Justiz Luzerner Gericht verurteilt Brandstifter- und Betrügerpärchen

SDA

26.10.2020 - 00:00

Das Luzerner Kriminalgericht hat ein zerstrittenes Pärchen verurteilt, das in Adligenswil LU eine Bar in Brand gesteckt hat, um Versicherungsgelder zu kassieren. Zudem machten die beiden unwahre Angaben gegenüber den Sozialbehörden.

Das Gericht sprach die 30-jährige Frau und den 29-jährigen Mann der qualifizierten Brandstiftung, des versuchten Betrugs und des unrechtmässigen Bezugs von Sozialversicherungsleistungen schuldig. Die Frau wurde zu einer Freiheitsstrafe von 4 Jahren und 6 Monaten verurteilt. Der Mann erhielt 2 Monate mehr, dies weil er der Geschäftsmann gewesen sei, wie es in dem am Sonntag publizierten Urteil hiess. Die beiden aus dem Iran stammenden Beschuldigten sollen zudem für 10 Jahre des Landes verwiesen werden.

Der Mann wurde auch beschuldigt, seine mitangeklagte Freundin vergewaltigt und geschlagen zu haben. Das Kriminalgericht schaute dies als nicht erwiesen an und sprach ihn von den Vorwürfen frei. Die beiden Urteile sind nicht rechtskräftig, die Berufung wurde angemeldet.

Im Schlaf überrascht

Der Mann führte in Adligenswil die Bar «Boca Chica Pasyar». Für deren Finanzierung hatte er vom Vater seiner Freundin 50'000 Franken erhalten. Weil die Bar nicht lief, steckte das Paar diese in einer Märznacht 2018 mit Hilfe von Benzin in Brand. Zwei im selben Haus wohnhafte Frauen wurden im Schlaf vom Feuer überrascht und konnten im letzten Moment von der Feuerwehr gerettet werden. Am Haus entstand ein Schaden von 500'000 Franken.

Die Brandstifter hofften in der Darstellung der Staatsanwaltschaft auf eine Versicherungssumme von mindestens 80'000 Franken. Damit sollte auch das Darlehen wieder zurückbezahlt werden. Dieses Darlehen wurde zudem gegenüber den Sozialdiensten nicht deklariert und damit bei der Berechnung der Sozialhilfe nicht berücksichtigt.

Die beiden Beschuldigten äusserten sich im Strafverfahren «sehr widersprüchlich und gegensätzlich», wie es im Urteil hiess. Er sagte vor dem Gericht, sie hätten den Brand gemeinsam gelegt, er sei aber von seiner Freundin dazu gezwungen worden. Sie sagte, dass sie von der Brandstiftung zwar gewusst habe, daran aber nicht beteiligt gewesen sei.

Verräterische Handschuhe

Das Gericht kam zwar auch zum Schluss, dass unklar sei, wer der beiden genau was gemacht habe, es zeigte sich aber überzeugt, dass die Brandstiftung gemeinschaftlich verübt worden ist. Es stützt sich dabei auf die Aufnahmen einer Überwachungskamera, auf Mobilfunkdaten oder aufgefunden Utensilien. So wurden sowohl Damen- wie Herrenhandschuhe mit Benzinrückständen sichergestellt.

Das Gericht bezeichnete das Leugnen der Frau als dreist. Ihre Angaben seien mit Vorsicht zu geniessen, sie sei schliesslich auch eine ausgebildete Schauspielerin. Wäre sie unschuldig, hätte sie keinen Grund gehabt, nicht die Wahrheit zu sagen.

Die Schilderungen des vor dem Gericht geständigen Mannes wurden von den Richtern als plausibel und detailliert eingestuft. Beide Beschuldigten hätten ein Motiv gehabt, die Bar mit dem Ziel anzuzünden, um Versicherungsleistungen zu kassieren und das in die Bar investierte Geld zurückzuholen.

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