätze. Diese sollen in den Untergrund verlegt werden. «Das wäre der letzte Baustein für eine Neuorganisation der Allmend», sagte von Graffenried.

Gegen die Trainingsfelder ist mit Widerstand aus der Bevölkerung zu rechnen. «Wir werden weiter das Gespräch suchen. Eine Mehrheit wünscht sich diese Aufwertung der Allmend», sagte von Graffenried. Dazu würde auch die Verlegung der Parkplätze in den Untergrund beitragen.

YB ist gemäss eigenen Angaben der einzige Profiklub in der Schweiz, der über keine eigene Trainingsinfrastruktur verfügt und deshalb im Stadion auf Kunstrasen trainieren muss. Trainingsfelder auf der Allmend sind deshalb Voraussetzung für den vom Klub langersehnten Wechsel im Stadion Wankdorf auf Naturrasen. Dadurch könnten im Wankdorf auch wieder Partien wie etwa Länderspiele ausgetragen werden.

«Wir sind das einzige Team der Top 100 in Europa, das auf Kunstrasen trainieren muss», sagte Spycher. «Trainingsfelder in Stadionnähe auf der Grossen Allmend wären für uns die optimale Lösung.»

dagr, sda