Coronavirus – SchweizLuzerner Lernende beim Fernunterricht auf den Geschmack gekommen
SDA
15.10.2020 - 11:45
Der coronabedingte Fernunterricht im Kanton Luzern ist bei Lernenden, Lehrpersonen und Eltern mehrheitlich gut angekommen. So besteht laut einer Umfrage die Bereitschaft, den Fernunterricht zumindest teilweise beizubehalten. Allerdings fehlten die soziale Kontakte.
Einen «Stresstest des Systems» nannte der Luzerner Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann (parteilos) die Erhebung, deren Ergebnisse er am Donnerstag vorstellte. Luzern hatte als einziger Kanton der Schweiz in der Endphase des Fernunterrichts von Juni bis Juli eine Online-Umfrage in Auftrag gegeben.
Vorgenommen hat diese ein Befragungsinstitut, insgesamt antworteten über 23'000 Personen, mehrheitlich Schülerinnen und Schüler aller Stufen, aber auch Lehrpersonen, Eltern, Schulleiterinnen und Berufsbildner. Für einen Kanton mit rund 400'000 Einwohner sei das eine beträchtliche Zahl, sagte Schwerzmann.
Man habe den Moment genutzt, um den Stand der Digitalisierung im Luzerner Bildungswesen zu überprüfen. Bei der Erhebung habe man etwa mit Aussenvorgaben zum Anteil fremdsprachige Eltern sichergestellt, dass auch Rückmeldungen potenziell schwächerer Lernenden vertreten seien.
Weniger Druck
80 Prozent der Befragten zeigten sich mit dem Fernunterricht zufrieden. Schülerinnen und Schüler schätzten insbesondere die zeitliche Flexibilität und mehr Freizeit. Knapp ein Drittel der Befragten gaben an, sich weniger unter Druck gefühlt zu haben.
Letzteres führt Schwerzmann einerseits auf den sozialen Druck bei schulisch Schwächeren zurück und anderseits auch, weil keine Prüfungen stattgefunden hätten. Das Fehlen sozialer Kontakte war sowohl bei Lernenden als auch bei Lehrpersonen der grösste Wermutstropfen mit je über 60 Prozent Zustimmung.
Weiter klagten 36 Prozent der Lernenden über Konzentrationsschwierigkeiten beim Fernunterricht, wobei hier die Studierenden an Hochschulen besonders betroffen waren. 46 Prozent der Lehrpersonen fanden es schwierig, das richtige Mass zwischen Unterricht und Alltag zu finden.
Keine Homeschooling-Tage
Erfragt wurde auch die Bereitschaft, künftig Fernunterricht beizubehalten. Diese ist zumindest teilweise auf allen Stufen und bei allen Zielgruppen gegeben. Ein Anteil von bis zu 25 Prozent Fernunterricht findet breite Zustimmung.
Das kollidiere allerdings mit der Aussage, dass die sozialen Kontakte fehlten, sagte Schwerzmann. Er interpretiere dies denn auch eher als Bereitschaft, digital und ausserschulisch mehr zu machen, nicht aber, fixe Homeschooling-Tage einzuführen. Auch gelte es, die Altersgrenzen im Auge zu behalten, so bringe der Fernunterricht gerade bei jüngeren Lernenden mehr Schwierigkeiten mit sich.
Die technische Infrastruktur für den Fernunterricht sei im Kanton Luzern nahezu fertiggestellt. Es gelte nun, Kinder ab der 3. Primarklasse mit den notwendigen Geräten auszurüsten. Wenn man sehe, wie diese sich bereits digital bewegen, könne man ihnen auch die entsprechenden Geräte geben, sagte Schwerzmann.
Auch der Lernstoff sei vorhanden, man müsse ihn allerdings etwas zusammensuchen. Daher sollen etwa Lernplattformen systematisiert werden. Die Digitalisierung im Bildungsbereich werden zudem mit einem Digitalverantwortlichen in der Departementsleitung verstärkt.
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