Grosser Rat BE Zeichen für Gesundheitsversorgung im westlichen Oberland gesetzt

hn, sda

11.6.2024 - 13:53

Zur Frage, wie es mit dem Spital Zweisimmen weitergeht ist im Moment guter Rat teuer. (Symbolbild)
Zur Frage, wie es mit dem Spital Zweisimmen weitergeht ist im Moment guter Rat teuer. (Symbolbild)
Keystone

Die Sorgen um die Gesundheitsversorgung im Obersimmental und im Saanenland haben am Mittwoch im bernischen Grossen Rat einmal mehr zu reden gegeben. Das Parlament überwies drei Vorstösse in der unverbindlichen Form eines Postulats. Mehr als ein Zeichen hat es damit nicht gesetzt.

hn, sda

Wie es mit dem in die Jahre gekommenen Spital Zweisimmen weitergehen soll, ist seit Jahren eine umstrittene Frage. Die Schliessung steht im Raum. Verschiedene Alternativen wurden bereits erarbeitet und scheiterten.

Jüngstes Beispiel war das Projekt Gesundheitsnetz Simme-Saane (GSS). Die Mitfinanzierung durch die Regionsgemeinden wurde dem Volk im Herbst 2023 äusserst knapp abgelehnt, eine Beschwerde ist noch hängig.

In der Folge nahm die Spital STS AG, zu der der Standort Zweisimmen gehört, ein Projekt für ein ambulantes Gesundheitszentrum in Arbeit. Im Frühling 2024 gab der Kanton dann aber überraschend bekannt, er setzte auf die private Medaxo AG.

Diese von SVP-Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg rasch vorangetriebene Privatisierung löste bei der kantonalen Finanzkontrolle Stirnrunzeln aus. Sie befürchtete, die Finanzkompetenzen des Grossen Rates würden umgangen.

Zudem wurde ruchbar, dass sich ein Medaxo-Arzt zu Unrecht als Professor ausgegeben hatte. Die Spital STS AG verkündete Anfang Juni, sie werde Zweisimmen nicht an die Medaxo übergeben.

Sorge Ausdruck verleihen

Im Grossen Rat lagen am Dienstag drei Vorstösse zur Debatte vor, die sich für eine angemessene Gesundheitsversorgung in der Region stark machten.

Die Bevölkerung im Simmental und Saanenland könne nicht fragen, zu welchem Arzt sie gehen möchte, sagte Mitte-Grossrat Mathias Matti. Vielmehr stelle sich einzig die Frage, wo man überhaupt noch einen Arzt finde, bevor es zu spät sei. Es brauche endlich Lösungen und der Kanton müsse seine Verantwortung wahrnehmen.

Das Spital Zweisimmen sei ein wichtiger Arbeitgeber und biete Ausbildungsplätze. Auch Hausärzte, Spitex oder Heime seien auf ein funktionierendes Spital angewiesen, führte EDU-Grossrat Dominik Blatti aus.

Eine gute Lösung müsse aus der Region kommen und dürfe der Bevölkerung nicht einfach von oben übergestülpt werden, sagte Grünen-Grossrätin Andrea de Meuron.

Die Zementierung des Status Quo mit einem antiquierten Spital und fehlendem Fachpersonal sei keine Lösung, sagte FDP-Grossrat Christoph Zimmerli. Es brauche ein gutes, ambulantes Gesundheitszentrum mit Notfallversorgung.

Schnegg empört

Gesundheitsdirektor Schnegg zeigte sich in einem persönlichen Statement «empört und enttäuscht» über die jüngsten Entwicklungen. Seine Direktion habe Lösungen für eine vernünftige Versorgung der Region erarbeitet und ein Projekt vorgelegt, das Perspektiven eröffnet hätte.

«Verantwortungslose, unterstützt von Opportunisten» hätten den Spitalstandort Zweisimmen und die Versorgung der Region an die Wand gefahren. Er befürchte, dass es im Spital Zweisimmen aufgrund der Unsicherheit nun zu vielen personellen Abgängen kommen werde.

Wie es nun weitergehe, sei offen. «Ich weiss nur, dass die Leidtragenden die Menschen in der Region sind», sagte Schnegg. Es gebe in dieser Sache keine Gewinner, nur Verlierer. Der Grosse Rat überwies die Vorstösse in Form von Postulaten deutlich.