Viola wird in einer grossen Muschel aus dem Meer gerettet: Szene von «Was ihr wollt» der Freilichtspiele Luzern, das am Dienstag Premiere hatte. (Bild der Hauptprobe)
In Thomas Hürlimanns Adaption von William Shakespeares «Was ihr wollt», das die Freilichtspiele Luzern noch bis am 14. Juli zeigen, greifen der Tod und Hexen immer wieder ins Geschehen ein. (Bild der Hauptprobe)
Das Leben spielt auf einem rutschigen Boden: Die Freilichtspiele Luzern lassen die Shakespeare-Komödie «Was ihr wollt» auf einem Plastikeisfeld im Industrieareal spielen. (Bild der Hauptprobe)
Ein Winternachtstraum führt aufs Glatteis der Liebe
Viola wird in einer grossen Muschel aus dem Meer gerettet: Szene von «Was ihr wollt» der Freilichtspiele Luzern, das am Dienstag Premiere hatte. (Bild der Hauptprobe)
In Thomas Hürlimanns Adaption von William Shakespeares «Was ihr wollt», das die Freilichtspiele Luzern noch bis am 14. Juli zeigen, greifen der Tod und Hexen immer wieder ins Geschehen ein. (Bild der Hauptprobe)
Das Leben spielt auf einem rutschigen Boden: Die Freilichtspiele Luzern lassen die Shakespeare-Komödie «Was ihr wollt» auf einem Plastikeisfeld im Industrieareal spielen. (Bild der Hauptprobe)
Die Freilichtspiele Luzern zeigen bis am 14. Juli «Was ihr wollt». Thomas Hürlimann hat aus der Verwechslungskomödie von William Shakespeare ein Stück gemacht, durch das die Figuren von magischen Kräften gesteuert auf Schlittschuhen durch das Leben stolpern.
Für ihre diesjährige Produktion haben die Freilichtspiele Luzern das Industriegelände des städtischen Energieversorgers EWL als Aufführungsort gewählt. Der Büroangestellte Toby Junker, in Hawaii-Hemd und Schlarpen, genehmigt sich auf dem Heimweg beim Eisfeld, das die Bühne bildet, ein Feierabendbier. Bald glaubt er zu träumen.
Unter der Hand des Eismeisters Sargtoni, dessen Geschäft eigentlich der Tod ist, wird aus dem Hochsommerabend eine magische Winternacht, genauer die «zwölfte Nacht», wie Shakespeare seine Komödie auch genannt hat: Es ist die Nacht vor dem Dreikönigstag, die die Weihnachtszeit abschliesst, und in der alles möglich scheint.
Märchenwelt
Hexen und die drei Könige tauchen auf, die Buden links und rechts des Eisfelds werden zu den Schlössern des Herzog Orsino und der Gräfin Olivia. Von einem Delfin in einer riesigen Muschel aus dem Meer gerettet, tritt Viola auf, die bald, als Cesario verkleidet, den Verwechslungsreigen in Gang bringt.
Die Schauspieler tragen Schlittschuhe und bewegen sich auf dem Plastikeisfeld unsicher durchs das Leben. Dies passt zu einem Stück, in dem die Liebe und der Schein dominieren und bald jeder nicht mehr weiss, was der andere ist: Frauen verlieben sich in Männer, die eigentlich Frauen sind; Männer fühlen sich von Männern angezogen, die eigentlich Frauen sind; Männer verkleiden sich als Frauen, um von Frauen geliebt zu werden.
Das Leben – eine Komödie
Hürlimann macht aus Shakespeares Verwechslungskomödie ein kleines Welttheater. «Das ganze Leben ist eine Komödie», erklärt gleich zu Beginn Sargtoni. Immer wieder greifen er – sich diebisch auf mögliche Tote freuend – und die Hexen ins Geschehen ein. Auch Bürolist Toby Junker muss, als Junker Toby geadelt, die Schlittschuhe anziehen und mitmachen.
Der Autor lässt in seinem Dialektstück selbst Tiere auftreten: Hirsch und Delfin lieben sich, wobei der Autor das Spiel mit der Identität auf die Spitze treibt, wenn er den Delfin an Land zur Ente mutieren lässt. Diese ist philosophisch beschlagen und stellt, nach einem Exkurs zu Hegel, die offensichtliche Quintessenz des Stücks fest: «Es ist alles eine Frage der Identität.»
«Was ihr wollt» unter der Regie von Barbara Schlumpf ist ein abwechslungsreiches, mit Spässen gespicktes Theater. Diesem fehlt aber etwas der durchgehende Schwung, auch weil dem Zusatzpersonal mit Tod, Hexen, drei Königen und Tieren letztlich die Notwendigkeit fehlt. Rasant geht es auf der Bühne nur selten zu und her: Die Möglichkeiten, die die Eisfläche gerade in einer Komödie als Bühne bieten könnte, werden nur zurückhaltend genutzt.
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