TourismusGegen Grossprojekt in Seelisberg UR formiert sich Widerstand
we, sda
27.12.2023 - 13:52
Gegen das Grossprojekt, das auf der Anlage rund um das historische Hotel Sonnenberg hoch über der Rütliwiese in Seelisberg UR geplant ist, formiert sich Widerstand: Der Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee (LSVV) kritisiert unter anderem, die präsentierten Grundlagen seien «unzureichend» und verlangt einen «planerischen Neustart». Die involvierte Immobilienfirma weist die Vorwürfe zurück.
Keystone-SDA, we, sda
27.12.2023, 13:52
27.12.2023, 14:53
SDA
So sehr eine Erneuerung dieses historischen Hotelkomplexes erwünscht sei, so wenig überzeuge das Vorgehen der Projektträgerschaft und der Projektvorschlag für Neubauten an diesem «landschaftlich exponierten und sensiblen Ort über dem geschichtsträchtigen Rütli», teilte der LSVV am Mittwoch mit.
Ein Projekt dieser Grössenordnung an diesem Standort erfordere eine breite öffentliche Auseinandersetzung und insbesondere ein «qualifiziertes Verfahren unter mehreren interdisziplinären Planungsteams», hiess es in der Medienmitteilung.
Die präsentierten Grundlagen erachtet der Landschaftsschutzverband als «unzureichend». So fehlten unter anderem eine «solide Auseinandersetzung» mit den Vorgaben des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) oder eine denkmalpflegerische Interpretation, schrieb er.
Insbesondere, um die Einpassung und Positionierung der Bauten in den sensiblen Landschaftsraum zu klären, sei es notwendig, verschiedene Lösungsansätze und -varianten zu erarbeiten, zu vergleichen und zu präsentieren, schrieb der LSVV.
Die Landschaftsschützer kritisieren weiter, dass die Entwicklung am Standort Sonnenberg im Widerspruch zu den Grundsätzen der Raumplanung, insbesondere hinsichtlich der Siedlungsentwicklung stünden. Auch fehlten für die Verteilung und Positionierung der Neubauten «stichhaltige Argumente». Und: Die Einbettung des Projekts mit seeseitig zehn Geschossen in diesem «sensiblen Landschaftsraum» sei «inakzeptabel». Zudem sei der vorliegende Projektvorschlag «unter Ausschuss der Öffentlichkeit» erarbeitet worden.
«Irrelevante, unzeitige Verlautbarung»
Die Immobilienfirma Halter AG hielt in einer ebenfalls am Mittwoch publizierten Stellungnahme fest, der Gemeinderat von Seelisberg und die wichtigsten kantonalen Behörden sowie die lokale Bevölkerung seien von Beginn an involviert gewesen. Die Medienmitteilung des LSVV sei eine «irrelevante, unzeitige Verlautbarung».
Die Vorwürfe zielten offensichtlich nicht auf eine breite inhaltliche Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit ab, schrieb die Halter AG. Sie versuchten vielmehr, die derzeit zu dieser Angelegenheit stattfindende Einschätzung der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) und der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege (EKD) zu beeinflussen.
Schliesslich würden die Kommissionen in dieser Sache «faktisch die letztinstanzliche Beurteilung» vornehmen. Nach Vorliegen dieses Gutachtens, das im Verlauf des ersten Quartals 2024 erwartet wird, sei für die Halter AG klar, ob der Projektvorschlag umsetzbar sei oder nicht.
Ehemaliger Yogi-Palast
Vor knapp einem Jahr hatte die Immobilienfirma Halter AG verkündet, dass sie rund 200 Millionen Franken in die 150-jährige Anlage rund um das historische Hotel Sonnenberg investieren will.
Die Anlage hoch über dem Urnersee wurde bis nach dem zweiten Weltkrieg als Hotel betrieben. International leuchtete sie in den 1970er-Jahren noch einmal auf, als die Bewegung um Maharishi Mahesh das Anwesen erwarb und der populäre Guru, dem damals etwa die Beatles vertrauten, von hier aus seine weltweite Bewegung leitete, die für das «yogische Fliegen» bekannt wurde. In den 1980er Jahren flog der Guru aus, es blieben einige seiner Anhänger, die man im Dorf bloss «die Yogis» nennt.
Die Halter AG bezeichnet ihr Umbauprojekt als «Revitalisierung». Geplant sind unter anderem rund 130 Hotelzimmer und Apartments sowie gegen 120 Wohnungen in bestehenden Gebäuden sowie in verschiedenen Neubauten. Die Projektverantwortlichen gehen davon aus, dass durch das zusätzliche Wohnangebot die Bevölkerung des rund 700-Seelen-Dorfs Seelisberg mittelfristig zwischen 40 und 220 Personen wachsen könnte.
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