Auf dem Gipfel des Titlis wird bald nicht nur eine neue Bergstation thronen, auch der Richtstrahlturm wird öffentlich zugänglich gemacht. Die verantwortlichen Architekten von Herzog & de Meuron haben am Montag auf dem Berggipfel das 100-Millionen-Projekt präsentiert.
Die 50 Meter hohe Stahlkonstruktion des Richtstrahlturms war von 1979 bis 1985 von der PTT erstellt worden und gehört seit 2003 den Titlis Bergbahnen. Bis heute ist er der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Das soll sich nun aber ändern: Der Turm auf dem Gipfel, der über einen Stollen mit der Bergstation verbunden ist, wird ausgebaut. Der Verwaltungsratspräsident der Titlis Bergbahnen und Nidwaldner Ständerat Hans Wicki sprach am Montag auf über 3000 Metern über Meer von einem "Leuchtturmprojekt, im wahrsten Sinn des Wortes."
Den Masterplan für dieses Grossprojekt auf dem Gipfel und das architektonische Gesamtprojekt entwickelten die Basler Architekten Herzog & de Meuron. "Mit Überzeugung" habe man sich für dieses Architekturbüro entschieden, sagte Wicki. Man wollte ein Team engagieren, das mit Grossprojekten vertraut sei.
"Wir mussten nicht lange überlegen, ob wir das Projekt angehen sollen", sagte Pierre de Meuron. Bergstationen seien meist Zweckbauten. "Wir haben den Anspruch, hier, auf dem Gipfel des Titlis, Zweck und Ästhetik zu vereinen", sagte er.
Das Projekt mit dem Namen "Titlis 3020" - die Bergstation liegt auf 3020 Metern über Meer - beinhaltet neben dem Umbau des Turms auch den Neubau der Bergstation aus dem Jahr 1967. Diese kann, so Wicki, die heutigen und zukünftigen Anforderungen nicht mehr erfüllen. Obschon sie in den vergangenen 50 Jahren mehrmals erweitert und umgebaut wurde.
Die Infrastruktur auf dem Gipfel stösst an ihre Kapazitätsgrenzen: Heute besuchen über eine Million Gäste den Berg, in Spitzenzeiten sind bis zu 2000 gleichzeitig auf dem Gipfel.
Eis- und Kristallstruktur als Inspirationsquelle
Die neue Bergstation soll eine einfache Form erhalten, sagte de Meuron. Inspirieren liessen sich die Architekten von der Stahlkonstruktion des Turms. "Sie erinnert uns an die Struktur von Eis und Kristall", sagte de Meuron.
Die neue Gebäudehülle besteht aus einer Stahlkonstruktion und viel Glas. Das Projekt spreche "eine markante Architektursprache", sagte de Meuron.
Es wird eine Rolltreppen geben, um die Besucher von der Bergstation direkt auf den Gletscher zu transportieren. Den Architekten war es wichtig, dass die Personenflüsse - anders als heute - klar strukturiert werden. Auch, weil ein grosser Ansturm erwartet wird.
Auf dem Dach der Bergstation soll eine Aussichtsterrasse entstehen. Weiter sollen Touristen in der neuen Bergstation Souvenirs shoppen und sich verpflegen können. Die drei Restaurants bieten Platz für rund 550 Personen.
Als erster Schritt soll der Turm, der 200 Meter von der Station steht und auch künftig für Antennenanlagen genutzt wird,, öffentlich gemacht werden.
Konkret wollen die Architekten zwei rechtwinklige Prismen in die Stahlkonstruktion schieben. Auf einer soll ein Restaurant entstehen, auf einer eine Bar - beide mit voll verglasten Fronten und Platz für rund 200 Personen. Auch hier gibt es eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform mit Ausblick auf den Alpenhauptkamm im Süden und dem Blick übers Schweizer Mittelland im Norden.
Bauliche Herausforderungen
Insgesamt soll das Grossprojekt rund 100 Millionen Franken kosten. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass die Titlis Bergbahnen die Investitionen aus dem betrieblichen Cashflow tätigen kann.
Das Bauen auf dieser Höhe werde zu einer grossen Herausforderung, betonten die Verantwortlichen. Unter anderem auch, weil der Umbau unter Vollbetrieb erfolgen solle, sagte Wicki.
Gebaut werden soll auch eine einspurige Pendelbahn, die für Evakuation oder Transport zum Einsatz kommt. Sie verläuft parallel zur heutigen Luftseilbahn, der Rotairbahn, die auf den Gletscher fährt.
Für die Realisierung rechnen die Verantwortlichen mit vier bis sechs Jahren - je nach Verlauf des Bewilligungsverfahrens. Läuft alles nach Plan, soll der Umbau des Turms 2019 starten und 2020 beendet werden. Danach wird die Bergstation gebaut.
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