Milchwirtschaft Hochdorf rutscht wegen höheren Rohstoffpreisen tiefer ins Minus

SDA

8.8.2022 - 07:55

Ein Lastwagen liefert in Hochdorf Milch an: der Milchverarbeiter hatte im ersten Halbjahr 2022 mit höheren Rohstoffpreisen zu kämpfen. (Archivaufnahme)
Ein Lastwagen liefert in Hochdorf Milch an: der Milchverarbeiter hatte im ersten Halbjahr 2022 mit höheren Rohstoffpreisen zu kämpfen. (Archivaufnahme)
Keystone

Der Milchverarbeiter Hochdorf weist im ersten Halbjahr 2022 wegen höheren Rohstoff- und Energiepreisen einen grösseren Verlust aus als im Vorjahreszeitraum. Für das zweite Semester stehen Liquiditätsmanagement und Transformation im Fokus.

8.8.2022 - 07:55

Der Umsatz wird in einer Mitteilung vom Montag mit 145,7 Millionen Franken beziffert, ein Anstieg um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dabei steuerten die Geschäftsbereiche Food Solutions (Milchpulverprodukte) und Food Specialities mit 118,3 Millionen Franken (+5,2%) den Löwenanteil zum Gruppenumsatz bei. Der Geschäftsbereich Baby- und Kleinkindernahrung verbuchte derweil einen Umsatzrückgang um 1,6 Prozent auf 27,4 Millionen.

Das Betriebsergebnis in den ersten sechs Monaten stand ganz im Zeichen des wirtschaftlichen Umfelds. «Die gestiegenen Preise für Rohstoffe in der Produktion, insbesondere der höhere Milchpreis in der Schweiz, sowie die rasant gestiegenen Energiekosten beeinflussten das Betriebsergebnis genauso wie Währungseffekte und höhere Logistikkosten», heisst es in der Mitteilung.

Hochdorf rutschte beim operativen Ergebnis mit -15,9 Millionen Franken noch tiefer in die Verlustzone. Im Vorjahreszeitraum hatte die kriselnde Gruppe einen Verlust von 8,6 Millionen ausgewiesen. Unter dem Strich verdoppelte sich das Minus gar auf 18,3 Millionen, nach 9,0 Millionen im ersten Halbjahr 2021.

Vorsichtiger Blick nach vorne

Beim Blick nach vorne bleibt die Gruppe vorsichtig. Auch das zweite Halbjahr dürfte wegen der weiteren Bereinigung von Altlasten und der stark gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten herausfordernd werden, sagte Firmenchef Ralph Siegl an einer Telefonkonferenz. Vor allem der Milchpreis in der Schweiz schlage zu Buche. Zusätzlich habe der Ukrainekrieg das Unternehmen wohl eine Zusatzschlaufe von einem Jahr drehen lassen.

Trotzdem wird für das zweite Semester ein im Vergleich zum ersten Halbjahr stark verbessertes Ergebnis und ein EBITDA-Verlust von weniger als 7 Millionen Franken erwartet. Ausserdem soll die Bruttomarge dank weiterer Portfoliobereinigungen und operativer Effizienzsteigerungen deutlich stärker ausfallen. Voraussetzung dafür sei aber, dass sich die Marktbedingungen nicht weiter massiv verschlechtern, teilte Hochdorf mit.

Der Milchverarbeiter treibt seine Transformation voran und ist zuversichtlich, 2024 beim EBIT schwarze Zahlen zu schreiben. Er solle von einem angebotsrorientierten zu einem nachfragebasierten Unternehmen werden, sagte Siegl. So solle die Abhängigkeit vom Rohstoff Milch reduziert werden. «Wir wollen uns nicht mehr von den Milchkosten durchs Dorf treiben lassen», sagte der Firmenchef.

Hochdorf setzt deswegen vermehrt auf margenstarke Produkte durch Milchveredelung sowie Produkte für Kleinkinder, aber auch pflanzenbasierte Produkte wie Proteine und Milchpulveralternativen.

Finanzierung gesichert

Wie Hochdorf weiter mitteilte, wurden für den laufenden Konsortialkredit mit den beteiligten Banken Bedingungen (Covenants) mit neuen EBITDA-Zielen vereinbart. Die benötigte Liquidität sei zudem bis zum September 2023 dank einer Zwischenfinanzierung gesichert.

Darüber hinaus prüft Hochdorf zur Strategieumsetzung alternative Finanzierungsoptionen. «Wenn Sie unsere Bilanz ansehen, ist eine Kapitalerhöhung eine wesentliche Möglichkeit, die wir sehr genau ansehen werden», sagte Siegl.

Zum Thema Energieversorgung teilte Hochdorf mit, dass man im Falle von Versorgungsengpässen mit Gas am Standort Hochdorf die Möglichkeit habe, auf Öl umzusteigen. Für den Standort Sulgen würden derweil Optionen geprüft, inwiefern und wie schnell eine Umstellung auf Öl oder Flüssiggas möglich wäre.

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