TourismusInformiert und spontan: Chinesische Einzeltouristen fordern Luzern
SDA
4.2.2020 - 13:07
Chinesische Individualtouristen stellen die Luzerner Touristiker vor neue Herausforderungen: Sie lassen sich kaum lenken, denn sie informieren sich genau und entscheiden spontan. Eine Studie rät, in diesem wachsenden Markt auf Nischen zu setzen.
Luzern Tourismus hat vom Institut für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern wissen wollen, welche Möglichkeiten die Individualtouristen aus China der Ferienindustrie in Luzern und der Zentralschweiz bieten. Die Zentralschweiz sei die Region Nummer eins für Gäste aus China, sagte Tourismusdirektor Marcel Perren am Dienstag bei der Vorstellung der Studie. Rund zehn Prozent der Logiernächte entfielen in dieser Region auf Chinesen.
Die steigende Bedeutung zeigt die Entwicklung der Zahl der chinesischen Logiernächte: Diese nahm in der Zentralschweiz von 2008 bis 2018 um 450 Prozent zu. Grund dafür seien die steigenden Einkommen in China, sagte Studienleiter Jürg Stettler, vor allem das starke Wachstum der Mittelschicht.
Von den 1,4 Milliarden Chinesen reisten 2018 6,2 Millionen nach Europa, eine Million kam in die Schweiz. Dies zeige das enorme Potenzial, sagte Stettler.
Berge, Sehenswürdigkeiten, Shopping
Die Hauptgründe, weswegen ein Chinese in die Schweiz kommen will, sind bei Gruppen- und Individualtouristen die gleichen: Berge, Sehenswürdigkeiten und Einkaufen. Wenn Individualtouristen mehr Zeit haben, zeigen sich aber ihre vielfältigen Interessen, und sie sind dann auch an Nischenangeboten interessiert.
Egal wie sie reisen, chinesische Touristen sind risikoscheu, und sie sind keine Aktivsportler. Bergbahnen seien deswegen zentral für ein Naturerlebnis, sagte Stettler. Den chinesischen Touristen genüge ein Schneeerlebnis auf dem Titlis, sie suchten keine dreitägige Wanderung.
Wichtig für Individualtouristen aus China ist gemäss der Studie die Kulinarik. Sie geben etwas weniger für das Shoppen aus als Gruppenreisende, die Wertschöpfung ist dadurch aber auf mehr Unternehmen verteilt, was für die Tourismusorte interessant ist.
Kein Interesse an Pauschalangeboten
Was bei den chinesischen Einzeltouristen nicht funktioniert, sind Pauschalangebote. Die Individualtouristen fürchten, dass ihnen damit ein günstiges Angebot durch die Lappen gehen könnte. Sie versuchten sich alle Optionen offenzuhalten, sagte Stettler. Sie reisten aber äusserst gut vorbereitet an. Zentral sei für die Chinesen auf ihren Reisen zudem das Mobiltelefon.
Stettler kam damit zum Schluss, dass China auch bezüglich der Individualtouristen ein grosses Potenzial für den Luzerner Tourismus habe. Gezielt lenken liessen sie sich aber nicht, sagte er. Luzern müsse sich über die Qualität und Nischen positionieren.
Diese Strategie bestätigte Simon Bosshart, der bei Schweiz Tourismus für den asiatischen Markt zuständig ist. Nischen, etwa Skifahrer oder Kunstprofessoren, seien in China sehr gross, sagte er.
Guter Mix angestrebt
Vom chinesischen Gruppentourismus abwenden will sich Luzern aber nicht. Sowohl der Gruppen- als auch der Individualtourismus seien relevant, sagte Tourismusdirektor Perren. Ein guter Mix sei ein Vorteil, auch wegen der Jahresauslastung.
Kurz angesprochen wurden auch die Folgen des Coronavirus. Der Schaden für den Schweizer Tourismus sei da, es sei zum Glück aber nicht die Hauptreisezeit, sagte Bosshart. Problematisch werden könnte es, wenn sich die Krise bis in den Sommer hinziehe. Sonst könnte es aber sogar sein, dass die jetzigen Reisebeschränkungen auf das Sommergeschäft einen positiven Effekt haben könnten.
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